Kamenz. Sie hat den besten Überblick auf das Geschehen beim Kamenzer Würstchenmarkt am Sonntag. Wurstliesel – alias Heike Witopil – schreitet auf langen Stelzen gemessenen Schrittes über den Marktplatz. Sie zieht die Blicke der Besucher auf sich, in ihrer Kochjacke, der langen Schürze, der großen Kochmütze auf dem Kopf und hölzerner Gabel und Messer in der Hand. Und sie lässt sich mit den Gästen fotografieren. Ein besseres Souvenir vom Würstchenmarkt gibt es kaum.
Der eigentliche Hauptakteur des Events mit Einkaufssonntag, die Kamenzer Wurst, dick oder dünn, verschwindet meist schnell im Bauch der Genießer, da bleibt nur die geschmackliche Erinnerung. Familie Weigert aus Kamenz kennt den Geschmack, sie essen die Kamenzer öfters. Genussvoll beißt die Frau in ein Brötchen, in dem gleich zwei Kamenzer liegen. „Wir mögen ja die Wildkamenzer besonders“, sagt ihr Mann. Familie Schöne aus Radeberg ist das erste Mal auf dem Würstchenmarkt und total begeistert. „Die Wurst ist einfach einzigartig, sehr würzig, eben was Besonderes“, sagt sie. Und sie genießen die Atmosphäre auf dem Fest, bei dem es viel mehr zu erleben gibt, als eben nur Kamenzer Wurst.
Vom Schulplatz, über die Theaterstraße, den Buttermarkt, den Marktplatz und die Bautzener Straße reiht sich ein Stand an den anderen, warten Geschäfte mit besonderen Angeboten, haben sich Vereine und Initiativen Aktionen für die Besucher einfallen lassen oder bieten einfach nur leckeres Essen an. Denn eines müssen die Besucher des Würstchenmarktes nicht befürchten: dass man nur Kamenzer essen kann. Nein, für jeden Geschmack ist etwas dabei, herzhaft und süß, und auch Veganer müssen nicht hungern. Oft kann auch vor dem Kauf gekostet werden. Pauline und Theresa Weidlich aus Crostwitz bieten in sorbischer Alltagstracht zum Beispiel Eierlikör an, als Anreiz für die Eierplinsen, die frisch gebacken verkauft werden.
Man kann nicht alle Angebote aufzählen, die den Besuchern an diesem Tag geboten werden. Doch einige Akteure nehmen speziell Bezug auf das Wurst-Fest oder auch auf das 800-jährige Stadtjubiläum im kommenden Jahr. So wirbt zum Beispiel das Kaffee K mit dem Slogan „Treffpunkt für junge Kamenzer Würstchen“. Kettensägen-Künstler Manuel Wondrak fertigte an diesem Tag vor den Augen der Zuschauer den Roten Turm mit der Aufschrift 800 Jahre.
Einen Kritikpunkt brachte ein Ehepaar aus Leppersdorf zur Sprache, der weniger den Würstchenmarkt als vielmehr das Umfeld betrifft. „Es gibt einfach zu wenig Parkplätze. Wir mussten ewig suchen. Da könnte man im nächsten Jahr nach einer Lösung suchen“, sagen sie. Ansonsten genießen sie die Atmosphäre, plaudern mit Bekannten oder lassen sich das ein oder andere schmecken.
Zum Abschluss des Tages gab es erstmals eine Wurstparade. Fleischerinnen, als solche verkleidet, zogen mit Kindern und Musikanten zum Markt.
Hier gibt es die Bilder
Anne Hasselbach von der City Initiative Kamenz, die den Würstchenmarkt organisiert hat, ist am Ende voller Glückshormone, wie sie selbst sagt. „Ich bin überwältigt, es fühlt sich alles stimmig an. Die Leute kommen nicht nur wegen der Wurst, sondern wegen dem Event insgesamt“, so Anne Hasselbach.