Kamenz. Elf Jahre alt ist Jakob. Von außen betrachtet, sieht man ihm sein Leid nicht an. Der Junge aus Görlitz ist liebenswert, rücksichtsvoll. Und sensibel. Das Leben ist trotzdem nicht leicht für ihn, denn er hat eine ausgeprägte Form von Sozialphobie. Andere Menschen erträgt der Junge nur schlecht, in der Gegenwart von Fremden fühlt er sich unwohl, was sich auch körperlich auswirkt. Angst ist sein ständiger Begleiter. Das führt sehr oft zu Isolation und Einsamkeit. Und endet in Panikattacken.

Die erschütternde Diagnose erhielt seine Mama bereits vor längerer Zeit, als sie Hilfe bei Ärzten suchte. "Sie ist alleinerziehend und hat noch drei andere Kinder. Jakobs Mutter ist eine echte Kämpferin und versucht, ihnen ein schönes Leben zu ermöglichen", weiß Silko Hoffmann vom Verein "Herzenswünsche Oberlausitz". Doch dabei gerät sie oft an ihre Grenzen. Und ist selbst gesundheitlich angeschlagen.

Tiere beruhigen Jakob in Stressituationen

Jakobs extrem schüchterne Art sorgt dafür, dass er sich zurückzieht. Und kaum an normalen Dingen des Lebens teilnehmen kann. Er weicht Blicken aus, scheut Kontakte mit anderen Menschen. "Noch stehen weitere Untersuchungen aus, wird nach Therapieansätzen gesucht", weiß Hoffmann. Die Situation sei für seine ganze Familie anstrengend.

Und trotzdem hat Jakob Wünsche. Und einen besonders großen sogar. Obwohl der Elfjährige andere Menschen kaum ertragen kann, mag er Tiere umso mehr. Sie beruhigen ihn, bringen ihn herunter in schwierigen Situationen. Ein ganzes Wochenende voll tierischer Unternehmungen, zum Beispiel im Berliner Zoo und Aquarium, das wäre für Jakob ein Freizeitvergnügen, welches zu stemmen sei und Freude bringen würde in schweren Zeiten.

Im Tierpark würden sich die anderen Besucher nicht auf ihn konzentrieren, sondern auf die Tiere. "Da kann er auf der Welle der Unsichtbaren mit schwimmen", meint seine Mama. Doch die fünfköpfige Familie kann sich einen solchen Kurzurlaub nicht leisten.

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Der Verein "Herzenswünsche Oberlausitz" aus Weißwasser und die Schützengesellschaft Kamenz arbeiten deshalb Hand in Hand, wenn es um Jakob geht. Seine Familie trat vor Monat an "Herzenswünsche" heran. "Das geschieht oft über Bekannte, die von uns gehört haben. Uns gibt es seit vier Jahren und wir haben schon einige schwer kranke oder benachteiligte Kinder und Jugendliche glücklich machen können", so Silko Hoffmann. Für Jakob wird man die Berlin-Reise organisieren, vielleicht darf er sogar an einer Fütterung im Zoo teilnehmen

"Wir haben gemeinsam mit seiner Mama überlegt, wie wir ihm ein besonderes Erlebnis bescheren könnten. Und was vor allem überhaupt gut wäre", so der 39-Jährige. "Denn das, was wir unter toll vorstellen, ist vielleicht überhaupt nichts für ihn."

Charity-Shooting für jedermann offen

Aus der Idee wurde ein Plan. Und an dieser Stelle kamen die Kamenzer Schützen zu Hilfe. Sie laden in wenigen Tagen zu ihrem für jedermann offenen Charity Shooting ein. Es ist die fünfte Auflage und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren für den 11. September. Man freue sich, dass hinter der aktuellen Auflage erneut ein konkretes Anliegen steht.

Letztes Jahr wurde Geld für die schwerkranke Anna gesammelt. Auch da saß der Verein "Herzenwünsche Oberlausitz" mit im Boot. Der Siebenjährigen aus Weißwasser wurde so ein Urlaub am Meer mit Familie ermöglicht. Startgebühren und vor Ort gesammelte Spenden summierten sich am Ende zu einem Betrag von über 2.500 Euro. Den symbolischen Scheck holte sich Anna persönlich ab. 2021 geht es nun um Jakob. "

"Herzenswünsche Oberlausitz" vermittelt Fälle

Seitdem arbeitet das "Herzenswünsche"-Team eng mit der Kamenzer Schützengesellschaft zusammen. Das Wohltätigkeits-Schießen sei ein Höhepunkt, bei dem viel "rumkommt". Neben dem erforderlichen Geld auch jede Menge Mitgefühl für Menschen, die Hilfe brauchen. "Wir spüren gerade in diesen Pandemiezeiten, dass es schwerer wird mit dem Helfen", so Silko Hoffmann. Dabei solle man sich doch an den kleinen Dingen erfreuen, das Leben zu schätzen wissen.

2019 unterstützten die Schützen bereits den Dresdner Verein Sonnenstrahl, der krebskranken Kindern und ihren Familien hilft. 2018 gingen den Einnahmen des Charity Shootings an den Deutschen Kinderschutzbund und 2017 an den Verein zur Knochenmark- und Stammzellenspende.

Seitdem die Kamenzer mit dem "Herzenswünsche Oberlausitz" zusammenarbeiten, haben ihre Spenden-Events Gesichter bekommen. "Auch wenn Jakob seinen Scheck am Ende nicht allein abholen kann, freuen wir uns, wenn wir seinen Wunsch wahr werden lassen können", sagt Thomas Reinecke, Vereinschef der Schützengesellschaft. Deshalb hofft man auf zahlreiche Teilnehmer am 11. September.

Dank zahlreicher Unterstützer können die Startgebühren wieder in voller Höhe gespendet werden. Zehn Euro zahlt man für den ersten Start, für jeden weiteren fünf. Geschossen wird ausschließlich mit Vereinswaffen. Teilnehmen können alle Personen ab 18 Jahre, ab 14 Jahren gemäß den Vorgaben des Waffengesetzes.

Wie immer gilt jede gelöste Startkarte auch als Tombola-Los. Für ein Rahmenprogramm ist gesorgt. Eine Anmeldung über die Webseite www.sg-kamenz.de wird zur Vermeidung längerer Wartezeiten empfohlen, ist aber nicht zwingend erforderlich.