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Kamenzer schwören auf selbst gemachte Leckereien

Ein Paar produziert Honig, Wein und Käse zum Eigenverbrauch. Dafür nutzt es regionale Rohstoffe. Ein Trend - nicht nur in Corona-Zeiten.

Von Ina Förster
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Die Kamenzer Silke Wild und Andreas Wenzel stellen vom Käse über Honig bis Fruchtwein viele Dinge selber her. Damit liegen sie im Trend.
Die Kamenzer Silke Wild und Andreas Wenzel stellen vom Käse über Honig bis Fruchtwein viele Dinge selber her. Damit liegen sie im Trend. © René Plaul

Kamenz. Selbst ist der Mann. Oder die Frau. Oder im Fall von Silke Wild und Andreas Wenzel aus Kamenz beide zusammen. Das Paar frönt seit Jahren der Eigenversorgung mit Leckereien. Käse, Fruchtwein, Liköre, Aufstriche, Brot und Honig kommen handgemacht und aus der eigenen Produktion auf den Tisch.

Zu besonderen Anlässen wird dann schon mal der "Wilde Wenzel" angeschnitten - ein durchgereifter Weichkäse mit viel Schimmel. Und dazu gibt's einen kräftigen Schluck Hagebuttenwein. Und als Dessert einen Rumtopf vom letzten Sommer. "Wir experimentieren mit diversen Lebensmitteln. Das macht Spaß, ist gesund und schmeckt super", erzählt Silke Wild. Während ihr Mann für die alkoholische Abteilung zuständig ist, hat sie Käserei und Imkerei für sich gepachtet.

Seit vier Jahren lebt sie mit ihrem Mann in Kamenz, zog die Kleinstadt bewusst der Großstadt vor. "Wir wollten nicht ewig in Dresden bleiben, aber auch nicht unbedingt aufs Dorf. Kamenz kam uns da in den Blick", erzählt Silke Wild, die im Hinterhaus auch eine kleine Glasperlen-Dreherwerkstatt betreibt.

Sie findet es schön in der Lausitz. Die Leute und die Bausubstanz stimmen. Es gefällt der studierten Architektin, dass hier noch nicht alles vollendet ist. Dass man noch "dazwischen kann".

Käse reift im uralten Kellergewölbe

Platz gibt es vor allem. Einen kleinen Innenhof mit der angrenzenden Werkstatt. Im Erdgeschoss genügend Zimmer, in denen sich Silke Wild und Andreas Wenzel mit ihren Hobbys breitmachen können. Und eine Küche, in der öfter mal etwas Leckeres köchelt. Alles atmet den Charme des Altbaus. Da passt ein reifer Käse im Kellergewölbe wundervoll dazu, finden sie.

"Irgendwann kam ich auf die Idee, Käse herzustellen. Man sieht so etwas in Dokumentationen von Almen und Sennereien. Es sind einfache Handgriffe, kein Hexenwerk", sagt die 47-Jährige. Und im Internet fände man heutzutage obendrein alles, was man sich vorstellen kann. Entsprechende Tutorials inklusive. Als die Familie nach Kamenz zog, erkundigte sich Silke Wild, wo man vor Ort frische Rohmilch bekommt. Bei Bauer Müller in Wiesa wurde sie fündig. "Seinen Hof kann ich nur weiterempfehlen!"

Die Katze schaut schon mal neugierig nach dem Rechten beim Käse - aber nur aus der Ferne.
Die Katze schaut schon mal neugierig nach dem Rechten beim Käse - aber nur aus der Ferne. © René Plaul

Aus 20 Litern Milch entstehen regelmäßig zwei Kilogramm Käse. Das sind vier Laibe Hartkäse, die unterschiedlich lange im Keller reifen dürfen. Oder auch schon mal ein Weichkäse, der nur zwei bis vier Wochen lagert. "Es sind alles natürliche Prozesse, die ablaufen. Und man ist einen halben Tag beschäftigt", so Silke Wild.

Benötigt wird neben der Rohmilch eine Starterkultur Bakterien. "Zurzeit probiere ich Käse mit Löchern aus, da sind wieder andere Bakterien nötig. Das kann man aber alles leicht bestellen", sagt sie.

Der Keller ist schön kühl und feucht. Andreas Wenzel, der Entwicklungsingenieur ist, hat seiner Liebsten eine kleine Apparatur zur Messung gebaut. "Da kann ich alle Daten auf meinem Handy ablesen", freut sie sich.

Nichts wird weggeworfen

Andreas Wenzel selbst frönt der Weinherstellung. Bereits in Dresden hatten sie einen Garten am Mietshaus. Dort fielen viele Äpfel an, die keiner wollte. "Da habe ich Fruchtwein draus gemacht", sagt der 53-Jährige. Später wurden Sauerkirschen von den Nachbarn geliefert. Holunder eignet sich auch super. Und im Spätsommer war er letztens Hagebutten sammeln.

Etwa 25 bis 30 Liter Wein setzt er meistens an. "Im Landhandel oder Baumarkt bekommt man alles, was man braucht - vom Weinballon übers Gärröhrchen bis zur Hefe", erzählt Andreas Wenzel. Sogar ein Etikett hat Silke Wild für die Eigenmarke entwickelt - den "Wilden Wenzel". Als freie Graphikerin beim MDR fiel ihr das leicht.

Den beiden geht es aber vor allem auch darum, nichts umkommen zu lassen. "Der ökologische Kreislauf ist uns wichtig", sagen sie. Immer mehr Menschen wagen sich genau aus diesem Grund an die Selbstversorgung.

Aus eben jenem Grund ist Silke Wild im Kamenzer Imkerverein. Seit sechs Jahren stellt sie eigenen Honig her. Ihre sechs Bienenvölker in sechs Beuten stehen in Wiesa und Thonberg. "Es ist ein tolles Hobby", schwärmt die 47-Jährige. Und es kommt so viel Honig dabei heraus, dass sie ihn verkauft. Auch Kerzen und Wachstücher fallen ab.

An ihrem Haus an der Pfortenstraße kann man sich aus einer kleinen Entnahme-Klappe jederzeit selbst bedienen und das Geld in den Briefkasten werfen. "Zurzeit sind aber alle Vorräte erschöpft. Erst im Juni gibt es neue Ware", verspricht sie.

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