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Kamenzer kritisieren Pläne zu Kita-Schließung: „Warum verunsichert man uns so?“

Nur noch 21 Kinder und bauliche Mängel - die Stadt Kamenz prüft, wie es mit der Kita Am Hasenberg im Ortsteil Wiesa weitergehen soll. Die Eltern fühlen sich übergangen, die Stadt weist das zurück.

Von Ina Förster
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Patricia Teske (l.) und ihre Mitstreiter von der Elterninitiative der Kita Am Hasenberg in Kamenz-Wiesa wollen diese kleine naturnahe Einrichtung für ihre Kinder erhalten. Sie wehren sich dagegen, dass sie möglicherweise geschlossen werden soll.
Patricia Teske (l.) und ihre Mitstreiter von der Elterninitiative der Kita Am Hasenberg in Kamenz-Wiesa wollen diese kleine naturnahe Einrichtung für ihre Kinder erhalten. Sie wehren sich dagegen, dass sie möglicherweise geschlossen werden soll. © Foto / Privat Drößler

Kamenz. Die kleine, naturnahe Kita Am Hasenberg im Kamenzer Ortsteil Wiesa ist seit Jahren Stadtgespräch. Hier werden aktuell nur noch 21 Mädchen und Jungen ab zwei Jahren betreut, 40 dürften es sein. Da das Objekt stark sanierungsbedürftig ist, stand immer wieder die Schließung zur Diskussion. Das wirkte sich vermutlich auch auf die Anmeldezahlen aus.

Vor allem, als im August 2020 im Ortskern von Wiesa ein nagelneues Kinderhaus für rund 170 Kinder eröffnet wurde. Nichtsdestotrotz hielt die Stadt Kamenz weiter an der Hasenberg-Kita fest. Setzte sogar noch ein Zeichen, indem der Stadtrat 2021 die Erneuerung des Kita-Spielplatzes für rund 30.000 Euro beschloss. 2023 wurde darüber hinaus in eine neue Küche im Kinderhaus investiert.

Der Spielplatz der Kita Hasenberg wurde 2022 noch einmal für rund 30.000 Euro erneuert, da er in die Jahre gekommen war, wie man auf dem Foto sieht, das zuvor entstanden war.
Der Spielplatz der Kita Hasenberg wurde 2022 noch einmal für rund 30.000 Euro erneuert, da er in die Jahre gekommen war, wie man auf dem Foto sieht, das zuvor entstanden war. © Archivfoto: Matthias Schumann

Doch die Sicherheit, in der sich die Eltern wähnten, deren Kinder in der Hasenberg-Kita betreut werden, scheint fragil. Am 8. Februar 2024 wurde ein Elternabend anberaumt. "Da mussten wir miterleben, wie scheinheilig in Kamenz Lokalpolitik betrieben wird! Man kann der Stadt nicht vorwerfen, dass sie uns nicht gefragt hätte, was wir Eltern von der Schließung unseres einmaligen Kindergartens halten - dies geschah jedoch nach der Festlegung eines Konzeptes, das die Schließung unserer Kita bereits zum 31. Juli 2024 vorsieht", schreibt eine Elterninitiative in einem offenen Brief an Sächsische.de.

Die Bereichsleiter für Jugend und Soziales hätten die Eltern überraschend vor vollendete Tatsachen gestellt, und das ohne vorangegangene Anhörung oder Möglichkeit zur Mitgestaltung, heißt es. "Der finale Beschluss des Stadtrats fehle noch, das wurde uns schon mitgeteilt", sagt Patricia Teske von der Initiative. "Aber warum verunsichert man uns so?"

Stadtrat hat noch nicht über die Schließung entschieden

Was sagt die Stadtverwaltung dazu? "Es gibt noch keine Entscheidung des Stadtrates, die Einrichtung zu schließen", weist Kathrin Andrews, Fachbereichsleiterin Familie, Bildung und Soziales, die Anschuldigungen zurück. Vielmehr habe der Stadtrat eine Prüfung veranlasst, bei der es um eine Analyse der Kita-Kosten sowie Handlungsmöglichkeiten und -alternativen geht. Auch eine Beteiligung des Elternrates, des Ortschaftsrates Wiesa sowie des Jugendamtes des Landkreises sei dabei erwünscht. Ohne die Legitimierung durch den Stadtrat habe keine frühere Information der Eltern erfolgen können.

