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Wie ein Verein allein ein Freibad stemmt

Das Buschmühlenbad in Hauswalde wird seit fünf Jahren ehrenamtlich geführt. Inzwischen kommen Gäste auch von weit her - nicht nur zum Baden.

Von Reiner Hanke
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Bei Claudia Matthes (l.), Veronika Satlow und Sven Heinrich vom Verein Naturbad Buschmühle in Hauswalde laufen die Fäden für den Betrieb des Bades zusammen. Das feiert jetzt 100. Geburtstag und ist seit fünf Jahren in Vereinshand.
Bei Claudia Matthes (l.), Veronika Satlow und Sven Heinrich vom Verein Naturbad Buschmühle in Hauswalde laufen die Fäden für den Betrieb des Bades zusammen. Das feiert jetzt 100. Geburtstag und ist seit fünf Jahren in Vereinshand. © Steffen Unger

Großröhrsdorf. Manche Kommune in der Region hat gar kein Freibad – dafür hat Großröhrsdorf gleich zwei. Das Massenei-Bad und das Naturbad Buschmühle im Ortsteil Hauswalde. Das stand allerdings vor fünf Jahren auf der Kippe, weil es sich die Stadt nicht mehr leisten konnte.

Aber die Badfreunde sträubten sich damals gegen das Aus. Der Verein Naturbad Buschmühle übernahm damals die Verantwortung. Zum Glück. Denn sonst wäre es auch unmöglich geworden, in diesem Jahr das 100-jährige Jubiläum zu feiern. Mit einem Jahr Verspätung wegen Corona.

Fünf Jahre später, in der sechsten Badesaison unter Vereinsregie, steht das Bad besser da als zuvor. Nach den ersten Testjahren, ob das Konzept trägt, hat der Verein den Vertrag mit der Stadt inzwischen verlängert. Ein Rückzug, so Vereinschef Sven Heinrich, habe nie zur Debatte gestanden „Natürlich haben wir auch dazu gelernt", sagt er. Zum Beispiel, dass die Bad-Arbeit nicht nur auf den Sommer und ein paar Vorbereitungen im Frühjahr beschränkt ist. Sie sei eigentlich das ganze Jahr über nötig. Weil Projekte zu planen sind, Spendenaktionen angeschoben werden müssen, Bauarbeiten laufen, Förderanträge zu stellen sind.

Während des Zweiten Weltkrieges blieb das Bad drei Jahre lang geschlossen. Danach tummelten sich wieder die Badegäste auf der fast 5.000 Quadratmeter großen Liegewiese.
Während des Zweiten Weltkrieges blieb das Bad drei Jahre lang geschlossen. Danach tummelten sich wieder die Badegäste auf der fast 5.000 Quadratmeter großen Liegewiese. © privat

„Viele dachten nicht, dass es klappt“, sagt Vorstandsmitglied Claudia Matthes. Der Verein hat das Gegenteil bewiesen. Aber das funktioniere nur, wenn viele mitziehen. „Anpacken und loslegen“, sagt Claudia Matthes. Wenn es gelinge, die Leute immer wieder neu für ihr Bad zu begeistern, dann gehe es auf.

Von Null gestartet, seien es inzwischen über 200 Mitglieder, auf die sich der Vorstand stützen kann. „Es müssen noch mehr werden“, wünscht sich Sven Heinrich. Viele wüssten nicht, dass ein Verein hier alles stemmt. Das ist eine Seltenheit in der Region Bautzen/Kamenz.

In Großnaundorf hat ein neu gegründeter Verein jetzt das Experiment gewagt, während in Wehrsdorf nach 14 Jahren Vereins-Betrieb 2016 die Gemeinde wieder das Waldbad übernahm. Es sei nicht mehr für den Verein zu stemmen gewesen, heißt es. Aber der Verein unterstütze die Gemeinde nach wie vor.

