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Große Freude in Kamenz: Stadtbibliothek erhält Landes-Preis

Die Kamenzer Stadtbibliothek ist mit dem Sächsischen Bibliothekspreis ausgezeichnet worden. Was die Einrichtung so besonders macht und was sie mit dem Preisgeld vorhat.

Von Torsten Hilscher
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Freude über den Sächsischen Bibliothekspreis für Kamenz: Aline FIedler vom Bibliotheksverband in Sachsen, Bibliotheksleiterin Marion Kutter, Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU), OB Roland Dantz (parteilos) und Katrin Stump von der SLUB Dresden (v.l.).
Freude über den Sächsischen Bibliothekspreis für Kamenz: Aline FIedler vom Bibliotheksverband in Sachsen, Bibliotheksleiterin Marion Kutter, Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU), OB Roland Dantz (parteilos) und Katrin Stump von der SLUB Dresden (v.l.). © Matthias Schumann

Kamenz. Den wohl innigsten Dank gibt es am Ende der Festveranstaltung von einer kleinen Bühne herab: Drei Schülerinnen des Kamenzer Lessinggymnasiums sprechen am Mittwochmittag an die Bibliotheksleiterin gerichtet: "Liebe Frau Kutter, diese Bibliothek ist für uns ein ganz besonderer Ort!"

Ein besonderer Ort - das ist die Stadtbibo Kamenz mit Sicherheit. Sie residiert nicht nur im modernen Teil des Gymnasiums an der Oststraße. Sie kann sich seit ihrer Eröffnung am neuen Standort vor einem Jahr auch mit Superlativen schmücken: die Besucherzahlen mehr als vervierfacht, die Neuanmeldungen verfünffacht, 200 Veranstaltungen für Kinder und Schulklassen, wie Marion Kutter berichtet.

Kulturministerin lobt Kamenzer Bibliothek

Und so ist es kein Wunder, dass sich die Laudatoren bei der Übergabe des Sächsischen Bibliothekspreises am Mittwoch mit Lob überbieten. Allen voran Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU). "Sie haben eine Atmosphäre geschaffen, die die Nutzer in ihren Bann zieht", lobt sie Kutter. Dazu gehöre zuallererst das Prinzip der "Open Library", also Öffnungszeiten nahezu rund um die Uhr und auch am Wochenende. Sie persönlich sei begeistert, dass sie in Kamenz ein gutes Buch gleichzeitig mit einem Kaffee genießen könne, so Klepsch.

Zugleich habe sich die von Kutter geführte Einrichtung der Pflege der sorbischen Sprache verschrieben. Mit solchen besonderen Angeboten, diversen Kooperationen und Veranstaltungen habe sie die Bibliothek zu einer Anlaufstelle für die Menschen aus Kamenz und der ganzen Umgebung werden lassen. Fazit Klepsch: "Das öffentliche Leben ist mit dieser Bibliothek reicher geworden."

Der Sächsische Bibliothekspreis wurde erstmals 2013 verliehen. Träger sind der Landesverband Sachsen im Deutschen Bibliotheksverband sowie das sächsische Kulturministerium. Für 2023 gab es laut Aline Fiedler vom Landesverband der Bibliotheken neun hochkarätige Bewerbungen. Preisträger 2022 war die Stadtbibliothek Schkeuditz.

"Bibliothekarischer Leuchtturm" in Kamenz

Der Kamenzer Einrichtung erweisen am Mittwoch auch überregionale Kapazitäten Reverenz, unter anderen Johannes Neuer als Direktor der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig. Für die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden spricht Generaldirektorin Katrin Stump. An die Kamenzer Preisträger gerichtet sagt sie: "Dieser Erfolg ist das Verdienst von jahrelanger sehr guter konzeptioneller Arbeit." Gerade von der papier- und bargeldlosen Nutzung könnten sich andere Einrichtungen in Sachsen eine Scheibe abschneiden.

Überhaupt: digitale Nutzung. Wie Stump ausführt, verfügen lediglich 60 Prozent der kommunalen Bibliotheken in Sachsen über Wlan und nur 76 Prozent über Internetarbeitsplätze. Die Verfügbarkeit digitaler Medien überhaupt liege nur bei 62 Prozent. Viele Bibliotheken in Sachsen hätten also noch ein gutes Stück Arbeit vor sich, die Lücke zu "bibliothekarischen Leuchttürmen wie Kamenz" zu schließen.

Stump bittet den Oberbürgermeister der Stadt, Roland Dantz (parteilos), als "bibliothekarischer Botschafter" zu wirken, um den anderen Kommunen vom "Kamenzer Modell" zu berichten.

Dantz hatte in seiner Begrüßung eingeräumt, dass die Verantwortlichen bis vor einem Jahr bestenfalls vom Preis zu träumen gewagt hätten. Umso mehr sei die Vergabe nach Kamenz zu würdigen. Er erinnerte an Entstehung und Realisierung der Kombi Gymnasium - Stadtbibliothek. Das Projekt sei nicht nur inhaltlich lange vorbereitet worden. Im entscheidenden Moment hätten Landratsamt, Stadträte und Stadtverwaltung auch binnen kürzester Zeit zugeschlagen.

Rühriger Förderverein ermöglicht Veranstaltungen

Marion Kutter dankt ihrerseits dem rührigen Förderverein. Ohne ihn wären Formate wie "PoetrySlam" oder die Reihe "Worte und Weißwein" nicht denkbar, ebenso der "Buchsommer" und das "Lesecafé". Der Preis wiederum sei eine "wunderbare Art der Anerkennung". Sei doch ihr Team mit dem Umzug in die moderne Einrichtung vor einem Jahr von der S-Bahn auf den ICE umgestiegen. "Unsere Bibliothek hat sich von der behäbigen Ausleihstation zum quirligen Wohnzimmer gewandelt."

Dotiert ist der Landes-Bibliothekspreis übrigens mit 10.000 Euro. Schon gibt es Pläne für die Verwendung: "Wir träumen von einem kleinen kulleräugigen Kollegen", sagt Kutter schmunzelnd. Gemeint ist ein fahrbarer Roboter, der den Kolleginnen und Kollegen das Bücherschleppen abnimmt, der vor allem aber eine weitere Attraktion der so ganz besonderen sächsischen Bibliothek wird.