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Bekommen Sachsens Schulen jetzt Luftfilter?

In Sachsen können Kommunen jetzt Geld für mobile Luftfilter bekommen. Dass bald in allen Klassenzimmern Anlagen stehen, ist trotzdem unwahrscheinlich.

Von Andrea Schawe
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Die Erich-Wustmann-Grundschule in Bad Schandau hat mobile Luftfilter angeschafft, die seit diesem Schuljahr im Einsatz sind - eine Ausnahme.
Die Erich-Wustmann-Grundschule in Bad Schandau hat mobile Luftfilter angeschafft, die seit diesem Schuljahr im Einsatz sind - eine Ausnahme. © Karl-Ludwig Oberthür

Dresden. Nun gibt es Unterstützung: Kommunen und freie Träger können für ihre Schulen und Kindertagesstätten Geld für mobile Luftfilter bekommen. Das hat Sachsens Kabinett in dieser Woche beschlossen. Ende November könnten die ersten Anträge genehmigt werden.

Der Freistaat setzt damit ein Programm des Bundes um. Insgesamt 200 Millionen Euro stehen für die Anschaffung entsprechender Geräte bereit, Sachsen bekommt etwa zehn Millionen Euro, maximal 3.000 Euro je Gerät.

Dass bald in allen Klassenzimmern mobile Luftfilter stehen, ist aber unwahrscheinlich. Denn Geld gibt es nur für „Räume mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit“ – etwa Klassenzimmer, deren Fenster nur kippbar sind oder solche, die nur kleine Lüftungsklappen haben. Das betrifft nach Angaben des Kultusministeriums weniger als zehn Prozent der Schulräume, darunter seien auch Zimmer, die gar nicht als reguläre Klassenräume betrieben werden.

Das Ministerium hatte schon im Sommer vor überzogenen Erwartungen gewarnt. „In mehrfachen Stellungnahmen hatte das Umweltbundesamt zuvor einen flächendeckenden Einsatz von mobilen Luftfiltern nicht für sinnvoll erachtet“, heißt es. Luftfilter dürften zudem das regelmäßige Lüften nicht ersetzen. Sinnvoll sei der Einsatz daher lediglich in Räumen, die gar nicht oder schlecht gelüftet werden können.

Andere Bundesländer investieren

Letztlich entscheide allein die jeweilige Schule oder deren Kommune als Träger, ob sie Geld für Luftfilter ausgibt. Viele Kommunen in Sachsen blieben allerdings skeptisch, eine flächendeckende Anschaffung für alle Kitas und Klassenzimmer sei viel zu teuer. Einige haben sich auch nach einer Testphase gegen mobile Luftfilter entschieden – etwa, weil sie zu laut und zu störend gewesen seien.

In anderen Bundesländern ist man den Geräten gegenüber positiver eingestellt. Nordrhein-Westfalen hatte bereits im Herbst vergangenen Jahres ein landeseigenes Programm zur Anschaffung von Luftfiltern aufgelegt. In Hamburg etwa sollen bis Ende Oktober alle Klassenräume in allen Schulen mit Luftfiltern ausgestattet sein. Frankfurt/Main will auch die Schulklassen mit Luftfiltern bestücken, die aus der Bundesförderung herausfallen.

GEW: Ohne Luftfilter bleiben Masken sinnvoll

Sachsen habe lange so gut wie nichts getan, um die Schulen sicherer zu machen, sagt Bildungspolitikerin Luise Neuhaus-Wartenberg (Linke). Dass es nun anderthalb Jahre nach Beginn der Pandemie ein Förderprogramm für Luftfilter gibt, „empfinden die Leute als schlechten Scherz“.

Auch bei den Eltern sorgt das für Unverständnis. Sie fordern gute Lern- und Arbeitsbedingungen an den Schulen. „Hierzu gehört die Luftqualität“, teilt der Landeselternrat mit. „Diese ist in Klassenzimmern vielfach schlecht.“ Nicht nur die für die Eindämmung des Coronavirus relevante Aerosolbelastung in den Klassenzimmern sei zu hoch, auch der CO2-Gehalt der Luft liege wegen schlechter oder gar nicht vorhandener Lüftungssysteme oft deutlich über den empfohlenen Grenzwerten. „Es muss endlich nachhaltig in Lüftungstechnik investiert werden.“

Lehrerverbände und Gewerkschaften setzen sich ebenfalls für den flächendeckenden Einsatz von Luftfiltern in Schulen ein. „Mit Blick auf die beginnende kältere Jahreszeit müssen jetzt endlich flächendeckend Luftfilteranlagen an den Schulen installiert werden“, heißt es von der Bildungsgewerkschaft GEW. Weil diese fehlen, und die Impfquote in Sachsen so niedrig sei, „bleibe die Maske in geschlossenen Räumen leider sinnvoll“, sagt Sachsens GEW-Chefin Uschi Kruse.