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„Ohne Nachfolger hätte ich nicht aufgehört“

Ärzte haben es oft schwer, einen Nachfolger für ihre Praxis zu finden. Warum es bei Allgemeinmedizinerin Simone Krause in Großröhrsdorf anders war.

Von Heike Garten
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Dr. Yvonne Schulz (l.) hat die Praxis von Dr. Simone Krause in Großröhrsdorf übernommen. Beide Ärztinnen sind froh, dass die Übergabe so gut geklappt hat.
Dr. Yvonne Schulz (l.) hat die Praxis von Dr. Simone Krause in Großröhrsdorf übernommen. Beide Ärztinnen sind froh, dass die Übergabe so gut geklappt hat. © Matthias Schumann

Großröhrsdorf . Nachfolge geglückt – und das in einem Bereich, wo dies nicht selbstverständlich ist. In Großröhrsdorf übergab die Allgemeinmedizinerin und Fachärztin für Innere Medizin Dr. Simone Krause jetzt ihre Praxis an Dr. Yvonne Schulz. Nahtlos und ohne Schwierigkeiten können Patienten somit weiterhin in der Praxis an der Radeberger Straße betreut werden. Das freut die Patienten, gleichermaßen aber auch die scheidende Ärztin.

„Ohne einen Nachfolger hätte ich nicht aufgehört zu arbeiten. Ich kann die Patienten doch nicht allein lassen“, sagt Simone Krause bei der offiziellen Praxisübergabe. Die Freude darüber, dass es weitergeht, ist ihr anzusehen. Nun kann sie mit einem guten Gewissen den Ruhestand genießen.

Praxis betreut etwa 800 Patienten

Seit 2008 hat Simone Krause als niedergelassene Ärztin in Großröhrsdorf gearbeitet, vorher im Krankenhaus in Bischofswerda. 2017 zog sie in die neuen Räume an der Radeberger Straße, in ein Ärztehaus, in dem neben ihrer Kollegin Dr. Marlen von Wolffersdorff, Fachärztin für Innere Medizin, auch eine Kinderärztin die Patienten betreut. Die Räume in der Praxis sind großzügig und modern eingerichtet. Es gibt neben zwei Sprechzimmern unter anderem ein Labor, einen Diagnostikraum und einen für Ultraschall. Vier Schwestern arbeiten für beide Ärztinnen, also für Dr. von Wolffersdorff und Dr. Krause beziehungsweise jetzt ihre Nachfolgerin.

Simone Krause wird im Mai 63 Jahre. Bereits vor zwei Jahren machte sie sich das erste Mal Gedanken darüber, einen Nachfolger für ihre Praxis zu finden. Schließlich betreut sie zwischen 700 und 800 Patienten. „Sie kommen nicht nur aus Großröhrsdorf, sondern aus der gesamten Region“, sagt die Ärztin. Letztlich sei es eher ein Zufall gewesen, dass ohne große Probleme eine Nachfolgerin gefunden wurde. „Dr. Schulz hat mich angerufen, weil sie sich selbstständig machen wollte“, erzählt Simone Krause. Sie sei sehr froh über diese schnelle Lösung.

„Ich wollte nie in einer großen Stadt arbeiten"

Auch Yvonne Schulz freut sich darüber. Die 40-Jährige hat in Dresden studiert und dann viele Jahre als angestellte Fachärztin in einer Praxis in Ottendorf-Okrilla gearbeitet. „Für mich stand aber schon während der Ausbildung fest, dass ich eine eigene Praxis führen will“, blickt sie zurück. Und das meine sie auch im Sinne einer Landärztin, auch wenn Großröhrsdorf eine Stadt ist.

„Ich wollte nie in einer großen Stadt arbeiten, das ist zu anonym. Hier in der Region habe ich einen persönlichen Bezug zu meinen Patienten, betreue dann die Familien, angefangen vom Schulkind über die Eltern bis hin zu den Großeltern“, sagt sie. Dieser persönliche Kontakt sei ihr wichtig. Bei Bedarf werde sie auch Hausbesuche machen, eben wie eine Landärztin. Außerdem gehört die Betreuung von Patienten in einem Pflegeheim zu ihrem Aufgabenspektrum. „Mit der eigenen Praxis erfülle ich mir den Traum, eigenständig und selbstbestimmt zu arbeiten“, sagt sie.

Vor etwa einem Jahr hat Yvonne Schulz die Entscheidung getroffen, dass jetzt die Zeit für die Selbstständigkeit herangekommen ist. Sie wohnt mit ihrer Familie in Radeberg, und es sollte auch eine Praxis in der Umgebung der Stadt sein. „Das war nicht so einfach, etwas Geeignetes zu finden“, blickt sie zurück. Sie habe selbst die Initiative ergriffen, viele Praxen in der Region abtelefoniert und sich nach einer Übernahmemöglichkeit erkundigt. Als sie mit Simone Krause Kontakt aufnahm, habe die Chemie zwischen ihnen sofort gestimmt. So konnte für beide Frauen eine optimale Lösung gefunden werden.

Darum steht jetzt ein Skelett im Sprechzimmer

An der Praxis selbst habe sie nicht viel verändert, sagt Yvonne Schulz. Nur das eigene Sprechzimmer hat sie renoviert und nach ihrem Geschmack eingerichtet. Jetzt steht dort zum Beispiel ein Skelett im Raum. Das hat etwas mit einer Zusatzausbildung zu tun, die die Ärztin absolviert: manuelle Medizin. „Auch in dieser Richtung will ich den Patienten ein Angebot unterbreiten“, sagt sie.

Zur Praxisübergabe waren neben vielen Ärzten der Region und dem Bürgermeister auch Patienten gekommen. Sie wollten sich bei ihrer ehemaligen Ärztin bedanken. Simone Krause gibt den Dank zurück. „Vor allem für das Vertrauen und die Treue über all die Jahre möchte ich mich bedanken“, sagt sie. Sie wird ihren Ruhestand mit ihrem Mann genießen und Zeit finden für ihre vier Kinder und die vier Enkel. „Das fünfte ist schon unterwegs“, verrät sie. Und ab und an wird sie auch in ihrer alten Praxis vorbeischauen, um mit der neuen Ärztin und den Mitarbeitern ein bisschen zu reden.