Aufregung bei Eltern in Kamenz: Kita überraschend geschlossen
Kamenz. Im Kamenzer Ortsteil Wiesa ist die Aufregung groß: Die Stadt hat die Kita Am Hasenberg überraschend geschlossen. "Noch am Montagvormittag haben wir die Kinder normal abgegeben. Am Nachmittag durften wir dann nur noch durch den Hintereingang ins Haus", so Patricia Teske von einer Elterninitiative der Kita.
Die Stadt erklärt: "Schon seit längerer Zeit wurden Untersuchungen am Gebäude vorgenommen, um insbesondere Ursachen für vorhandene Rissbildungen zu ergründen. Anfang der Woche wurde eine vermehrte Rissbildung am Gebäude festgestellt." Das Gebäudemanagement der Stadtverwaltung habe die Situation umgehend vor Ort geprüft.
"Letztendlich waren die Ursachen nicht eindeutig feststellbar, so dass daraufhin zur Sicherheit der Kinder und des Personals entschieden wurde, den Betrieb der Einrichtung zunächst einzustellen", teilt die Pressestelle der Kamenzer Stadtverwaltung mit.
Kinder sind in Ausweichquartier untergebracht
Die Mädchen und Jungen - aktuell betreut die Kita Am Hasenberg 21 Kinder - sind im Bewegungsraum der Kita Sonnenschein in Kamenz-Ost untergebracht worden. Der Hausmeisterpool der Stadt habe innerhalb weniger Stunden in Abstimmung mit der Kita-Leiterin alle zur Notbetreuung benötigten Dinge in die Ausweichunterkunft gebracht. "Die darüber hinaus notwendigen Umzugsarbeiten dauern an", so Pressesprecher Thomas Käppler.
Die Unterbringung im Ausweichquartier sei am Dienstag, dem 5. März 2024, "stressig, chaotisch und für die Kinder extrem aufregend" verlaufen, berichtet die Elterninitiative. Viele hätten am Morgen geweint oder sich sogar geweigert, in das ungewohnte Haus hinein zu gehen.
Man könne nachvollziehen, dass diese schnelle Ortsveränderung auch eine gewisse Belastung für die Kinder darstellt, so Stadtsprecher Käppler, man sei sich aber sicher, dass es Verständnis für die in dieser Situation unumgänglichen Entscheidung gebe, bei der es letztendlich um die Vermeidung von Gefahrensituationen gegangen sei.
Die überraschende Schließung platzt in eine für die Eltern ohnehin von Verunsicherung geprägte Situation. Denn die Kita Am Hasenberg steht auf dem Prüfstand der Stadtverwaltung. Diese erstellt gerade ein Konzept für Kindertageseinrichtungen, da sie langfristig einen Neubau im Bereich Kamenz-Ost plane. Dafür wurden die bestehenden kommunalen Einrichtungen auf ihre Zukunftsfähigkeit bewertet.
Als kleinste Einrichtung geriet die Hasenberg-Kita dabei in den Fokus. In einem kürzlich stattgefundenen Elternabend wurden den Eltern mitgeteilt, dass von einer Schließung des Hauses zum Juli 2024 auszugehen sei. Der Stadtrat behandele das Thema in seiner nächsten Sitzung am 26. März 2024 aber noch ausführlich, hieß es.
Eltern kämpfen für Erhalt der Kita
Eine Elterninitiative ging daraufhin an die Öffentlichkeit. Man schätze die individuelle, naturnahe Kita und wolle sie auf keinen Fall kampflos aufgeben, so der Tenor. Zudem äußerten die Eltern Kritik an der Informationspolitik des Rathauses. Mittlerweile trafen sich Mütter und Väter mit dem Ortschaftsrat Wiesa und Stadträten, um auf die Situation aufmerksam zu machen.
Nach der plötzlichen Schließung der Kita werde es nun eine Baugrunduntersuchung geben, um die Ursachen für diese dynamische Schadensentwicklung zu finden, teilt die Stadt mit. Die Ergebnisse würden in den laufenden Prüfungsprozess einfließen, an dessen Ende der Stadtrat entscheiden soll.
Patricia Teske sagt im Namen der Eltern dazu: "Wir fordern, dass diese Beurteilung, Begehung oder Baugrunduntersuchung so schnell wie möglich durchgeführt wird, damit wir unsere Kinder wieder schnellstmöglich im Hasenberg betreuen lassen können." Die Eltern wollen, dass parallel eine zweite Meinung oder Begutachtung hinzugezogen wird, "um eine bestmögliche Expertise für eine zeitnahe Entscheidung über die Zukunft unserer Kinder im Hasenberg" zu erhalten.
Eltern: Seit Jahren besteht Sanierungsbedarf
Man habe durchaus Zweifel in Anbetracht der Entwicklungen in den letzten Wochen. "Wir Eltern beobachten die besagten Risse im Hause schon lange und wissen, dass der Sanierungsbedarf am Hasenberg jahrelang besteht. Keiner von uns möchte sein Kind einem Risiko aussetzen, aber wir wollen ebenso wenig, dass Fakten gezielt verfälscht werden und die langfristig unterlassenen Sanierungsarbeiten vonseiten der Stadt nun als Aufhänger für eine vorzeitige Schließung genutzt werden", schreibt die Initiative in einem Statement.
Sie fordert darüber hinaus ein zweites Konzept, welches den Erhalt der Hasenberg-Kita vorsieht - unter Abklärung von Sanierungs- oder Neubaukosten sowie alternativer Nutzungsmöglichkeiten für das Hasenberg-Haus.
Auch der Kita Sonnenschein fehle es nun übrigens am Bewegungsraum. Zeitnah geplante Projekte und Aktivitäten können nicht umgesetzt werden, so Patricia Teske nach einem Gespräch mit Mitarbeitern. Die Lage sie unbefriedigend und keine Dauerlösung.