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Lessingbüste in Kamenz mit Wackelaugen beklebt

Nachdem Unbekannte die Büste des Dichters 2023 nach hinten gedreht hatten, wurde sie jetzt erneut verschandelt. So reagieren Kamenzer und Stadt darauf.

Von Ina Förster
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Die Büste von Gotthold Ephraim Lessing vor dem Lessingmuseum in Kamenz wurde von Unbekannten mit Wackelaugen beklebt.
Die Büste von Gotthold Ephraim Lessing vor dem Lessingmuseum in Kamenz wurde von Unbekannten mit Wackelaugen beklebt. © Matthias Schumann

Kamenz. Der große Dichtersohn der Stadt Kamenz Gotthold Ephraim Lessing musste in den vergangenen Monaten schon einiges durchmachen. Genauer gesagt seine Bronzebüste, die seit Jahrzehnten direkt vor dem Lessingmuseum in Kamenz steht. Über Himmelfahrt 2023 hatten Unbekannte die Büste des Dichters auf ihrem Sockel komplett nach hinten gedreht, so dass Lessing nicht mehr wie gewohnt nach vor in Richtung Straße schaute, sondern zum Lessingpark. Daraufhin ließ die Stadt die Büste befestigen und in dem Zusammenhang auch gründlich reinigen und mit einem Wachsanstrich versehen. Täter wurden damals nicht ermittelt.

Nun gibt es einen neuen Vorfall. Irgendjemand hat Lessing zwei Handvoll Wackelaugen aufs würdig dreinblickende Gesicht geklebt. Höchstwahrscheinlich ist das am vergangenen Wochenende passiert. Das Ganze konnte man erst nach genauem Hinsehen entdecken. Doch es fiel natürlich auf. Auf einer Kamenzer Facebook-Plattform postete ein anonymer Teilnehmer am 5. Februar 2024 ein Foto davon. Die Reaktionen der Kamenzer fielen eindeutig aus.

Kamenzer diskutieren auf Facebook über Vorfall

"Echt schlimm, was hier ab geht", schreibt ein User beispielsweise. Andere stimmen zu: "Einfach nur noch zum Schämen. Das Werk von Lessing zu schänden, erinnert an finsterste Zeiten." Oder: "Kein Respekt mehr vor Denkmälern und anderer Eigentum. Schämt Euch - auch die, die es lustig finden!"

Doch es gibt auch solche Stimmen: "Es ist ja nun wirklich nichts Schlimmes passiert. Es ist nicht in Ordnung, aber es ist auch kein Weltuntergang. Da fand ich den Kopfverdreher schon schlimmer..."

Stadt stellt Strafanzeige

Doch wie reagiert die Stadtverwaltung Kamenz auf diesen neuerlichen Angriff auf die Lessing-Büste? "Es ist in jedem Falle mehr als ärgerlich und eben nicht nur eine Sachbeschädigung an fremdem Eigentum", sagt der Pressesprecher der Stadt Kamenz Thomas Käppler. Zumal das Ganze wieder auf Kosten der Allgemeinheit beseitigt werden müsse.

Erfolgt sei dies übrigens schon am 6. Februar, nachdem der Vorfall bekannt geworden war. Man könne darüber geteilter Meinung sein, so Käppler, ob dies viel oder wenig Aufwand bedeute. Die Entferner der Wackelaugen mussten - wie auch die Täter - hoch hinauf klettern. Die Büste befindet sich in einiger Höhe, ist nicht einfach im Vorbeigehen erreichbar.

Die Lessingbüste vor dem Lessingmuseum in Kamenz - diese Aufnahme entstand vor der Reinigung im vergangenen Jahr - steht auf einem hohen Sockel und ist nicht ohne Weiteres erreichbar.
Die Lessingbüste vor dem Lessingmuseum in Kamenz - diese Aufnahme entstand vor der Reinigung im vergangenen Jahr - steht auf einem hohen Sockel und ist nicht ohne Weiteres erreichbar. © Archivfoto: René Plaul

"Selbstverständlich haben wir eine Strafanzeige gestellt. Es ist schon schlimm und eine Schande, dass sich gerade am Denkmal des großen Sohnes unserer Stadt - Gotthold Ephraim Lessing - vergriffen wurde. Es zeugt von Respektlosigkeit und Geschichtsverleugnung. Auch gegenüber den Generationen, in deren Zeiten die Lessing-Büste entstand und aufgestellt wurde", sagt Thomas Käppler.

Und auch wenn die Hoffnung sehr gering sei, sie zu erreichen: Es täte den Täterinnen oder Tätern gut, wenn sie einmal das Lessing-Museums oder die gegenwärtig laufende Veranstaltungsreihe Lessing-Akzente besuchen würden, um zu erfahren, wofür Lessing und sein Werk wirklich stehen, äußert der Stadtsprecher.