Kamenz
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Beschäftigte des öffentlichen Dienstes streiken in Kamenz

Mitarbeiter des Statistischen Landesamtes und des Staatsbetriebes Sächsische Informatik Dienste gingen am Donnerstag auf die Straße. Aus diesen Gründen.

Von Ina Förster
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Auch in Kamenz trugen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes am 16. November 2023 ihren Unmut über den Verlauf der aktuellen Tarifverhandlungen auf die Straße. Gewerkschaftssekretärin Daniela Kocksch organisierte den Warnstreik mit.
Auch in Kamenz trugen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes am 16. November 2023 ihren Unmut über den Verlauf der aktuellen Tarifverhandlungen auf die Straße. Gewerkschaftssekretärin Daniela Kocksch organisierte den Warnstreik mit. © Anne Hasselbach

Kamenz. Donnerstagmorgen, ein frisches Lüftchen weht, und bei stabilen neun Grad Celsius haben sich etwa 70 Beschäftigte des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen sowie des Staatsbetriebes Sächsische Informatik Dienste am Standort Kamenz zusammen gefunden. Es gibt warme Getränke. Pfeifen und Warnwesten wurden verteilt. Heute wird gestreikt. Und das nicht zum ersten Mal.

Die zweite Verhandlungsrunde für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes der Länder blieb wieder ohne Ergebnis. Die Arbeitgeber legten auch diesmal kein Angebot vor, und alle wesentlichen Forderungen und Erwartungen wurden abgelehnt.

70 Beschäftigte legen in Kamenz die Arbeit nieder

Nun reagierte die Gewerkschaft Verdi darauf und rief für den 16. November 2023 zum größer angelegte Warnstreik auf. Größer - das bedeutet in Kamenz besagte 70 Leute. Vor ein paar Tagen waren es 600 in Halle zum gleichen Thema. Doch die Anzahl sage nichts aus, macht Stefan Kowe, Verdi-Landestarifkoordinator, den Streikenden Mut. Auffällig viele junge Leute sind darunter. Das sei toll, denn immerhin gehe es um die Zukunft.

"Es gibt in den letzten Monaten einen erfreulichen Zuwachs in den Gewerkschaftsreihen", berichtet Martina Jordan vom Statistischen Landesamt. Vor allem junge Menschen würden erkennen, dass sich nicht viel bewegt, wenn man nichts tut. Im Kamenzer Behördenzentrum an der Macherstraße arbeiten eigentlich genügend Beschäftigte, um den ganzen Vorplatz zu füllen.

Etwa 70 Beschäftigte des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen sowie des Staatsbetriebes Sächsische Informatik Dienste kamen am 16. November 2023 in Kamenz zum Streik zusammen.
Etwa 70 Beschäftigte des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen sowie des Staatsbetriebes Sächsische Informatik Dienste kamen am 16. November 2023 in Kamenz zum Streik zusammen. © Foto: Anne Hasselbach

"Es streiken auch einige im Homeoffice, loggen sich heute also nicht ein", weiß Martina Jordan. Und der zeitgleiche Streik bei der Bahn habe viele davon abgehalten, heute pünktlich zu sein.

Gerade kommen noch sechs Beschäftigte um die Ecke gebogen. Es gibt Applaus für jeden Einzelnen. Das diffuse Gefühl der Angst müsse raus aus den Köpfen. Gewerkschaftssekretärin Daniela Kocksch ruft in die Runde: "Wir wissen, es kostet Mut und Mühe, heute hier zu stehen, aber Streik ist unser Grundrecht. Die psychologischen Spielchen der Arbeitgeber sind nicht selten schlimm. Wir haben es die letzten Tage wieder erlebt."

Verdi-Vertreter: Tarifverhandlungen laufen katastrophal

Die 70 Beschäftigten in Kamenz treten an diesem Tag stellvertretend für die etwa 90.000 Beschäftigten im öffentlichen Dienst in Sachsen für die aktuellen Forderungen ein. Ämter, Behörden, Beschäftigte in Schulen, bei der Polizei und an den Hochschulen gehören dazu.

Die Gewerkschaften wollen für sie eine Einkommenserhöhung um 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Nachwuchskräfte sollen 200 Euro mehr erhalten und Auszubildende unbefristet übernommen werden.

"Die Tarifverhandlungen sind katastrophal, das alles hat nichts mit Respekt und Wertschätzung zu tun", so Stefan Kowe von Verdi. Anfang Dezember gehe es in die dritte Verhandlungsrunde in Potsdam und Berlin. Es sei gut, dass vorher flächendeckend gestreikt werde, sagt er. Solange untere Endgeldgruppen noch Wohngeld beantragen müssen, um über die Runden zu kommen, sei so etwas nötig.

Solidarität mit untere Einkommens-Schichten demonstriert

Das sieht der Beschäftigte und Gewerkschaftsmitglied Tilo Werner ebenso. "Ich habe vorher eine Mail bekommen, mit der Frage, warum wir streiken. Es gehe uns doch gut, und wir sollten die Gesellschaft nicht noch weiter spalten", erzählt er. Vielleicht stimme das sogar, aber man müsse eben auch für die Schwächeren eintreten. Die unteren Einkommensschichten müssten gestärkt werden. "Gewerkschaft ist eine Solidargemeinschaft", sagte er.

Auch Markus Schlimbach, Vorsitzender des DGB Sachsen, ist gekommen. "Es klemmt im öffentlichen Dienst an vielen Stellen, die Unzufriedenheit wächst. Solange man im 100 Meter entfernten Landratsamt viel besser verdient als in der Statistik, bei gleicher Qualifizierung, ist unser Kampf nötig", sagt er. Schon heute würden viele Beschäftigte im öffentlichen Dienst ihren Kindern den früher geliebten Beruf nicht mehr empfehlen.