SZ + Kamenz
Merken

Drohnenpiloten wollen Berufsausbildung nach Kamenz bringen

Das Zentrum für autonomes und elektrisches Fliegen in Kamenz will eine Berufsausbildung für Drohnenpiloten etablieren. Interessierter Nachwuchs steht schon bereit.

Von Lucy Krille
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Stefan Schmidt (r.) zeigt, wie man eine Drohne richtig steuert. Fabian Müller (2.v.l.) sowie die Brüder Jonas (l.) und Jamin sind zum Schnuppertraining gekommen, zu dem das Kamenzer Kompetenzzentrums Autonom Elektrisch Fliegen eingeladen hat.
Stefan Schmidt (r.) zeigt, wie man eine Drohne richtig steuert. Fabian Müller (2.v.l.) sowie die Brüder Jonas (l.) und Jamin sind zum Schnuppertraining gekommen, zu dem das Kamenzer Kompetenzzentrums Autonom Elektrisch Fliegen eingeladen hat. © Norbert Millauer

Kamenz. Mit einem leisen Surren hebt die Drohne in den Himmel über dem Übungsplatz in der Gemeinde Oßling ab. Auf einem freien Gelände nahe des Ortsteils Weißig hat sich knapp ein Dutzend Kinder und Jugendliche versammelt, auch einige interessierte Erwachsene schauen gebannt in den wolkenfreien Himmel. Sie sind zu einer Art Drohnen-Schnuppertraining des Kamenzer Kompetenzzentrums Autonom Elektrisch Fliegen (AEF) gekommen.

Bevor die Drohnenfans mit den Ausbildern hierhergefahren sind, hatten sie am Kamenzer Flughafen Theorieunterricht. "Wir hatten eine Einweisung in die rechtlichen Bedingungen, wo man welche Drohnen fliegen darf, was an den Drohnen dran ist, welche Arten es gibt und so weiter", sagt AEF-Vereinsvorstand Peter Pfeiffer.

Drohnen über 250 Gramm dürfen beispielsweise nur von Piloten und Pilotinnen ab 16 Jahren gesteuert werden. Doch es gibt noch viel mehr, was Drohnenfans lernen können und müssen, weshalb das AEF auch verschiedene Pilotenscheine anbietet. Um einen solchen zu bekommen, belegen die Interessenten Kurse und Prüfungen etwa zum Luftfahrtrecht oder zur Wetterkunde.

Drohnen sind schon lange nicht mehr nur Spielzeug

Die Wetterbedingungen zu beobachten, ist nicht nur für Flugzeug-, sondern auch für Drohnenpiloten wichtig. "Achtung zurück, es kommt Wind auf", ruft Pfeiffer den Jungen und Mädchen zu, die sich gerade an verschiedenen Drohnen ausprobieren. Schließlich sollen die wertvollen Geräte niemanden treffen und auch keinen Schaden abbekommen.

Das AEF würde die Drohnenausbildung gern ausweiten. So träumen die Drohnenpiloten von einer anerkannten Berufsausbildung statt "nur" einer Qualifizierung . Das AEF beteiligt sich deshalb an einer europäischen Initiative, die derzeit auf Bundesebene beraten wird. "Wir rechnen bis Mitte nächsten Jahres mit einer Entscheidung", sagt Pfeiffer. In Spanien sei man schon weiter, dort stehe eine Entscheidung, ob man sich künftig zum Drohnenprofi ausbilden lassen kann, kurz bevor. Pfeiffer nennt auch schon eine mögliche Berufsbezeichnung: "unmanned systems mechatronicer".

Der Name (zu deutsch: Mechatroniker für unbemannte Systeme) verrät schon, dass es bei einer Drohnenausbildung um mehr als das Fliegen gehen soll. Denn die kleinen Geräte sind mittlerweile viel mehr als ein Spielzeug für Hobbypiloten. Die Technik wird immer ausgefeilter, die Leistungen der Drohnen immer besser. Deshalb brauche es Experten, die sich mit der Software, der Stromversorgung und den Drohnenteilen auskennen.

Spezialdrohnen könnten Waldbrände löschen

Die Einsatzmöglichkeiten von Drohnen sind stark gewachsen. So gibt es etwa spezielle Filmdrohnen, die von zwei Leuten gleichzeitig bedient werden müssen. Einer kümmert sich um die Kamera, einer um die Drohne. Die Geräte wiegen über vier Kilo und kosten um die 10.000 Euro. Für die Bedienung solcher speziellen Drohnen ist ein Zertifikat notwendig. Stefan Schmidt, neben Florian Helm einer der Ausbilder am AEF und bis vor ein paar Monaten noch hauptberuflich Friseur, darf diese Drohnen fliegen.

Der Räckelwitzer, der heute bei Ottendorf-Okrilla wohnt, hat sich über die Jahre Wissen angeeignet und macht auch Werbevideos. "Die Filmdrohnen haben ein hochkompliziertes Kamerasystem", sagt Schmidt. Zunächst hilft er Pilotenschüler Fabian Müller aber mit einer sogenannten First-Person-View-Drohne. Bei dieser bekommt Müller die Bilder, die die Drohne aufnimmt, durch eine Brille direkt auf die Augen, kann die Drohne also aus der Perspektive eines virtuellen Piloten an Bord steuern.

Agrardrohnen werden zum Vermessen von Feldern oder Erkennen von Bränden eingesetzt. Mittlerweile können sie bis zu 75 Kilo Material transportieren, etwa Löschwasser oder Kalk für die Wälder. "Nächstes Jahr rechnen wir mit bis zu 100 Kilo Transportgewicht", sagt Pfeiffer. Deshalb kann er sich gut vorstellen, dass Drohnen in Zukunft die meist teureren Hubschrauber in vielen Bereichen ablösen könnten.

Praxisausbildung wäre in Kamenz möglich

Wie eine Ausbildung zum Drohnenpiloten in Zukunft aussehen könnte, ist in vielen Punkten noch unklar. Es gebe aber bereits gute Gespräche mit dem Landratsamt, verrät Peter Pfeiffer, der im Landkreis Bautzen ein Zentrum für die Drohnenausbildung etablieren will. Die Praxisstunden könnten durch das AEF abgedeckt werden. "Wir haben hier die besten Ausbilder in Sachsen", sagt Pfeiffer.

Bei denen lernt Anja Beyer aus der Nähe von Bad Lausick gerade. Sie ist noch Schülerin am beruflichen Gymnasium, weiß aber schon ziemlich genau, dass sie später mit Drohnen arbeiten will. Die 18-Jährige übernachtet deshalb für vier Wochen im Wohnmobil in Kamenz, um ein Praktikum beim AEF zu machen.

Gerade hat sie sich an der Berufsakademie Bautzen über ein duales Studium im technischen Bereich informiert - und kann sich vorstellen, in den Landkreis Bautzen zu ziehen. Dann wäre sie nahe am Kompetenzzentrum - und einem möglichen Drohnenausbildungszentrum.

Bevor das kommt, will das AEF mit Aktionen wie dem Schnuppertraining den Pilotennachwuchs weiter für die Drohnen begeistern. Ab September 2023 plant Pfeiffer einen monatlichen Jugendtreff. Und auch eine Wettbewerbsserie mit Renndrohnen schwebt ihm vor. Die Drohnen können bis zu 160 Kilometer pro Stunde fliegen.