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Der Penne verpflichtet: So helfen Ex-Lessingschüler ihrem Gymnasium in Kamenz

Die Vereinigung Ehemaliger Lessingschüler Kamenz ist alles andere als ein elitärer Verband. Die Mitglieder unterstützen ihr Gymnasium und dessen Schüler. Auf vielfältige Weise.

Von Torsten Hilscher
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Dr. Gisela Seidel ist Vorstandsmitglied der Vereinigung Ehemaliger Lessingschüler Kamenz, die auch eine kleine Mitgliederzeitung herausgibt.
Dr. Gisela Seidel ist Vorstandsmitglied der Vereinigung Ehemaliger Lessingschüler Kamenz, die auch eine kleine Mitgliederzeitung herausgibt. © Matthias Schumann

Kamenz. Wenn Kamenz 2025 seinen 800. Geburtstag feiert, darf auch sie nicht fehlen: die Vereinigung Ehemaliger Lessingschüler Kamenz (VEL). Die einstigen Pennäler begehen 2025 das 115-jährige Bestehen ihrer Verbindung. Einer Vereinigung, die im Wechsel der Zeiten so einiges erlebt hat und doch immer wieder zusammenfand, um das Bestehen fortzuschreiben. Aber auch, um der jeweils noch lernenden Generation unter die Arme zu greifen.

"Wir bringen das Alte mit dem Jungen zusammen", umschreibt Gisela Seidel aus Elstra eines der Kernanliegen der Vereinigung. Das Vorstandsmitglied ist Abi-Jahrgang 1972, später studierte sie Betriebswirtschaft in Freiberg und arbeitete jahrelang in der Stadtverwaltung Kamenz.

Verein spendet regelmäßig an Lessing-Gymnasium

Aktuell trägt sie die Anmeldungen fürs Jahrestreffen zusammen. Dabei unternehmen die Mitglieder jedes Jahr eine gemeinsame große Fahrt. 2023 ging es nach Nürnberg, 2024 steht vom 3. bis 5. Mai Potsdam auf dem Programm. Neben dem regulären Jahrestreffen am Sonnabendabend vor Ort werden die Kamenzer Ehemaligen eine Tour durchs Havelland unternehmen, so Seidel. Anmeldungen sind bis zum 28. Februar möglich unter Telefon 035793 5734 oder per Mail an [email protected]. Noch gibt es Plätze.

Die Vereinigung zählt 170 Mitglieder. Eher ältere Semester, wie Seidel etwas wehmütig anmerkt. Gleichwohl versorgt sich der VEL durch ein ausgeklügeltes System selbst mit jungem Blut: Den jeweils fünf besten Abiturienten eines Jahrgangs wird eine fünfjährige Ehrenmitgliedschaft angetragen. Wer Student ist, bekommt den Jahresbeitrag von 25 Euro auf Wunsch erlassen.

Doch die Erfahrung zeigt, dass die jungen Leute eher ihre ersten Schritte ins Leben im Kopf haben oder die Familiengründung, als sich organisiert an die alte Penne zu erinnern. Wie immer aber bestätigen Ausnahmen die Regel: Das jüngste Mitglied der Vereinigung hat 2023 Abi gemacht.

Tatsächlich sind die Bande zur Schule eng. Die VELer spenden regelmäßig, und das nicht gerade wenig. Zugleich unterstützen sie das Gymnasium ideell und auch mit einigem Einfluss. So schreibt sich die Vereinigung die Rückkehr des Schulstandortes vom Flugplatz in die Kernstadt maßgeblich auf die Fahnen. Zugleich sammeln die Mitglieder Material über die Schulgeschichte und machen dieses zugänglich. Fernab von Urheberrechtsdebatten oder Gebührenordnungen kann die neueste, noch lernende Generation der Schule darauf zugreifen.

In der DDR nicht zugelassen

Zu den selbst gestellten Aufgaben gehört auch die Herausgabe des "ELer", der kleinen Mitgliederzeitung. Die informiert auf hohem Niveau Ehemalige in aller Welt über neueste Entwicklungen. Zuletzt erfuhren Interessierte daraus zum Beispiel über die Verleihung des Sächsischen Bibliothekspreises an die Stadtbibliothek, die seit der Erweiterung des Gymnasiums mit im modernen Anbau untergekommen ist. Parallel erfuhren die Leser auf mehreren Seiten die umfangreichen Angebote der modernen Bibliothekseinrichtung.

Nicht immer war die Arbeit der Vereinigung frei möglich. Nach dem Zweiten Weltkrieg zum Beispiel wurde man gar nicht erst wieder zugelassen. Zu elitär und bürgerlich hieß es. Nur die inzwischen im Westen Deutschlands lebenden Absolventen konnten 1959 eine Wiedergründung in Düsseldorf wagen, die 1991 in der Reunion bzw. gesamtdeutschen Wiederbegründung mündete.

Inzwischen werden auch Ehrenmitgliedschaften vergeben. Zu den Neuesten in diesem Reigen gehört unter anderen Wolfgang Grimm. Der ehemalige Lessingschüler war in seinem Berufsleben als Direktor des Getränkekombinats Cottbus jahrzehntelang der oberste Brauer in der Lausitz.

Der Beitrag wurde am 12.02.2024, 19.15 Uhr, korrigiert. In der früheren Fassung hieß es, dass die Vereinigung 2025 ihr 85-jähriges Bestehen begeht, tatsächlich besteht sie dann schon seit 115 Jahren. Und das jüngste Mitglied ist nicht mehr Schüler der Schule, wie es zuvor hieß, sondern hat 2023 das Abitur abgelegt. Denn in der Vereinigung können nur ehemalige Lessingschüler Mitglied werden. Wir bitten, die Fehler zu entschuldigen.