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Oberschule Räckelwitz: Wo lernen die Schüler während der Sanierung?

Mehr als drei Millionen Euro werden ab Sommer 2024 in das Schulgebäude in Räckelwitz investiert. Für die Zeit der Sanierung muss ein Ausweichstandort her. Drei Varianten gibt es.

Von Heike Garten
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Der Bürgermeister der Gemeinde Räckelwitz, Clemens Poldrack (parteilos), steht vor der Oberschule seiner Gemeinde. Er hofft, dass die Sanierung im Sommer 2024 starten kann. Bis dahin muss noch viel geklärt werden.
Der Bürgermeister der Gemeinde Räckelwitz, Clemens Poldrack (parteilos), steht vor der Oberschule seiner Gemeinde. Er hofft, dass die Sanierung im Sommer 2024 starten kann. Bis dahin muss noch viel geklärt werden. © Matthias Schumann

Räckelwitz. Noch läuft der Betrieb an der Oberschule in Räckelwitz in normalen Bahnen. Doch das könnte sich ab dem Schuljahr 2024/25 ändern. Die Sanierung des Schulgebäudes ist geplant – und das wird Auswirkungen auf den Schulbetrieb haben. „Während der Bauarbeiten ist der Unterricht im Haus nicht möglich“, sagt Clemens Poldrack (parteilos), der ehrenamtliche Bürgermeister von Räckelwitz.

Die Sanierung der Oberschule „Michael Hornik“ ist schon lange überfällig, vor allem was den Brandschutz und andere technischen Anlagen betrifft. „Es gibt Mängel an den brandschutztechnischen und bautechnischen Anlagen, die Stromkabel sind überaltert, die Heizung leckt, es gibt keine Feuerschutztüren“, beschreibt der Bürgermeister die Situation. Die Treppe zum Speisesaal ist noch aus Holz. Es gebe eine Menge aufzuzählen, wo Verbesserungen nötig sind.

Planung für Schulsanierung läuft schon seit 2016

Doch bisher fehlte es immer am Geld. Seit dem Jahr 2016 bemüht sich die Gemeinde um Fördermittel, weil sie allein so eine große Sanierungsmaßnahme nicht stemmen kann. Bisher immer vergeblich. Jetzt wurde ein Durchbruch erzielt. Der Freistaat Sachsen fördert den Brandschutz in der Schule und einen Anbau mit insgesamt rund 1,9 Millionen Euro. „Das ist gut angelegtes Geld in unsere Zukunft“, sagt Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU).

Die Gesamtbaukosten für das Vorhaben belaufen sich auf etwa 3,1 Millionen Euro. Damit bleiben immer noch 1,3 Millionen Euro, die die Gemeinde selbst aufbringen muss. „Ich hätte mir eine höhere Förderung von 90 Prozent gewünscht. Damit hätten wir die Schule komplett sanieren und noch den Anbau stemmen können“, sagt Clemens Poldrack.

Jetzt bleibe der Gemeinde nichts anderes übrig, als für den Eigenanteil einen Kredit aufzunehmen. Und man könne eben nur eine abgespeckte Sanierungsvariante mit den wirklich dringend erforderlichen Arbeiten finanzieren.

Der Eingangsbereich der Oberschule Räckelwitz ist besonders gestaltet.
Der Eingangsbereich der Oberschule Räckelwitz ist besonders gestaltet. © Matthias Schumann

Die Schule in Räckelwitz gibt es schon seit über 100 Jahren. Sie besteht aus drei Gebäudeteilen: der historische älteste Teil, der Flachbau daneben aus dem Jahr 1928 sowie ein weiterer Anbau aus dem Jahr 1957. Zwar ist immer wieder was an dem Haus gemacht worden, trotzdem nagt der Zahn der Zeit. Das Dach wurde schon saniert, ebenso die Fassade, die Toiletten wurden erneuert. Im Jahr 2017 ist die Sporthalle saniert worden.

2020 wurde der für rund 1,8 Millionen Euro gebaute Hort eingeweiht. Seitdem hat Räckelwitz einen richtigen Schulcampus, der wie ein Dreiseithof angelegt ist. Grund- und Oberschule, Sporthalle und Hort befinden sich auf einem Gelände. Das bedeutet kurze und gefahrlose Wege für die Schüler.

Bauarbeiten sollen im Sommer 2024 starten

Jetzt steht also der nächste Schritt an. Geplant ist, den Altbau in seiner Form zu belassen, wie er ist. Er steht ja unter Denkmalschutz. Er soll aber mit einer modernen Brandschutzanlage versehen werden. Dazu kommen neue Elektrik, Heizung und Fenster. Der Anbau soll einen Aufzug im hinteren Teil erhalten. Das ist wichtig, um dem Inklusionscharakter Rechnung zu tragen, der an der Schule schon gelebt wird.

So besucht zum Beispiel ein Mädchen die Schule, das an der sogenannten Mondscheinkrankheit - einer Hautkrankheit, bei der aufgrund eines genetischen Defekts Sonneneinstrahlung zu irreparablen Schäden führt - leidet. Auch dafür hatte es bereits extra Maßnahmen gegeben. „Die jetzt geplanten Arbeiten sind die abgespeckte Version, um den Schulstandort zu erhalten“, erklärt der Bürgermeister.

Noch läuft die Planungsphase. Die Planungen müssen europaweit ausgeschrieben werden und kosten allein rund 500.000 Euro. Dann müssen die Bauarbeiten ausgeschrieben werden. Vorgesehen ist, im Sommer 2024 mit der Sanierung zu beginnen. Diese wird dann bis 2026 dauern. Das bedeute für alle Beteiligten einen erheblichen Druck, sagt Clemens Poldrack. „Aber wir müssen bis dahin fertig sein, weil die Förderrichtlinien es so vorschreiben.“

Schüler müssen vor der Sanierung ausziehen

Mit dem Beginn der Arbeiten kommt ein großes Problem auf die Schule und die Gemeinde zu: ein vorübergehender Auszug. Drei Varianten hat die Gemeinde dabei ins Auge gefasst: Schulcontainer aufzustellen, das ehemalige Schweitzer-Gymnasium in Kamenz zu nutzen oder Räume im ehemaligen Malteser-Krankenhaus in Räckelwitz zu belegen.

Bei den beiden ersten Varianten gibt es bereits erhebliche Bedenken. Das Aufstellen der Container über den langen Zeitraum würde rund 1,1 Millionen Euro kosten – Geld, das die Gemeinde nicht hat. Auch der Umzug nach Kamenz würde hohe Kosten verursachen, da man sich beim Landkreis als Eigentümer des Gebäudes einmieten müsste. Außerdem müsste ein Schülerverkehr organisiert werden.

Aus Sicht des Bürgermeisters sei es am sinnvollsten, in Räckelwitz zu bleiben und das Erd- und Obergeschoss des ehemaligen Krankenhauses zu nutzen. Mit dem Eigentümer wurden bereits Gespräche geführt. Allerdings müssten für das Haus auch eine Nutzungsänderung herbeigeführt und Brandschutzmaßnahmen, zum Beispiel ein zweiter Rettungsweg, veranlasst werden. Der Vorteil wäre, dass die Schüler während der Sanierung des Schulgebäudes Räume des Hortes und auch die Sporthalle in Räckelwitz nutzen könnten.

Letztlich muss der Gemeinderat darüber entscheiden, welche die beste Variante ist. Eins steht aus Sicht von Clemens Poldrack fest: „Die Schule darf nicht geschlossen werden, auch wenn die aktuelle Situation eine noch nie dagewesene Herausforderung für den Ort darstellt.“ Doch auch die werde man meistern.