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Ampel im Klassenzimmer: Bei Rot wird gelüftet

Die Grundschule in Laußnitz bei Königsbrück ist eine der wenigen im Kreis Bautzen mit CO2-Sensoren. Was die Geräte bringen und warum der Kreis sie ablehnt.

Von Heike Garten
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Sie wissen genau, was die Ampel an der Tür bedeutet: Theo (r.) und Celestine mit Schulleiter Torsten Felsner von der Grundschule in Laußnitz.
Sie wissen genau, was die Ampel an der Tür bedeutet: Theo (r.) und Celestine mit Schulleiter Torsten Felsner von der Grundschule in Laußnitz. © Matthias Schumann

Laußnitz. Die Mädchen und Jungen lauschen aufmerksam den Worten der Lehrerin, schreiben eine Mathe-Aufgabe von der Tafel ab, melden sich, wenn sie eine Antwort wissen. Keiner schaut mehr in Richtung der Tür, auch wenn dort etwas befestigt ist, was in Klassenzimmern anderer Schulen nicht zu finden ist: In knapp zwei Metern Höhe ist am Türrahmen eine Ampel eingebaut. Die rote und die grüne Leuchte sind etwa zehn Zentimeter breit wie lang, also nicht zu übersehen. Darunter befindet sich ein Messgerät.

Gerade leuchtet die grüne Lampe. Das heißt, es ist alles in Ordnung mit der Luft im Klassenzimmer. Die Ampel zeigt den CO2-Gehalt in der Luft an. Das ist wegen Corona derzeit immer wieder im Gespräch. Doch in der Grundschule in Laußnitz bei Königsbrück gibt es diese Sensoren bereits seit einigen Jahren - eingebaut, um die Luftqualität im Klassenzimmer zu messen und gegebenenfalls reagieren zu können. Darüber hinaus kann mit dem Sensor auch der Energieverbrauch gemessen werden.

So sieht die CO2-Ampel aus, die sich an den Türen der Klassenzimmer in der Grundschule Laußnitz befindet.
So sieht die CO2-Ampel aus, die sich an den Türen der Klassenzimmer in der Grundschule Laußnitz befindet. © Matthias Schumann

Als 2018 die Grundschule in Laußnitz saniert wurde, gehörte dazu auch die komplette Erneuerung der Elektroanlagen wie Hausalarm, Rauchmelder und Notbeleuchtung. "Wir haben damals in diesem Bereich 160.000 Euro investiert", berichtet Bürgermeister Joachim Driesnack (Freie Wähler).

Der Kamenzer Elektroingenieur Karl-Heinz Heymann, der die Sanierung plante, hatte damals die Idee mit den CO2-Sensoren. "Wir haben uns damals alle gefragt, ob das sinnvoll ist", blickt der Bürgermeister zurück. Am Ende entschied sich die Gemeinde aber für die Investition. Zu dem Zeitpunkt habe man damit in der Region absolutes Neuland bei der Ausstattung von Schulen betreten.

Und wie kam der Elektroingenieur damals auf die Idee mit den Sensoren? "Ich verfolge regelmäßig in Fachzeitschriften die Entwicklung in der Branche", sagt Karl-Heinz Heymann. Vor ein paar Jahren sei dann so ein CO2-Sensor auf den Markt gekommen, der auch in Schulen eingesetzt werden kann.

Fakt sei, dass auch vor Corona schon regelmäßig in Klassenräumen gelüftet werden musste, um die Luft zu verbessern. "Mit dem Sensor und der dazugehörigen Ampel kann ganz schnell festgestellt werden, wenn die Luft schlecht ist und entsprechend reagiert, also gelüftet werden", sagt Heymann. Er ist froh, dass sich die Gemeinde schon vor drei Jahren für diese Geräte entschieden hat.

Ein Plus-Punkt im Hygienekonzept

Zehn Klassenzimmer, das Lehrerzimmer und sechs Horträume im Gebäude der Grundschule wurden damals mit CO2-Sensoren ausgestattet. Bürgermeister Driesnack schätzt ein, dass es darüber hinaus nun keine Luftfilter braucht. "Mit der Ampel können die Lehrer sofort reagieren", sagt er.

Auch Schulleiter Thomas Felsner ist froh, dass es die CO2-Sensoren gibt. "Die Ampel hat der jeweilige Lehrer im Blick, die Kinder achten im Unterricht gar nicht mehr darauf." Neben dem regelmäßigen Lüften vor und nach dem Unterricht sei die Ampel ein guter Indikator dafür, wann die Fenster wieder zu öffnen sind. Es komme regelmäßig vor, dass die rote Lampe blinkt. Dann reagiere die Lehrkraft. "Auch ohne Corona-Pandemie ist das eine tolle Erfindung", sagt Felsner. Dass die Schule über die CO2-Sensoren verfügt, habe er in das aktuelle Hygienekonzept aufgenommen - ein zusätzlicher Pluspunkt sozusagen.

Die Grundschule in Laußnitz ist eine der wenigen Schulen im Landkreis Bautzen, in der bereits CO2-Sensoren installiert sind.
Die Grundschule in Laußnitz ist eine der wenigen Schulen im Landkreis Bautzen, in der bereits CO2-Sensoren installiert sind. © Matthias Schumann

Die Kinder dürfen selbst nicht die Fenster öffnen. Aber sie wissen ganz genau Bescheid, was es mit der Ampel an der Tür auf sich hat. "Wenn es grün leuchtet, dann ist alles gut", sagt die achtjährige Celestine. Und die neunjährige Hannah ergänzt: "Bei Rot ist die Luft schlecht, die Fenster müssen geöffnet werden", sagt sie. "Das ist dann zwar ein bisschen frisch, aber wir können unsere Jacken anziehen", ergänzt Theo. Immer zu Beginn eines Schuljahres werden die neuen Schüler über die CO2-Sensoren und die Ampel aufgeklärt.

Die Laußnitzer Grundschule ist im Landkreis Bautzen eine der wenigen, in denen es solche CO2-Melder gibt. Auch im Stadtrat von Kamenz wurde über die Anschaffung diskutiert. Das war anfangs von der Verwaltungsspitze noch abgelehnt worden. Jetzt soll aber erneut über das Thema beraten werden, nachdem auch Schulleiterinnen signalisiert hatten, dass es Bedarf dafür gebe.

Schulen, die sich in Trägerschaft des Landkreises Bautzen befinden, sind derzeit nicht mit CO2-Ampeln ausgestattet. Auf Anfrage von Sächsische.de teilt die Pressestelle mit: "Die dringende Erfordernis einer solchen Anschaffung wird nicht gesehen." Vize-Landrat Udo Witschas (CDU) ergänzt: "Die Lehrerschaft benötigt keinen Weckruf zum Lüften." Er erachte vor dem Hintergrund der vom Kreistag auferlegten Haushaltskonsolidierung die Anschaffung von CO2-Sensoren für entbehrlich.