Kamenz. Es ist nicht zu übersehen, dass sich nach Jahren des Verfalls am Rittergut im Kamenzer Ortsteil Biehla etwas bewegt. Vor allem an den Dächern des langgestreckten Gebäudekomplexes. Auffällig sind die schön geschwungenen historischen Dachgauben. Und große Flächen sind bereits mit Dachziegeln in einem strahlenden Rot eingedeckt. Ganz im Kontrast zum Mauerwerk, wo die Sanierung noch nicht so sichtbar ist.
Auf einem der Stallgebäude hat der Investor auch schon Solarmodule montieren lassen. Und die Arbeiten gehen weiter. So haben sich die Zimmerleute schon den nächsten Abschnitt vorgenommen. Dort ragt der weitgehend neue Dachstuhl in den Himmel. Der ganze hintere Flügel ist eingerüstet. Vor dem Gebäude liegen Pakete mit frischen Dachlatten, daneben auch ein Haufen morschen Balkenmaterials.
Der Investor „hat sich viel vorgenommen“, schätzt Ortsvorsteher Volkmar Waurich ein. Bis vor zwei Jahren schien der historisch wertvolle, denkmalgeschützte Bau noch unaufhaltsam dem Verfall preisgegeben zu sein. Damals brachte eine Versteigerung den Wendepunkt. Für 52.000 Euro wechselte das Gut mit über 4.000 Quadratmetern Land den Besitzer.
Investor will nicht in die Öffentlichkeit
„Es ist eine tolle Sache“, sagt der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos). Vor ein paar Jahren habe man wenig Hoffnung gehabt, dass sich dort etwas tut. Nun seien schon erste Fortschritte zu sehen. Er sei froh, dass das Denkmal erhalten werden kann. Der Investor selbst wolle weiterhin im Hintergrund bleiben und nicht zu hohe Erwartungen wecken. Die Situation in der Baubranche sei schwierig. Es könnten durchaus auch Pausen während der Sanierung entstehen und damit Fragen.
Derzeit laufen immer noch Sicherungsarbeiten, um die Substanz zu erhalten. Aber der Investor hat inzwischen auch einen Bauantrag auf den Weg gebracht. Ortschaftsrat, Stadtentwicklungs- und Bauausschuss haben ihn bereits befürwortet. Für Kamenz sei es ein Vorhaben von besonderer Bedeutung, sagt Stadtentwicklungsdezernent Michael Preuß. Deshalb sollte das Vorhaben auch vom Bauausschuss bestätigt werden. Stadtrat Torsten Petasch (CDU) schätzt ein, dass der Eigentümer viel Mühe investiere, die Stadt sollte die Sanierung unterstützen. Das letzte Wort hat nun die Kreisbehörde.
Ins Dachgeschoss dürfen keine größeren Fenster
Das Gutshaus mit den ehemaligen Stallgebäuden soll zu einem großen Einfamilienwohnhaus umgebaut werden, einem Gebäude, das Wohnen und Arbeiten unter einem Dach ermöglicht. So soll auch ein Bürobereich Platz finden, erklärt Dezernent Michael Preuß. Im Erdgeschoss würden der Wohnbereich des Bauherrn sowie notwendige Nebenräume entstehen. Im Obergeschoss sind Arbeitszimmer, ein Hobbyraum sowie die Kinderzimmer angeordnet. Auch ein Weinkeller ist wohl vorgesehen und natürlich Küche und Bad.
Das Dachgeschoss sei kaum zum Ausbau geeignet, weil es aus Denkmalschutzgründen nicht erlaubt sei, größere Fenster einzubauen. Darauf habe der Denkmalschutz bestanden, erklärte Volkmar Waurich im Ortschaftsrat. Mancher findet es schade, dass das Gut künftig rein privat genutzt wird. Aber letztlich sei das Projekt auch mutig, wie es ein Ortschaftsrat formulierte, und gut für Biehla, dass Leben in den Gebäudekomplex komme. Und die stattliche Esse? Die soll wohl erhalten bleiben.