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Die nächste Generation Heidenauer Chocolatiers steht bereit

Es dauert zwar noch ein bisschen, bis Jona Schürer in die Fußstapfen seines Vaters Marcus tritt, doch schon jetzt sind sie ein Team. Ihr nächstes Projekt ist kalt.

Von Heike Sabel
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Vater und Sohn Schürer im Herzstück ihrer Schokoladenmanufaktur: Hier wird aus dem Kakaopulver etwas, das später auf der Zunge zergeht.
Vater und Sohn Schürer im Herzstück ihrer Schokoladenmanufaktur: Hier wird aus dem Kakaopulver etwas, das später auf der Zunge zergeht. © Norbert Millauer

Wenn der Vater mit dem Sohne - Schokolade macht, haben alle was davon. Vater Marcus Schürer hatte einst in der Küche begonnen. Die erste Manufaktur befand sich auf der Pirnaer Straße, 2016 wurde in die ehemalige Schule an der S172 umgezogen. Die Lage ist perfekt. Meistens. Hier fahren auch die Besucher der Region zwischen Dresden und Pirna und weiter und halten gern an. Genau deshalb hat die Manufaktur, obwohl weit vom Waldbrand in der Hinteren Sächsischen Schweiz im Sommer entfernt, auch ihre Folgen gespürt. Denn da fehlten auf einmal die, die anhielten. Der August war damit schlechter als sonst. Jetzt wird aufgeholt. Das Weihnachtsgeschäft steht bevor. Zwischen Elisen-Lebkuchen, Trüffeln und Nugat werden auch Pläne fürs nächste Jahr gemacht. Immer öfter sind da nicht nur Marcus und Iris Schürer ein Team, sondern gehört auch Sohn Jona dazu.


Jona ist 17 und hilft oft in der Manufaktur. Im Café ist er der Barista, bereitet also die verschiedenen Kaffees zu. Er hilft aber auch in der Produktion oder Verpackung, je nachdem wo er gebraucht wird. "Ich kenne das Unternehmen schon recht gut." Die beste Voraussetzung für die Zukunft. Für die hat er schon genaue Pläne, auch wenn es "noch ein paar Jährchen" dauert, wie er sagt. Nach dem Realschulabschluss absolviert er jetzt die Fachoberschule, Schwerpunkt Wirtschaft. Danach will er Lebensmittelmanagement studieren. Sein Praktikumsbetrieb wird die Dresdner Bäckerei Wippler sein. "So wird das", sagt Jona.

Zur Schokolade kommt Eis

Nächstes Jahr wird erst einmal etwas anderes: Eis. Konditor Falk Liesek hat dafür schon Erfahrungen gesammelt und wird dann der Mann fürs Eis sein. Im Winter wird der kleine Anbau an das Hauptgebäude umgebaut. Hier wird dann ab nächstem Frühjahr auch Eis "übern Hof" verkauft. Der bekommt dafür ein bisschen Sommer- und Strandgefühl, sagt Marcus Schürer. "Die Schokoladenmanufaktur will sich als gute Adresse auch für Eis etablieren." Bisher bezieht die Manufaktur ihr Eis von der Bäckerei Schietzold aus Maxen.

Die Pläne für die ehemalige Turnhalle auf dem Manufaktur-Gelände hat Schürer etwas zurückgestellt. Sie gehört ihm nun, die Stadt hat ihre Archivunterlagen anderweitig eingelagert. Wie groß wann sein Schokoladen-Erlebnisland wird, ist derzeit offen.

Kakao von Bekannten aus Kolumbien

Marcus Schürer ist gerade mal 53 und jung genug, Neues auszuprobieren. Neben den Kreationen sind es auch Lieferanten. "Der Markt sortiert sich neu, mehr direkter Vertrieb." So bestellt er Kakao unter anderem bei einem gebürtigen Thüringer und seiner Frau in Kolumbien. Die kennt er, das sei ein anderes Gefühl, auch weil niemand mehr als Zwischenhändler dran verdiene. Was jedoch auch beim Kakao länger dauert, sind die Lieferungen. Den Criollo-Kakao hat Schürer im Juni bestellt und wird ihn wohl nicht mehr vor Weihnachten bekommen. Sein Marzipan bezieht Schürer aus Liebe zu seiner Heimatstadt und der Qualität wegen weiter aus Lübeck.

Zu den Weihnachts-Klassikern gehören der "Heidenauer Nugatstamm" und natürlich die Pralinen-Kreationen. Die komplett selbst hergestellten Lebkuchenspitzen werden mit eigener Schokolade überzogen, und auf die Elisen-Lebkuchen freut sich Marcus Schürer selbst. Er mag Schokolade auch nach so vielen Jahren noch. Jona schwört auf Ariba-Schokolade pur. "Die zergeht auf der Zunge."

Unternehmer bleiben in der Familie

Schon jetzt treffen Vater und Sohn Entscheidungen gemeinsam. Die Zusammenarbeit ist super toll, sagt Jona. So wie Jona auf seinen Vater stolz, ist es schon jetzt Marcus Schürer auf seinen Sohn. Er sieht den anderen Blick und das andere Herangehen der neuen Generation als Chance. So früh die Nachfolge innerhalb der Familie zu regeln, ist nicht üblich und hängt auch von den Kindern ab. Dort wo es rechtzeitig klar ist, entlastet es beide Generationen. In Heidenau gibt es dafür aktuell mindestens noch zwei weitere Beispiele. So hat dieses Jahr Philipp Königsmann die Arztpraxis seines Vaters übernommen und die Unternehmerin Cornelia Schmiedel hat ihrer Tochter bereits die Bereiche Personal und Marketing übertragen.

Ans Aufhören denkt er Marcus Schürer noch nicht, aber wenn es mal so weit ist, wird ihm Loslassen und Abgeben nicht schwerfallen. Auch weil er weiß, an wen und wie es weitergeht. Jona ist "total stolz" auf seinen Vater. "Ich finde einfach schön, wofür er lebt, das treibt mich an, es weiterzuführen, und dann kann er stolz auf mich sein."