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Modernes Kombi-Bad in Kamenz: Kreistag stimmt für Zweckverbandsgründung

Nach langem Kampf haben der Landkreis Bautzen und die Stadt Kamenz ein Konzept erarbeitet, dem nun auch der Kreistag folgen konnte. Das sind die Details.

Von Torsten Hilscher
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Wenn alles läuft, wie geplant, sind die Tage des Kamenzer Hallenbades gezählt. Es soll abgerissen werden, wenn das neue Kombi-Bad fertig ist.
Wenn alles läuft, wie geplant, sind die Tage des Kamenzer Hallenbades gezählt. Es soll abgerissen werden, wenn das neue Kombi-Bad fertig ist. © Archivfoto: Matthias Schumann

Kamenz. Der Kreistag Bautzen hat die Gründung des "Zweckverbandes Lessingbad Kamenz" beschlossen. Von 81 anwesenden Abgeordneten stimmten 62 mit Ja, 19 enthielten sich. Es gab keine Nein-Stimmen.

Der Verband soll am 1. April 2024 seine Arbeit aufnehmen. Zunächst zum Betrieb der bestehenden, aber veralteten Schwimmhalle. Der Neubau soll im Jahr 2030 fertig sein.

Ein wenig Pathos schwang schon mit, als Landrat Udo Witschas (CDU) und der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos) am Nachmittag des 4. Dezember 2023 gemeinsam die Ausgestaltung des neuen Zweckverbandes "Kamenzer Lessingbad" vorstellten.

Mit dem künftigen Kombi-Bad werde Kamenz seiner Funktion als Mittelzentrum auch auf dem Gebiet des Tourismus nachkommen, so beide unisono. "Aus einem reinen Sportbad wird ein Freizeitbad", betonte Witschas. Das sei wichtig, um Fördermittel aus dem großen Fördertopf für den Strukturwandel in den bisherigen Kohleregionen zu bekommen - wenn möglich, bis zu 90 Prozent der Bausumme. Die soll bei 31,56 Millionen Euro liegen, wobei Preissteigerungen bis dahin aus heutiger Sicht bereits mitgerechnet sind. Der Zweckverband als Ganzes hätte demnach 3,15 Millionen Euro zu stemmen, der Anteil des Landkreises würde 1,47 Millionen Euro betragen.

Baubeginn für neues Kombi-Bad soll in drei Jahren sein

Bislang liegt laut Landratsamt eine Zusage zur grundsätzlichen Fördermöglichkeit durch das sächsische Regionalministerium vor. Witschas geht davon aus, dass die Zusage auch nach der im Herbst 2024 erfolgten Landtagswahl Bestand hat, in deren Folge sich eventuell Besetzung und Zuschnitt des Landeskabinetts ändern könnten.

Die Förderfähigkeit begründe sich vor allem in der touristischen Funktion des neuen Kamenzer Bades, so Witschas. Ein reines Sport- oder Spaßbad wäre der Stadt Kamenz nicht gefördert worden, zumindest nicht aus diesen Töpfen und gleich gar nicht mit diesem hohen Anteil.

Witschas und Dantz erinnerten an den jahrelangen Kampf ums Bad. Selbst noch vor wenigen Monaten sei die Einigung, die beide Partner auf unbestimmte Zeit bindet, in dieser Form schwerlich denkbar gewesen. "Wir haben manchmal kaum noch daran geglaubt", räumte Dantz ein, der seit knapp 20 Jahren im Amt und seit mehr als 33 Jahren in der Kamenzer Stadtverwaltung tätig ist. Nun jedoch sei eine "tragfähige Variante" (Witschas) gefunden worden. Sie bedeute zugleich die Lösung des bestehenden Sanierungsproblems der alten Halle, das auf den Kreis als Träger unweigerlich zugekommen wäre.

Eine Sanierung der Alt-Halle wäre aber weniger förderfähig gewesen und und trotz geringerer Investkosten mit deutlich ungünstigeren Abschreibungsmöglichkeiten verbunden als ein ebenfalls ins Auge gefasster einfacher Neubau, so die Erklärung.

Keine Saunalandschaft, aber Saunakabinen

Die nun geplante "Vollvariante" umfasst ein großes Innenbecken mit sechs wettkampffähigen Bahnen, ein Plansch- und Nichtschwimmerbecken sowie ein Außenbecken. Darüber hinaus erhält das neue Bad eine Rutsche. Nicht gebaut werden soll eine Saunalandschaft, wie einst von Kamenz gewünscht, um der bestehenden in Hoyerswerda keine Konkurrenz zu machen. Dafür bekommt das Kamenzer Kombi-Bad zwei Saunakabinen, die jeweils von acht bis zehn Personen genutzt werden können, hieß es bei der Vorstellung des Konzepts. Ebenfalls weggefallen sind ehemalige Kamenzer Wünsche nach einem Whirlpool und einem Sprungturm. Ein Betrieb des Außenbetriebs im Winter ist nicht geplant.

So oder so habe die nun gefundene Variante einen sicheren "touristischen Mehrwert", der die angestrebte Förderhöhe rechtfertige, versicherte der Landrat. "Das Kamenzer Lessing-Bad wird das Leben der Menschen in der Region deutlich lebenswerter machen", so Witschas.

Der Zweckverband wird zunächst das alte, bestehende Bad betreiben. Es diente zu DDR-Zeiten als Armeeschwimmhalle der NVA. Die Modernisierung erfolgte Anfang der 1990er-Jahre. Die Übernahme des Betriebes durch den Zweckverband bringe zunächst keine Preiserhöhungen für Nutzer mit sich, versicherte Witschas auf Nachfrage.

Stadt und Kreis teilen sich künftige Betriebskosten

Stadt und Kreis werden sich die künftigen Betriebskosten für die Bäder - also Bestandsbad und später Neubau - teilen, was zumindest absehbar beim Neubau Kamenz teurer kommt als bislang. Die Stadt nehme aber die zusätzlichen Aufwendungen gern in Kauf, da die Steuerzahler ein Recht auf gute Angebote für ihre Steuergroschen hätten, so Dantz. Auch ein solches Bad sei ein Argument zum Bleiben - und ein Standortfaktor für die Anziehungskraft für potenzielle Investoren.

Das bestehende Hallenbad soll mit Eröffnung des neuen Kombi-Bades abgerissen werden. Das bisherige Freibad in Kamenzer Innenstadtlage war bereits im Jahr 1987 geschlossen worden. Sämtliche Versuche zur Wiederbelebung scheiterten. Es ist heute ein Wasser- und Matschspielplatz.

Der Stadtrat von Kamenz will in einer Sondersitzung am 13. Dezember 2023 über den Eintritt in den Zweckverband entscheiden.