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In Königsbrück gibt es jetzt einen rollenden Apachen Pub

In Cunnersdorf bei Kamenz gibt es keinen Karnevals-Club. Und doch haben sich einige Enthusiasten der fünften Jahreszeit verschrieben – mit einer besonderen Leidenschaft.

Von Heike Garten
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Noch ist der Faschingswagen nicht fertig, aber am Sonnabend zum großen Umzug in Königsbrück sind die Faschingsfreunde Cunnersdorf mit dabei. Rico, Josefine und André (vorn von links) mit ihren Mitstreitern freuen sich auf das Event.
Noch ist der Faschingswagen nicht fertig, aber am Sonnabend zum großen Umzug in Königsbrück sind die Faschingsfreunde Cunnersdorf mit dabei. Rico, Josefine und André (vorn von links) mit ihren Mitstreitern freuen sich auf das Event. © Anne Hasselbach

Cunnersdorf. Sie sind begeisterte Karnevalfans, freuen sich schon das ganze Jahr auf die fünfte Jahreszeit: die Cunnersdorfer Faschingsfreunde. Dabei gibt es in dem kleinen Ort bei Kamenz gar keinen Karnevalsclub, keine Veranstaltungen finden dort statt, und auch der Bürgermeister übergibt den Amtsschlüssel nicht an die Narren. Und doch fiebern die Faschingsfreunde schon dem närrischen Treiben entgegen – mit einer ganz besonderen Leidenschaft: Sie bauen sich in jeder Saison einen Faschingswagen und nehmen an Umzügen in verschiedenen Orten teil.

„Das ist etwas ganz anderes, als sich nur ein Kostüm rauszusuchen und Party zu machen“, sagt der Chef der Truppe André Nicklich. Natürlich sei es immer der Höhepunkt, sich bei den Umzügen zu präsentieren, aber die Vorbereitung, der Bau mache genauso viel Spaß. „Wir sind eine eingeschworene Truppe“, so André Nicklich.

Heiße Höschen werden gut versteckt

Das merkt man den Leuten auch an, wenn man sie beim Werkeln an ihrem aktuellen Wagen beobachtet. Die Handgriffe sitzen, einer hilft dem anderen, ein anderer passt auf das Kind auf, das an diesem Tag mit in der Halle ist. Es wird viel gelacht, Stimmengewirr liegt in der Luft.

Schon ein halbes Jahr vor den Umzügen überlegen sich die Cunnersdorfer Faschingsfreunde, wie ihr Wagen aussehen soll. „Das hängt meist mit dem Motto des Königsbrücker Karnevalvereins zusammen, was der Hauptumzugsort für die Cunnersdorfer ist“, erklärt André Nicklich. Dieses lautet 2024: „Mit dem KCC in die Prärie“. Die Wagenbauer haben das Ganze für sich noch einmal angepasst: „Heiße Höschen gut versteckt, im Saloon wurden sie entdeckt“.

Umzugswagen zum ersten Mal zweigeschossig

Im Oktober 2023 trafen sich die Faschingsfreunde zum ersten Mal, um Ideen zu sammeln. Dann ging es um die Umsetzung. Grundlage für den Wagen ist ein Lkw-Anhänger. Auf diesen kommt dann eine Platte und darauf der eigentliche Aufbau. Passend zum Motto Saloon ist dieser aktuell ganz in Holz gehalten. Große lange Bretter und Balken werden übereinander geschraubt. Es entsteht letztlich ein geschlossener Raum mit Fenstern und Türen.

„In diesem Jahr ist der Wagen zum ersten Mal zweigeschossig, das war noch einmal eine Herausforderung“, so André Nicklich. Der Wagen ist damit 4,40 Meter lang plus einer Deichsel, 3,80 Meter hoch und 1,15 Meter breit. Das Holz stellte eine Firma kostenlos zur Verfügung, die selbst ein Sägewerk betreibt.

Viele Handgriffe sind erforderlich, um aus dem Holzkasten einen Faschingswagen - den Cunnersdorfer Apachen Pub - zu bauen: Es wird eine Zwischendecke eingezogen, Fenster und Türen werden heraus gesägt, das DJ-Pult und eine Bar eingebaut, die Konfetti-Kanone in Stellung gebracht und ein Platz für das Bierfass geschaffen. Dazu kommt ein eigenes Notstromaggregat mit Kompressor, damit immer genügend Strom anliegt.

Figuren sind an Kult-Film angelehnt

Der Holzaufbau allein macht aber noch keinen Faschings-Wagen. Die Dekoration ist es, die für Aufmerksamkeit sorgt. Die Faschingsfreunde basteln die unterschiedlichsten Figuren, in diesem Jahr zum Beispiel Indianer, Cowboys und die heiße Uschi. Die Figuren sind an den bekannten Film von Michael "Bully"Herbig „Der Schuh des Manitu“ angelehnt. Also gehören auch Sättel und Halfter mit dazu – eben alles, was man in der Prärie benötigt.

Auch die Kostüme der Wagen-Insassen zum Umzug sind dementsprechend gestaltet. Gezogen wird der Faschings-Wagen übrigens von einem kleinen Traktor, der früher einmal auf dem Kamenzer Flugplatz die Flugzeuge aus dem Hangar auf die Startbahn transportiert hat.

Seit Anfang des Jahres 2024 werkeln die 20 Faschingsfreunde, die aus den Orten Cunnersdorf und Schönbach kommen. Für die aktuelle Saison haben sie eine große Halle einer Metallbaufirma in Schönbach zur Verfügung gestellt bekommen. „Die hat große Tore, sonst würden wir mit unserem Wagen dann nicht nach draußen kommen“, freut sich André Nicklich. Seit Januar sind die Wagenbauer jeden Tag nach Feierabend und den ganzen Sonnabend in der Halle. Alle sind hoch motiviert mit dem Ziel, dass alles pünktlich fertig wird. Die Faschingsfreunde möchten allen Unterstützern einen besonderen Dank aussprechen, ohne die die Umsetzung ihres Projektes nicht möglich wäre.

Cunnersdorfer Wagen rollt Sonnabend durch Königsbrück

An zwei Umzügen nehmen die Faschingsfreunde Cunnersdorf 2024 teil. Der erste war am vergangenen Sonntag, dem 4. Februar, in Bernsdorf – die Generalprobe sozusagen. Der Höhepunkt ist allerdings der Faschingsumzug am Sonnabend, dem 10. Februar, in Königsbrück. Um 14 Uhr startet dieser hinter dem Hotel Stadt Königsbrück, führt über Kamenzer, Hohenthal- und Weißbacher Straße zum Markt, von dort geht es zur Schlossstraße und wieder auf der anderen Seite zum Markt. Lutz Kühne, einer der Organisatoren des Umzuges, weiß, dass die Strecke etwa 1,5 Kilometer lang ist. 35 Bilder werden gestellt und die Innenstadt zur Partymeile erklärt.

Die Faschingsfreunde Cunnersdorf starten an diesem Tag viel früher. Mit Musik und Lichteffekten drehen sich zuerst Dorfrunden in Schönbach und Cunnersdorf. Später schließen sich die Straßgräbchener und die Neukircher der Umzugskolonne an. „Wir sind also in diesem Jahr im Dreierpack unterwegs“, so André Nicklich. So geht es nach Königsbrück, wo die Stimmung dann ihren Höhepunkt erreicht. Der Saloon-Wagen der Cunnersdorfer wird dort bestimmt viele Blicke der Faschingsfreunde am Straßenrand auf sich ziehen.