SZ + Kamenz
Merken

Totalumbau und Erweiterung: So wird das neue Lessing-Museum in Kamenz

Das Lessing-Museum in Kamenz steht vor dem größten Umbau seiner Geschichte. Chefin Sylke Kaufmann sagt, wann es losgeht, was es kostet und was sich für Besucher ändert.

Von Torsten Hilscher
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Museumschefin Sylke Kaufmann mit den Plänen für den Umbau des Lessing-Museums in Kamenz.
Museumschefin Sylke Kaufmann mit den Plänen für den Umbau des Lessing-Museums in Kamenz. © Foto: Matthias Schumann

Kamenz. Das 1931 eröffnete Kamenzer Lessing-Museum hat in seiner Geschichte bereits viel erlebt. Nicht nur inhaltliche Einflussnahme durch die jeweiligen Machthaber, denen der Lessingsche Geist der Aufklärung letztlich immer zu widerstehen vermochte. Doch baulich war dem schönen Komplex am Bürgerpark schon immer zu eigen: Er ist zu klein. Mussten sich doch mit Sammlung, Museum und bis vor einem Jahr noch der Stadtbibliothek gleich drei Einrichtungen den Platz teilen. Nun steht der größte Umbau seit Bestehen an. Dazu hat Sächsische.de mit Museumschefin Sylke Kaufmann gesprochen.

Frau Kaufmann, wie steht es aktuell um die Erweiterungs- und Umbaupläne für das Lessing-Museum?

Wir sind mitten in der Planung, aber bereits weit gekommen. Wir hoffen auf einen weitestgehenden Abschluss Anfang 2024. Alle baulichen und inhaltlichen Festlegungen sind inzwischen klar.

Was ist noch offen?

Zum Beispiel wichtige Details gerade im haustechnischen Bereich.

Sie sanieren nicht nur, es wird auch angebaut. Um wie viel wächst das Museum?

Wir bekommen einen Erweiterungsbau, der im Vergleich zum jetzigen Haus klein ist, jedoch enorme Raumangebote schafft. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro Peter Kulka aus Dresden. Der neue Anbau kommt an die Rückseite des Hauses, von der Straße aus wird er eigentlich gar nicht zu sehen sein. Der Neubau hat flächentechnisch knapp ein Fünftel des Bestandsbaus.

Kulka baut sehr nüchtern und reduziert.

Es ist ein wunderschönes, klar strukturiertes, sehr zurückhaltendes Gebäude, das das Büro entworfen hat. Der Denkmalschutz wird dadurch nicht beeinträchtigt, die historische Architektur wird respektiert und wieder aufgewertet.

Was sind die Effekte?

Auch ohne den Anbau hätte sich unsere Fläche durch den Auszug der Stadtbibliothek fast verdoppelt. Die gesamte ehemalige Bibliotheksetage und die Hälfte der unteren Etage kommen hinzu. Während der große Saal im Obergeschoss erhalten bleibt, werden viele kleinere Räume umgebaut. Da fallen etliche Mauern. Natürlich kommen auch durch den Anbau Ausstellungsflächen hinzu. Gerade der Bereich für Sonderausstellungen wird enorm wachsen – und damit auch die Anziehungskraft unseres Hauses.

Kommt das den Ausstellungsobjekten zugute?

Auf jeden Fall. Denn so schön und licht die großen Fenster aus der Erbauungszeit 1929 bis 1931 sind: Die unmittelbaren Ausstellungsräume müssen wir verdunkeln, um die Objekte zu schützen. Klimatechnisch werden wir einen neuen Standard erreichen. Wir kommen also auch hinsichtlich der konservatorischen Anforderungen auf den Stand der Zeit, was die Möglichkeit, attraktive Leihgaben nach Kamenz zu holen, stark erhöhen wird.

Das Kamenzer Lessing-Museum. An der Rückseite wird der Erweiterungsbau seinen Platz finden.
Das Kamenzer Lessing-Museum. An der Rückseite wird der Erweiterungsbau seinen Platz finden. © Foto: Matthias Schumann

Was werden die Besucher merken?

In Zukunft wird es einen aufgewerteten behindertengerechten Zugang an der Rückseite des neuen Komplexes geben. Überhaupt werden später einmal alle Ausstellungsflächen barrierefrei sein. Zudem wird es im Neubau eine Lounge geben, die durch große Fenster den Ausblick in den Volkspark ermöglicht. Im Inneren wird der frühere Hauteingang wiederhergestellt.

Das geht alles nicht ohne Schließung.

Ja, denn das wird ein Komplettumbau, der vor allem die untere Etage betreffen wird. Das Souterrain, in dem die Kinderbibliothek bislang untergebracht war, bekommt unter anderem einen großen Servicebereich für die Besucher. Auch mit vergrößerten Sanitärflächen, deren viel zu kleine Ausmaße jetzt noch aus der Erbauungszeit stammen. Gerade mit Blick auf Reisegruppen und Schulklassen wird dieser Bereich auf einen zeitgemäßen Stand gehoben. Was unten bleibt, sind die Büroräume der Mitarbeiter. Allerdings wird sich auch dort sehr, sehr viel ändern. Das Treppenhaus wird nach unten geführt werden.

Wann schließen Sie und für wie lange?

Die Schließzeit wird ein gutes Jahr betragen. Wir gehen davon aus, dass wir im vierten Quartal 2024 mit dem Bau beginnen und im Laufe des Jahres 2026 die Eröffnung sein wird.

Bei welchen Kosten steht das Vorhaben aktuell?

Wir müssen zurzeit von 3,7 Millionen Euro Gesamtvolumen ausgehen. Ausgangspunkt ist eine Förderung des Bundes und des Landes aus Strukturmitteln sowie eine ergänzende Finanzierung aus dem Stadtumbauprogramm. Ohne diese Förderkulisse wäre dieses Vorhaben nicht denkbar.

Was heißt das für die Stadt Kamenz?

Der Stadtrat hat einer Kombination aus einer ergänzenden Bereitstellung von Stadtumbaumitteln zugestimmt, allerdings müssen dafür – nach dem derzeitigen Kenntnisstand – 400.000 Euro außerplanmäßige Mittel bereitgestellt werden. Dies ist unter Berücksichtigung anderer Schwerpunkte und Bedarfe im Investitionsbereich keine einfache Entscheidung.