Es ist alles anders dieses Jahr: Der Heidenauer Ehrenamtspreis wurde nicht im März zur Einwohnerversammlung vergeben, weil die nicht stattfand, sondern erst jetzt im Juni-Stadtrat. Und das Modell des Boberhauses stand seit vergangenem November aufgrund der Kontaktbeschränkungen auf dem Boden des Rathauses. Aber was haben der Ehrenamtspreisträger Werner Guder und das Modell miteinander zu tun?
Obwohl das Modell nicht von Guder, sondern von Rainer Dierchen stammt, hat Guder großen Anteil daran, dass es gebaut wurde und nun im Rathaus ausgestellt ist. Während Dierchen sich mit dem Bauen beschäftigt hat, ist Guder im Städtepartnerschaftsverein Heidenau der Mann für die Historie. Beide Rentner verbindet das Interesse für die Geschichte.
Das Boberhaus war ein Volksbildungshaus und Grenzschulheim in Heidenaus polnischer Partnerstadt Lwówek Slaski. Von 1926 bis 1937 wurde es von der Schlesischen Jungmannschaft getragen und stand jungen Menschen ungeachtet der Parteizugehörigkeit, Herkunft, Berufstätigkeit und Weltanschauung offen. Am 9. November 1937 enteignete die NSDAP die Schlesische Jungmannschaft, übernahm das Boberhaus und nutzte es als Jugendherberge der Hitler-Jugend und Wehrmachtslazarett. Zum Schluss war es Lager für ausländische Zwangsarbeiterinnen. Vermutlich am 12. Februar 1945 brannte das Boberhaus zur Ruine nieder.
Das Modell soll nun die Brücke zwischen der Vergangenheit und der Zukunft schlagen. Die Städtepartnerschaftsvereine in Heidenau und im polnischen Lwowek wollen es dort wieder auferstehen lassen. Der Wiederaufbau ist eine organisatorische und finanzielle Herausforderung. Die Ausstellung des Modells jetzt im Heidenauer Rathaus soll auch helfen, Spenden zu sammeln. Vielleicht trägt ja auch der Ehrenamtspreis für Guder dazu bei, dass Geld fließt, auch wenn der Preis selbst mit keiner finanziellen Prämie verbunden ist.