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Großer Wunsch erfüllt: Missionshof hat jetzt ein Klang- und Lichtbad

Die behinderten Bewohner im Missionshof Lieske baden jetzt besonders gern. Warum das so ist und was eine Firma aus dem Haselbachtal damit zu tun hat.

Von Ina Förster
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Philipp Eisele (l.), Juniorchef der Firma Edelstahl-Laser-Technik im Haselbachtal, hat das Klang- und Lichtmodul für die Badewanne im Wohnbereich des Missionshofes Lieske gesponsert. Bewohner Denis und Wohnbereichsleiterin Jeanette Landgraf freut es.
Philipp Eisele (l.), Juniorchef der Firma Edelstahl-Laser-Technik im Haselbachtal, hat das Klang- und Lichtmodul für die Badewanne im Wohnbereich des Missionshofes Lieske gesponsert. Bewohner Denis und Wohnbereichsleiterin Jeanette Landgraf freut es. © Matthias Schumann

Lieske. Es ist Mittwoch. Und Mittwoch hat Denis Badetag. Er schlüpft in seinen weichen Bademantel und wartet darauf, dass die Wanne endlich vollgelaufen ist. Die ersten Farben umspielen schon die Wannenwand. Das Wasser schimmert giftgrün, dann violett. Gleich kann sich Denis entspannen. Endlich. Leise setzt Musik ein.

Der 24-Jährige wohnt noch nicht so lange im Wohnbereich des Missionshofes in Lieske. Hier hat er nach langem Hin und Her eine neue Heimat gefunden. Er ist Autist. Sein Leben verlief nicht gerade. Und es war ein langer Weg für ihn und seine Eltern, eine passende Einrichtung zu finden. Doch nun scheint er angekommen zu sein.

Wohnheimbewohner baden nun viel öfter

Nach der Arbeit in der Behindertenwerkstatt genießt er seinen Feierabend wie alle. Soweit ihm das möglich ist. Denn oft kann er schlecht herunterfahren. Sein Autismus sorgt für viel Anspannung. Seit Kurzem aber hilft das neue Klang- und Lichtbad ihm dabei, die Gedanken zu ordnen. "Denis ist das beste Beispiel, dass unsere Anschaffung richtig war. Genau für solche Bewohner stellt dieses Zusatzangebot eine enorme Hilfeleistung dar", sagt Wohnbereichsleiterin Jeanette Landgraf froh.

Ein Licht- und Ton-Modul wurde dafür zusätzlich in die Pflegewanne integriert. Wer von den Bewohnern das Extra nutzen möchte, kann das, muss es aber nicht. Auch normales Baden ist weiterhin möglich. "Seitdem es läuft, steigt aber die Nachfrage nach einem Bad - gerade bei den jüngeren Bewohnern", freut sich Landgraf. Das sei auch das Ziel gewesen.

Sponsor ist ein Unternehmen aus dem Haselbachtal

Selbstverständlich war die Anschaffung allerdings nicht, denn so etwas kostet Geld. Viel Geld. Bereits längere Zeit habe man sich mit dem Gedanken getragen und dann das Glück einer plötzlichen Extra-Spende gehabt, über die sich immer noch alle freuen. Sie kam von einer Firma aus dem Haselbachtal. Die Edelstahl-Laser-Technik GmbH (ELT) übernahm die Summe von 2.700 Euro.

Philipp Eisele führt die Geschäfte bei ELT in Haselbachtal als Juniorchef seit September 2021. Sein Vater Josef Eisele entsandte ihn nach Sachsen, um hier - auch für die Region und die Belegschaft - ein deutliches Zukunftszeichen zu setzen. Die Mutterfirma ist in Göppingen in Baden-Württemberg ansässig. "Wir stehen zu unserem Standort im Haselbachtal und werden ihn weiter voranbringen", sagt Philipp Eisele. Mittlerweile wohnt er mit seiner Familie in Kamenz. "Meine Tochter wurde im März auch schon hier geboren", erzählt der 40-Jährige. Gekommen, um zu bleiben also.

Behindertenwerkstatt arbeitet auch für Firma ELT

Und dazu gehört für Eisele auch, vor Ort Gutes zu tun. "Und zwar am liebsten dort, wo es konkret wird", sagt er. Über seine persönliche Assistentin Johanna Schöne erfuhr er von dem geplanten Klang- und Lichtbad im Missionshof. "Sie stammt aus Lieske, und ihre Mutter hat jahrelang hier gearbeitet", erklärt Philipp Eisele.

Das Engagement und das Konzept des Missionshofes gefallen dem Geschäftsmann. Arbeiten, wohnen und gemeinsam Freizeit verbringen auf einem Hof - das funktioniere prima. Die Mitarbeiter der angegliederten Behindertenwerkstatt arbeiten auch seit Jahren für die Edelstahl-Laser-Technik. In Lieske werden Folien gereinigt, die für die Laufzettel im Unternehmen massenhaft benötigt werden. "Das ist eine nachhaltige Sache", freut sich Eisele.

ELT will weiter wachsen und sucht Arbeitskräfte

Mit etwa 120 Mitarbeitern ist ELT der größte Arbeitgeber in der Gemeinde Haselbachtal. Aus dem ehemaligen Betriebsgelände von "Lausitzer Granit" hat das Unternehmen einen hochmodernen Standort der metallverarbeitenden Industrie gemacht. Schon seit 1991 wird in Häslich Edelstahl, Aluminium und Stahl bearbeitet. Stanzen, schweißen, biegen, schleifen - das alles ist dank eines hochmodernen Maschinenparks möglich. Mittlerweile blickt die Firmengruppe auf über 35 Jahre Firmengeschichte zurück.

"Wir arbeiten im Haselbachtal vor allem für die Deutsche Bahn im Schaltschrankbau. Außerdem produzieren wir alle möglichen Blech- und Gehäuseteile", sagt Eisele. Das Unternehmen suche händeringend nach Arbeitskräften. "Vor allem, weil wir weiter wachsen wollen."

Doch zurück zum Klang- und Lichtbad in Lieske. Das ist mittlerweile startklar. "Wir können uns beim Sponsor nicht oft genug dafür bedanken", bekräftigt Jeanette Landgraf. Denis zuppelt derweil unruhig an seinem Bademantel. Es ist Mittwoch. Und Mittwoch ist sein Badetag.