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Kamenz hat seinen ersten Barbershop

In einem Laden, der lange leer stand, hat sich in Kamenz der Barbershop "Goldene Schere" eingerichtet. Hier gibt es besonderen Service für Männer, aber auch Kinder und Frauen werden bedient.

Von Ina Förster
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Kamenz hat nun einen Barbershop: Chef Vedat Özcelik (M.) freut sich mit Friseurmeisterin Elisa Kruschinski (l.) sowie Ali, Olena, Habib und Mehmet (h.v.l.) vom Team auf die neue Herausforderung.
Kamenz hat nun einen Barbershop: Chef Vedat Özcelik (M.) freut sich mit Friseurmeisterin Elisa Kruschinski (l.) sowie Ali, Olena, Habib und Mehmet (h.v.l.) vom Team auf die neue Herausforderung. © René Plaul

Kamenz. Montagmorgen um 9 Uhr. Der Kalender zeigt den 4. September 2023. In Kamenz öffnen sich an diesem Tag zum ersten Mal die Türen des neuen Barbershops an der Auenstraße 10. Aufregung herrscht. Das Team wuselt durch den Laden, kehrt letzte Reste zusammen, ordnet süßes Baklava zur Begrüßung der ersten Gäste auf dem Teller. Poliert Spiegel und zum letzten Mal das Arbeitsgerät. Goldene Scheren liegen bereit. Denn die sind hier das Aushängeschild, nennt sich der neue Salon doch "Goldene Schere".

Auf dem Kamenzer Geschäftsareal ist schon Bewegung. Nebenan schieben Kunden ihren Einkaufwagen in den Wreesmann-Markt. Die Mitarbeiterin der Postfiliale gegenüber nimmt erste Pakete an, und im Fitness-Studio "Clever fit" ein paar Türen weiter wird sogar schon seit 6 Uhr trainiert.

Geschäftsareal an der Auenstraße nun fast voll

Ins Areal am Auenstraßen-Parkplatz zog in den letzten Jahren Schritt für Schritt Leben ein. Auch Vedat Özcelik sah das Potenzial recht schnell. Der Deutsche kurdischer Herkunft betreibt in Hoyerswerda eine Cocktail- und Shisha-Bar. Seit 1997 lebt er in Deutschland. "Ich bin also 'fast' hier geboren", sagt der 30-Jährige lachend. Zunächst wohnte seine Familie in Spremberg, dort wuchs er auf. Dass er sich neben der Gastronomie nun auch noch der Schönheit widmet, kommt nicht von ungefähr.

"Barbershops sind nicht nur Oasen der Körperpflege, sondern auch wichtige Treffpunkte für Männer", sagt er. In Hoyerswerda gibt es allerdings schon einige, in Kamenz hingegen bisher noch keinen. Özcelik wollte sein Gewerbe vergrößern, schaute über den Tellerrand. "Da war eine Angebotslücke vor Ort. Wir haben einige Freunde und Bekannte in Kamenz, daher wissen wir, dass sich viele über unsere Neueröffnung freuen", sagt er. Außerdem hätten sie vorher eine kleine Straßenumfrage in Kamenz gemacht.

Service mit traditionellen, orientalischen Techniken

"Wir", das sind er und sein Team aus Männern und Frauen. Allesamt fachlich ausgebildet oder als Quereinsteiger umgeschult. "In einem Barbershop laufen viele Gewerke zusammen", meint der Chef. Der Fokus liege natürlich auf dem Herrensalon, der vom klassischen Trockenhaarschnitt über die Nassbartrasur bis hin zur Gesichtsbehandlung mit dem Dampfer alles biete. Angewendet würden dabei die typischen orientalischen Techniken, die einen Barbershop ausmachen.

So kann nun auch die Kamenzer Kundschaft besondere Körperpflege in Anspruch nehmen, etwa Augenbrauen-Styling mittels Fadentechnik oder das Entfernen von Nasen- und Ohrenhaaren mit Wachs- und Feuertechnik. Gearbeitet wird auch mit scharfem Rasiermesser und heißen Kompressen. Viel Wert lege man auf eine gute Pflege. Einen Bart abrasieren könne jeder. Mittlerweile gehöre aber die Bartpflege vor allem für viele junge Leute zum absoluten Muss, weiß Özcelik. Auch bei deutschen.

Die ersten Kunden kamen bereits zur Neueröffnung am 4. September in den Barbershop. Mitarbeiter Ali entfernt hier gerade Ohrenhaare mit der Flammentechnik.
Die ersten Kunden kamen bereits zur Neueröffnung am 4. September in den Barbershop. Mitarbeiter Ali entfernt hier gerade Ohrenhaare mit der Flammentechnik. © René Plaul

Ein klassischer Barber bietet seinen männlichen Kunden also Rasur und Bartpflege an. Lange Zeit war dieser Beruf verschwunden, denn die meisten Männer übernehmen das Rasieren und die Bartpflege in Eigenregie zu Hause. Doch seit ein paar Jahren schießen Barbershops wie Pilze aus dem Boden. Und immer mehr Männer wünschten sich diesen Service zurück.

Auch in Kamenz scheint der Wunsch nach diesem Service groß zu sein. "Montagmorgen, Punkt 9 Uhr, stand der erste Kunde vor unserer Tür", freut sich Vedat Özcelik. Und die Nachfrage sei den ganzen Tag nicht abgerissen. Vor allem jüngere Kamenzer schauten spontan vorbei und ließen sich verwöhnen. Die drei Arbeitsplätze waren gut frequentiert, das Terminbuch füllte sich parallel dazu. Auch im kleinen Nebensalon, den man von den insgesamt 130 Quadratmetern Gesamtfläche "abgezwackt" hat.

Im neuen Barbershop "Goldene Schere" werden auch Kinder frisiert - stilgerecht im ganz besonderen Friseurstuhl.
Im neuen Barbershop "Goldene Schere" werden auch Kinder frisiert - stilgerecht im ganz besonderen Friseurstuhl. © Ina Förster / Frei für DDV Med

Die junge Friseurmeisterin Elisa Kruschinski (28) hält hier das Ruder in der Hand. "Wir wollten von Anfang an auch etwas für Frauen bieten", sagt der Chef der "Goldenen Schere". Während nebenan Männer und Kinder bedient werden - letztere übrigens im extra Spielautositz - empfängt Elisa in ihrem Raum die Kundinnen. Wimpernverlängerung, Augenbrauen-Lifting, Permanent Makeup, Micro Blading, Nageldesign, Brautstyling und vieles mehr bietet sie an, bald unterstützt von Kollegin Olena. Auch ganz klassisch Schneiden, Waschen, Föhnen oder Spitzenschneiden gehören dazu.

Alle Mitarbeiter des Salons kommen aus Hoyerswerda, pendeln nun täglich zur Arbeit. "Wir freuen uns auf die Herausforderung und die Kamenzer. Bislang haben wir nur nette, offene Menschen kennengelernt, es ist toll hier", sagt Vedat Özcelik.

Ganz nebenbei belebt das junge Team der "Goldenen Schere" auch einen lange leer stehenden Laden. Früher war in den Räumen ein Modegeschäft untergebracht. Das ist aber ewig her. "Für uns sind die Bedingungen optimal, vor allem die Lage", freut sich der neue Mieter. So ist der Barbershop von zwei Seiten begehbar - auch von der viel befahrenen Hohen Straße aus.