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Wortgefecht um die "Goldene Kamenzer" geht weiter

Zum fünften Mal wetteifern drei Künstler beim Poetry Slam in Kamenz um den Titel. Das Format ist begehrt - die Karten waren innerhalb eines Tages ausverkauft.

Von Ina Förster
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Kaddi Cutz (2.v.l.) aus Dresden bringt seit Jahren auf der Kamenzer Bühne allerlei Poeten aus ganz Deutschland zusammen. Im März holte sich Friedrich Herrmann (r.) aus Jena die Trophäe. Mit dabei waren auch Kim Catrin und Arne Poeck.
Kaddi Cutz (2.v.l.) aus Dresden bringt seit Jahren auf der Kamenzer Bühne allerlei Poeten aus ganz Deutschland zusammen. Im März holte sich Friedrich Herrmann (r.) aus Jena die Trophäe. Mit dabei waren auch Kim Catrin und Arne Poeck. © Ina Förster / honorarfrei für

Kamenz. Bereits zum fünften Mal kämpfen Wort-Akrobaten in Kamenz beim Poetry Slam um eine äußerst begehrte Trophäe - die "Goldene Kamenzer". Am 21. November 2023 ist es soweit: Das beliebte Format geht in die nächste Runde. Auch diesmal wetteifern in der neuen Lessing-Bibliothek wieder mehrere Poeten um den witzigen Preis, der von der Kamenzer Stadtwerkstatt gestiftet wird.

Der Verein ist Einlader sowie Organisator hinter den Kulissen und verkaufte auch die Tickets. Die waren wie immer heiß begehrt, aber dass das Kontingent bereits nach einem einzigen Tag aufgebraucht war, gab es bislang noch nicht. "Die Nachfrage war wirklich riesig, die meisten wussten vom Vorverkaufsstart Anfang November", sagt Carola Büttner vom Verein, und hätten sich entsprechend schnell gekümmert.

Freiberuflicher Slammer leben von der Kunst

Der Wettstreit habe sich mittlerweile in der Szene herumgesprochen. Moderatorin und Texterin Kaddi Cutz aus Dresden hatte auch diesmal keine Mühe, Kollegen für das kleine Kamenz zu begeistern. Bereits vor Wochen fragte sie diese für den Poetry Slam in der Lessingstadt an. Da die Wort-Künstler immer aus allen Teilen Deutschlands kommen, organisiert Kaddi Cutz in der Regel mehrere Auftritte in der Region, damit sich die lange Anreise lohnt. Denn die freiberuflichen Slammer müssen größtenteils von ihrer Kunst leben.

Mit dabei am 21. November in Kamenz sind Jan Schmidt aus Bochum, Olli Schumann aus Dresden sowie Jonas Galm aus Hildesheim. Letzterer wohnte lange Zeit in Leipzig. Daher kennt Kaddi Cutz ihn auch. Er ist vor allem mit lyrischen Sachen unterwegs. Neben Poetry-Slam-Auftritten in ganz Deutschland, die ihm 2020 den sächsischen Meistertitel einbrachten, und diversen Nebenjobs studiert er mittlerweile "Kreatives Schreiben" in Hildesheim, wo er auch den "Hildesheimslam" moderiert.

Olli Schumann hingegen ist eine junge Dresdnerin, die man durchaus als aufstrebendes Comedy-Talent bezeichnen könne und die ganze Bühnen mit ihren Texten und einer unnachahmlichen Art "rockt". Und Jan Schmidt ist seit 2011 am Start, moderiert und organisiert auch Poetry-Slam-Veranstaltungen in Nordrhein-Westfalen - immerhin in 14 verschiedenen Städten, tourt landesweit mit Texten oder Stand-Up-Programm über die Bühnen und hat mit „Ballern Ratjada“ noch ein Band-Projekt am Laufen.

Gäste-Applaus entscheidet über den Gewinner

Obendrein werden sich diesmal auch zwei junge Frauen aus Kamenz dem Publikum mit eigenen Texten vorstellen: Josefine Förster und Liane Stötzer. "Sie laufen aber außerhalb der Wertung", sagt die Moderatorin. Sie selbst hat natürlich auch einen neuen Text in der Hosentasche, den sie gern zelebrieren möchte. "Der hat mir besonders Spaß bereitet beim Schreiben, den will ich unbedingt bringen", sagt sie.

In drei Runden treten die Poeten an diesem Abend gegeneinander an. Am Schluss entscheidet wieder das Publikum in bewährter Form, wer die Trophäe mit nach Hause nehmen darf. Herrliche Wortgewitter, fantastische Reimkaskaden und schönste Poesie erwarten die Zuschauer jedenfalls am 21. November in Kamenz.

Flaute nach Corona scheint überwunden zu sein

Kaddi Cutz - das ist übrigens ein Künstlername und mittlerweile sogar im Personalausweis eingetragen - freut sich auf den Abend. Mittlerweile liefen die Veranstaltungen in der Branche wieder "ganz gut". Poetry Slams sind einmal mehr angesagt. Man trifft sich in knackevollen Sälen, heimeligen Hinterzimmern oder Clubs, um die Wort-Akrobatinnen und -akrobaten zu feiern. Denn die sagen das, was viele denken. Und obendrein noch so schön verpackt. Das war in den letzten Jahren nicht immer so, denn Corona ließ auch diese Szene leicht desolat zurück.

Bei vielen Kultur-Konsumenten habe es im letzten Jahr einen regelrechten Ticket-Stau gegeben - angesammelte Veranstaltungen, die wegen der Pandemie fast drei Jahre ausgefallen waren. Zeit und Geld für weitere Events waren nicht da. Doch das Tief scheint nun überwunden.

Wieder im Programm hat die Dresdnerin übrigens aktuell das Format "Lesen für Bier" in der Landeshauptstadt. In jeder Show liest Kaddi Cutz mit einem Stargast um die Wette - und zwar die Texte, die das Publikum mitbringt! "Nächster Termin ist der 18. Dezember - könnte also dann wahrscheinlich schon ein 'Lesen für Glühwein' werden", sagt sie lachend.