Der Stadtrat stehe nun vor der Frage, ob man die Einrichtung weiterbetreiben möchte oder einen anderen Weg geht. "Sofern er sich mehrheitlich für den Weiterbetrieb ausspricht, ist es wichtig zu wissen, welche Folgen diese Entscheidung hat", erklärt Andrews.

Die Kita sei ohne Frage ein schöner kleiner Kindergarten, welcher mit seinem offenen Konzept und dem grünen, ruhigen Außengelände die Eltern anspricht. Aber es gebe bauliche Mängel, und zur Gewährleistung der Betriebssicherheit bedürfe es erheblicher Investitionen. Erschwerend komme hinzu, dass es sich bei der Kita um eine Nachnutzung eines ursprünglich zum Wohnen geplanten Gebäudes handele, so Kathrin Andrews.

Ende des Kindergartens schon längst besiegelt?

Zum Elternabend erlangten die Anwesenden jedoch den Eindruck, dass das Ende des Kindergartens bereits besiegelt ist. Die Stadt habe in den nächsten Jahren genügend Betreuungskapazitäten, um alle Nachfragen abzudecken, hieß es. Es stünden genügend Alternativplätze für die Hasenberg-Kinder bereit.

"Somit wäre ein gemeinsamer Wechsel aller Kinder wie auch der Vorschulgruppe in eine Kindertageseinrichtung zum 5. August möglich", bestätigt Kathrin Andrews die an jenem Elternabend getroffene Aussage. Dieser Vorschlag trug höchstwahrscheinlich zur Verunsicherung bei.

"Gemeint sind die Kitas Kunterbunt oder Sonnenschein in Kamenz-Ost. Das neue Kinderhaus in Wiesa wäre aber eine bessere Option für viele, denn wir wohnen ja fast alle hier", sagt Patricia Teske. Dieses sei aber bis auf den letzten Platz gefüllt, man habe keine Chance, dahin zu wechseln.

Generell habe jede Familie ein Wunsch- und Wahlrecht und könne über das Elternportal oder über die Sachbearbeiterin für Kitas einen Wechselantrag für die Wunsch-Kita stellen, so die Fachbereichsleiterin. Der derzeitige Auslastungsgrad bei der Kinderbetreuung liege in der Stadt Kamenz bei 88 Prozent.

Eltern wollen Kita-Erhalt oder spätere Schließung

Ist die ganze Aufregung um die Hasenberg-Kita also umsonst oder voreilig? "Wir sind einfach maximal verunsichert, und das spüren auch unsere Kinder! Die beunruhigenden Gerüchte um den Kindergarten gehen weiter, und die Stadt Kamenz trägt bis jetzt nicht gerade zur Entspannung bei", kritisieren die Eltern.

Sie trafen sich kürzlich auf eigene Initiative mit Vertretern des Wiesaer Ortschaftsrates. "Auch Stadträte waren zugegen", so die Elterninitiative. Für den 26. Februar wurde darüber hinaus ein weiterer Elternabend anberaumt.

Die Elterninitiative bleibt dabei: "Was bei uns entstand, ist der böse Beigeschmack, dass Wirtschaftlichkeit und Wahlkampf in Kamenz mehr zählen, als Familienfreundlichkeit und ein offener sowie ehrlicher Bürgerdialog!"

Am liebsten hätten sie natürlich die Fortführung des naturverbundenen Kindergartens. Sollte dies nicht möglich sein, dann zumindest eine bis zum Schuljahresbeginn 2025 verlängerte Übergangsphase, um eine geeignete, neue Einrichtung zu finden und den Wechsel der Kinder geordnet statt hastig und getrieben von Sorgen zu gestalten.