Bisher gab es nie ein Defizit in der Kasse

Für die Kommunen sind Freibäder ein Zuschussgeschäft. Das Buschmühlenbad habe es bisher ohne Defizit geschafft, so Heinrich. Eintrittskarten, Spenden, private Feiern und Mitgliedsbeiträge seien die einzigen Einnahmequellen. Dazu etwas Unterstützung durch die Stadt Großröhrsdorf, zum Beispiel beim Rasenmähen. Für die sei der Verein sehr dankbar.

Der Rest sei eben dieses Engagement, dieses Herzblut, das vieles Ermögliche, sagt Veronika Satlow, die Vize-Vereins-Chefin. Das zu investieren, sei nicht immer leicht. Familie, Beruf: „Du musst ja alles zeitlich irgendwie hinkriegen.“

Der Verein hat einiges hingekriegt: den tollen Piraten-Spielplatz, den Imbiss mit der Sand- und See-Bar, den Schlammfang und das Wehr in Kooperation mit der Stadt. Und keiner kann mehr die vielen Liter an Farbe zählen, die inzwischen im Areal verbraucht wurden.

Veranstaltungshalle wurde aufgemöbelt

Das aktuellste Beispiel ist die Veranstaltungs-Halle für diverse Feiern – das Großprojekt für diese Saison. Die hat nicht nur einen Anstrich bekommen. Sondern einen schicken Eingang und große Fenster bis auf den Boden.

Ziegelwände haben die Vereinsmitglieder freigelegt und weiß gekalkt. Alles in einem rustikalen Industrie-Design bis hin zu Deko-Fenstern aus einem Werksgebäude. Die können romantisch illuminiert werden.

Zum Jubiläumsfest wird hier eine Ausstellung zur Geschichte des Bades zu sehen sein. Die begann 1921 als Schulbad Ohorn. Über viele Jahre wurde die Einrichtung von einem kommunalen Zweckverband getragen, nun von einem Verein. Und Geld war wohl schon immer knapp, lassen Chronisten wissen. 1939 klagte der Schwimmmeister über 100 Wochenarbeitsstunden bei 35 Reichsmark Lohn.

1927 gründeten Ohorn und Hauswalde einen Zweckverband, um das Freibad gemeinsam zu betreiben.
1927 gründeten Ohorn und Hauswalde einen Zweckverband, um das Freibad gemeinsam zu betreiben. © privat

600 Freizeit-Stunden haben die Vereinsmitglieder allein für die Veranstaltungshalle gerackert, sagt Veronika Satlow. Nicht ohne Grund. Denn die Freibad-Anlage werde immer beliebter für Veranstaltungen. Dazu gehören auch viele private Feste, vor allem Abschlussfeiern.

Kino im Freibad ist ein Zukunftsprojekt

Eine Kinowand ist auch bereits vorgesehen, aber noch Zukunftsprojekt. So ein Freibad sei kein Selbstläufer, sagt Sven Heinrich. So versuche der Verein, Jahr für Jahr neue Ideen zu verwirklichen, um den Gästen immer wieder Anreize zu schaffen, die Buschmühle zu besuchen.

Die kommen inzwischen bis aus dem Raum Dippoldiswalde, dazu immer mehr Dresdner, wie an den Kennzeichen auf dem Parkplatz zu erkennen ist. Die Idylle spricht sich herum. So zählte das Bad zum Beispiel 1937 gut 13.000 Besucher. In der besten Vereinssaison waren es 2019 rekordverdächtige 26.000. „Weil es eben einfach herrlich ist“, bestätigen zwei Frauen auf einer Bank.

Damit es so bleibt, gibt es viele Pläne: Den Steg und die Stützmauer zu erneuern, gehört dazu. Eine größere Rutsche ebenso. Aber eben nicht alles auf einen Ritt.

Zum Jubiläums-Fest in diesem Jahr vom 8. bis 10. Juli wird es aber noch Neues geben - für die Jugend. Das ist am Freitagabend eine 120-Minuten-Party. Der Höhepunkt bleibt am Sonnabend der Tanz am See mit Feuerwerk.

Programm und Tickets für die Abendveranstaltungen Freitag und Sonnabend unter: www.naturbad-buschmühle.de