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Kamenzer Bauunternehmen macht seinen Firmensitz schick

Die Baufirma DIW steckt über eine Million Euro in ihr Gebäude, das noch aus DDR-Zeiten stammt. Sie hat aber noch viel größere Baustellen - deutschlandweit.

Von Reiner Hanke
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Christoph Winkler leitet seit rund 35 Jahren die Kamenzer Baufirma DIW. 1,2 Millionen investiert das Unternehmen jetzt in seinen Kamenzer Standort, dem es treu bleiben will.
Christoph Winkler leitet seit rund 35 Jahren die Kamenzer Baufirma DIW. 1,2 Millionen investiert das Unternehmen jetzt in seinen Kamenzer Standort, dem es treu bleiben will. © Matthias Schumann

Kamenz. Im Firmengebäude des Kamenzer Bauunternehmens DIW klafft ein gewaltiges Loch. Baugerüste verdecken die Fassade. Das Gebäude stammt noch aus den 1960er-Jahren. DDR-Barock, wie mancher sagt. Und bis heute ist es im Wesentlichen so geblieben, sagt Geschäftsführer Christoph Winkler.

Seine Baufirma ist mit über 150 Mitarbeitern eine der größeren in der Region, baut in ganz Deutschland – in München, Hamburg, Berlin und Dresden. Über 30 Jahre nach der politischen Wende sei es nun wirklich an der Zeit, auch dem eigenen Firmengebäude neuen Glanz zu verleihen, sagt der Chef.

Er habe aber immer Wert auf solide Grundlagen gelegt. Immerhin kenne er etliche Unternehmen, die nach 1990 zuerst in schicke Firmenbauten investiert hätten, aber noch vor der Einweihung pleite waren. DIW Bau habe eine bodenständige Philosophie und sei deshalb bis heute „wirtschaftlich unabhängig, ohne die Last von Krediten“.

Am Firmengebäude entsteht ein besonderer Hingucker

Das gelte auch für die Sanierung des Firmengebäudes, das in diesem Zuge auch erweitert wird. Dies sei allein schon deswegen nötig, um die Sicherheitsstandards erfüllen zu können – so müsse ein zweites Treppenhaus her. Außerdem bekommt das Gebäude einen Lift und eine moderne Heizung. Auch die Elektrik, die noch aus DDR-Zeiten stammt, wird erneuert. Manches wird großzügiger, zum Beispiel das Foyer.

So soll das Firmengebäude des Kamenzer Bauunternehmens DIW nach Sanierung und Erweiterung aussehen. Als besonderer architektonischer Akzent entsteht im obersten Geschoss ein verglaster Konferenzraum.
So soll das Firmengebäude des Kamenzer Bauunternehmens DIW nach Sanierung und Erweiterung aussehen. Als besonderer architektonischer Akzent entsteht im obersten Geschoss ein verglaster Konferenzraum. © DIW/Repro Matthias Schumann

Noch befindet sich hinter dem Eingang eine Pförtnerloge mit DDR-Charme. Eine junge Mitarbeiterin verrät dort, wo der Chef zu finden ist: „Im Container ganz hinten.“ In sechs Wochen soll aber die Chefetage fertig sein. Dann müssen die unteren Etagen ins Container-Exil. Denn es wird schrittweise bei laufendem Betrieb saniert, erklärt Winkler.

Genau in der Chefetage klafft auch das mächtige Loch. Dort entsteht der neue Konferenzraum mit 75 Quadratmetern Glasfassade. Die wird wie ein Balkon ein Stück über den Altbau hinausragen, um einen architektonischen Akzent zu setzen, einen Hingucker.

Ein Wolkenkratzer für die Mercedes-Bank in Berlin

1,2 Millionen Euro investiert das Unternehmen in den Viergeschosser. Verglichen mit Projekten, die das Unternehmen für andere Auftraggeber stemmt, ist das wenig. Derzeit sind laut Winkler 25 Baumaßnahmen in einer Größenordnung von bis zu 40 Millionen Euro in Arbeit. In Berlin zum Beispiel baut DIW derzeit die historischen Viktoria-Höfe um.

Das bisher größte Projekt überhaupt sei ein 21-Geschosser mit drei Ebenen Tiefgarage in der Nähe vom Alexanderplatz gewesen. Die Mercedes-Bank hat dort ihren Sitz. „Das prestigeträchtigste war die Sanierung der Berliner Nationalgalerie auf der Museumsinsel“, erklärt Winkler. In Dresden gehörte die Staatskanzlei zu den Großaufträgen. Der Umbau des ehemaligen Wöhrl-Kaufhauses an der Prager Straße soll Anfang nächsten Jahres fertig werden.

Mit einer Belegschaft von 150 Leuten sei das alles natürlich nicht zu schaffen, sagt der Geschäftsführer. DIW arbeite deshalb mit Partnerfirmen zusammen. Koordiniert werde aber alles von der Zentrale in Kamenz aus. Hier hat das Unternehmen gerade am neuen Gymnasium, das im August eingeweiht werden soll, gebaut. Die Erweiterung der Kläranlage läuft noch.

Der Umsatz des Unternehmen liegt laut Winkler seit Jahren stabil bei 45 bis 50 Millionen Euro im Jahr. Auch für 2023 sei die Auftragslage schon recht gut, aber noch Luft in den Büchern. Der Ukraine-Krieg mit allen seinen Folgen schlage sich nieder. Aber die Krise wird zum Teil wohl auch ausgenutzt, sagt der Chef. Die Preisexplosion bei Material sei teilweise unverständlich.

So werde es derzeit immer schwieriger zu kalkulieren, „weil wir zum Beispiel nicht wissen, was Stahl oder Kunststoffrohre in einem Jahr kosten werden. Was passiert mit Angeboten bei Preissteigerungen?“ Gerade für den Wohnungsbau sei das problematisch. Christoph Winkler befürchtet Einschnitte bei den Investitionen. Er sei aber zuversichtlich, dass sich die Situation wieder normalisieren werde: „Wohnungen werden ja gebraucht.“

Dresden im Namen, aber Sitz bleibt in Kamenz

Sein Unternehmen sei personell und wirtschaftlich gut aufgestellt und könne auch schwierige Zeiten durchstehen – im schlimmsten Fall mit Kurzarbeit. Und eine Durststrecke im Wohnungsbau lasse sich auch durch Aufträge aus der Chip-Industrie wie von Globalfoundries und Infineon in Dresden überbrücken. Derzeit baue DIW auch an einer großen Batteriefabrik in Thüringen.

Schwere Zeiten erlebt DIW nicht zum ersten Mal. Winkler erinnert sich an die Zeit nach der Wende, als Westfirmen versucht hätten, die Ostkonkurrenz auszubooten. Wer könnte das besser wissen als der Chef selbst? Er kam 1987 als Direktor des DDR-Landbau-Kombinats nach Kamenz und ist mit 78 Jahren bis heute der Chef. Er betont aber, dass seine Nachfolge aus dem Unternehmen heraus gesichert sei.

Aus dem Kombinat ging 1990 DIW Bau hervor - mit einer Niederlassung in Dresden. Darauf geht wohl auch der Name Dresdner Industrie- und Wohnungsbaugesellschaft zurück. Die Niederlassung gibt es nicht mehr, aber der Name blieb. Dabei spielt auch der Bekanntheitsgrad der Landeshauptstadt eine Rolle, lässt Winkler durchblicken. Seinem Sitz in Kamenz aber bleibe das Unternehmen treu. Dafür stehe auch die aktuelle Investition.