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In Elstra gibt's jetzt Oliven aus eigener Ernte

Im Mammutgarten in Prietitz wachsen Pflanzen, die sonst nur im Süden heimisch sind. Betreiber Jörg Kohout will zeigen, was hier möglich ist – und hat damit Erfolg.

Von Heike Garten
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Jörg Kohout, der Chef des Mammutgartens in Prietitz, freut sich, dass die alten Olivenbäume in seiner Anlage so gut gedeihen. Eines sei allerdings wichtig: viel Geduld.
Jörg Kohout, der Chef des Mammutgartens in Prietitz, freut sich, dass die alten Olivenbäume in seiner Anlage so gut gedeihen. Eines sei allerdings wichtig: viel Geduld. © Steffen Unger

Elstra. Es sieht fast aus wie in der Toskana: Eine Allee Olivenbäume führt vom Hauptgebäude des Mammutgartens ins Gelände. Kurz dahinter steht ein einzelner knorriger Olivenbaum auf einer kleinen Erhöhung und noch weiter hinten der größte Olivenbaum im Gelände der weiträumig angelegten Anlage mit Blick zum Schwarzenberg.

„Der Baum ist an die 300 Jahre alt und stammt noch aus der Kleinen Eiszeit, einer Klimaperiode, die bis in das 19. Jahrhundert hineinreichte“, erklärt Jörg Kohout. Er ist der Chef der gleichnamigen Baumschule und des erst in diesem Sommer eröffneten Mammutgartens im Elstraer Ortsteil Prietitz und profunder Kenner der Materie.

Eine Allee mit Olivenbäumen hinterm Haupthaus des Mammutgartens in Prietitz.
Eine Allee mit Olivenbäumen hinterm Haupthaus des Mammutgartens in Prietitz. © PR

Doch wie kommt ein 300 Jahre alter Baum aus Italien ins mitteleuropäische Prietitz? „Das ist eine aufregende Geschichte, und ich bin froh, dass die Olive jetzt hier steht“, sagt Jörg Kohout. Alles begann mit einer Partnerschaft zwischen der Prietitzer Baumschule und einer Baumschule in Pistoia, etwa 20 Kilometer entfernt von Florenz in der Toskana.

Jörg Kohout lieferte einheimische Bäume nach Pistoia, weilte selbst oft bei der Familie in der Toskana und bewunderte die vielen alten Olivenbäume, die zur Anlage gehören. Ihn interessierte, unter welchen Bedingungen sie wachsen, wie die Oliven geerntet und wie sie verarbeitet werden. Da ein Baum genau an der Stelle stand, wo etwas Neues errichtet werden sollte, fragte Jörg Kohout, ob er diesen Baum kaufen könne. Das war vor vier Jahren.

Dieser 300 Jahre alte Olivenbaum aus der Toskana wurde 2021 im Mammutgarten in Prietitz eingepflanzt.
Dieser 300 Jahre alte Olivenbaum aus der Toskana wurde 2021 im Mammutgarten in Prietitz eingepflanzt. © PR

Aber wie transportiert man einen acht Tonnen schweren Baum nach Deutschland? Und wie kann es gelingen, dass er nicht stirbt, sondern in der hiesigen Region weiterwächst? „Das war eine langwierige Angelegenheit“, erzählt Jörg Kohout. Zuerst musste die Wurzel Stück für Stück und mit gewissen Zeitabständen ausgegraben werden. Immerhin können Wurzeln von Olivenbäumen bis zu zehn Meter tief in den Boden hineinragen. Dann kam das gute Stück auf einen Tieflader, und es ging von der Toskana nach Prietitz. Im Mammutgarten wurde der Baum dann wieder eingepflanzt. Das war im vorigen Jahr.

Trägt der 300 Jahre alte Baum jetzt auch hier Früchte? „Das wird wohl noch eine Weile dauern, der Baum muss sich erst an die neue Umgebung gewöhnen. Geduld gehört einfach dazu“, sagt Jörg Kohout. Aber er bringe neue Triebe, und geblüht habe er in diesem Jahr auch.

Die ersten reifen Oliven im Mammutgarten in Prietitz.
Die ersten reifen Oliven im Mammutgarten in Prietitz. © PR

Oliven konnten in diesem Jahr in Prietitz trotzdem geerntet werden – die erste Olivenernte der Region sozusagen. Die Bäume auf der Allee im Mammutgarten haben Früchte getragen. Sie stammen ebenfalls aus der Toskana. Jörg Kohout und Mitarbeiter seines Teams haben sie vor zwei Jahren gepflanzt, jeweils auf einen kleinen, nur wenige Zentimeter hohen Hügel. „Das ist wichtig, damit das Regenwasser ablaufen kann. Oliven vertragen keine Staunässe“, weiß der Experte.

Im Winter haben die Bäume ein Gestell drumherum bekommen, falls die Temperaturen besonders weit in den Minusbereich fallen. Dann hätte man das Gestell mit Styropor aufgefüllt. Doch das war gar nicht nötig. Denn so kalt war es nicht, und Temperaturen bis zu minus zehn Grad vertragen die Bäume. „Schließlich haben Olivenbäume in der Toskana die kleine Eiszeit überlebt und tragen sozusagen die Gene in sich, um das zu schaffen“, erklärt Jörg Kohout.

Im Vergleich zu den Olivenernten in Italien fiel die in Prietitz eher klein aus: Etwa zwei Kilogramm der grünen Früchte haben die Mitarbeiter gepflückt – alles per Hand und nicht wie in südlichen Regionen mit Maschinen und ausgelegten Netzen. Nach der Ernte müssen die Oliven erst einmal zwei bis drei Wochen im Wasser liegen, um die Bitterstoffe zu entziehen. Dann werden sie mit verschiedenen Gewürzen, wie Knoblauch, Oregano, Thymian oder Basilikum, versehen und eingelegt.

Köchin Antje Drescher kann jetzt im Bistro der Baumschule Oliven aus eigener Ernte verarbeiten.
Köchin Antje Drescher kann jetzt im Bistro der Baumschule Oliven aus eigener Ernte verarbeiten. © Steffen Unger

„Wir verwenden die Oliven nur für unsere eigene Küche, fürs Restaurant oder für die Events, die zu diesem Thema passen“, erzählt Köchin Antje Drescher. Denn bei Kohouts gibt es nicht nur Pflanzen aller Art, sondern auch ein Bistro.

Eines der nächsten Events ist das Olivenwochenende am 30. und 31. Oktober. Dann wird die erste Olivenernte im Mammutgarten mit den Besuchern gefeiert. Sie können dabei auch viel Wissenswertes rund um die Oliven, deren Herkunft sowie dazu, wie sie gedeihen und was man beim eigenen Olivenbaum beachten sollte, erfahren. „Mir ist es ganz wichtig, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Das reizt mich besonders an der Arbeit in der Baumschule und im Mammutgarten“, sagt Jörg Kohout. Sicher erzählt der 51-Jährige dann auch manch spannende Episode rund um seine Olivenbäume.

Olivenwochenende im Mammutgarten Prietitz am 30. und 31. Oktober jeweils von 10 bis 17 Uhr