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Pulsnitz: Polizei warnt vor illegalen Gleisübertritten

Am Pulsnitzer Bahnhof laufen Fahrgäste oft über die Gleise, statt den offiziellen Übergang zu nutzen. Woran das liegt und was Polizei und Bahn dagegen tun.

Von Antonio Ziesche
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Die Präventionsbeauftragten von Bahn und Bundespolizei, Bastian Peter (l.) und Patrick Seiler, machen am Pulsnitzer Bahnhof mit einem Banner auf die Gefahr der illegalen Gleisübertritte aufmerksam.
Die Präventionsbeauftragten von Bahn und Bundespolizei, Bastian Peter (l.) und Patrick Seiler, machen am Pulsnitzer Bahnhof mit einem Banner auf die Gefahr der illegalen Gleisübertritte aufmerksam. © Matthias Schumann

Pulsnitz. Im frischen Schnee am Pulsnitzer Bahnhof sind die Fußabdrücke klar zu erkennen: Sie führen von Bahnsteig zwei durch das Gleisbett auf Bahnsteig eins. Hier ist jemand über die Gleise gelaufen. Über den Fußabdrücken, am Geländer von Bahnsteig zwei, hat die Bundespolizei ein Banner angebracht. Darauf steht in großen weißen Buchstaben: „Lebensgefahr, Betreten der Gleisanlage verboten“. Doch von dieser Mahnung hat sich der Gleisquerer in Pulsnitz offenbar nicht stören lassen.

Wenn ihn jemand erwischt hätte, wären mindestens 25 Euro Bußgeld fällig geworden, sagt Patrick Seiler vom Präventionsteam der Bundespolizei Dresden. Wer über die Gleise läuft, begehe eine Ordnungswidrigkeit und gefährde neben seinem eigenen Leben damit auch den ganzen Bahnverkehr. Denn, wenn Personen im Gleis festgestellt werden, sperrt die Bahn ganze Abschnitte für den Zugverkehr. Dann warten deutlich höhere Geldstrafen, sagt Seiler. Zudem müssten Verursacher der Bahn unter Umständen finanziellen Schaden ersetzen, der durch Verspätungen entsteht.

Der Weg zwischen beiden Bahnsteigen ist weit

Am Bahnhof in Pulsnitz queren seit etwa einem Jahr besonders häufig Menschen unerlaubt die Gleise, sagt Seiler. Das hänge mit dem neuen, engeren Takt der S8 zwischen Dresden und Kamenz zusammen. Seit Dezember 2021 fahren die Züge tagsüber zweimal die Stunde in jede Richtung, vorher nur einmal. In Pulsnitz hielten früher alle Züge an Bahnsteig eins direkt am Bahnhofsgebäude. Mit der engeren Taktung halten nun aber auch einige Bahnen an Bahnsteig 2.

Viele Reisende wissen das nicht und springen dann vor der Einfahrt des Zuges über die Gleise auf den anderen Bahnsteig, sagt Seiler. Das Problem: In Pulsnitz gibt es weder einen Tunnel noch eine Brücke für Fußgänger. Der nächste reguläre Übergang wird mit einer Schranke geregelt und ist etwa 200 Meter vom Bahnsteig entfernt.

Zum Glück ist in Pulsnitz bisher noch nichts Schlimmes passiert. Trotzdem sind unerlaubte Gleisübertritte lebensgefährlich, sagt auch Bastian Peter, Fachreferent für Prävention der Deutschen Bahn. Viele Menschen würden die hohe Geschwindigkeit und den Bremsweg des Zuges unterschätzen, der bis zu einem Kilometer lang sein könne. „Wenn man den Zug sieht, ist es schon zu spät“, sagt Peter. Weder der Lokführer hätte dann noch ausreichend Zeit, um zu bremsen, noch die Person im Gleis, um sich zu retten.

Zu wenig Zeit zwischen Zug-Ankunft und Bus-Abfahrt

In den vergangenen Wochen seien die illegalen Gleisübertritte in Pulsnitz aber schon weniger geworden, sagt Michael Horn, Bezirksleiter bei DB Netze. Er leitet das Stellwerk im Pulsnitzer Bahnhof. Das Banner der Bundespolizei hänge schon seit einigen Wochen und zeige Wirkung. Auch der Sicherheitsdienst der Bahn sei nun häufiger am Bahnhof präsent.

Für viele Reisende sei auch der aktuelle Busfahrplan ein Stressfaktor, sagt Horn. Die Busse seien auf die ankommenden Züge abgestimmt, Umstiegszeiten aber knapp bemessen. „Der Busverkehr ist auf Züge an Bahnsteig eins ausgerichtet“, sagt Horn. „Bis man von Steig zwei über die Schranke an der Haltestelle ist, ist der Bus längst weg.“ Viele nehmen dann die Abkürzung über die Gleise. Die Busse halten direkt am Bahnhofsgebäude.

Patrick Seiler und Bastian Peter wollen mit ihrer Arbeit gefährlichen Gleisübertritten vorbeugen und damit Unfälle vermeiden. Sie gehen in Schulen, halten Vorträge und machen Trainings mit Kindern direkt am Bahnsteig. Die Gefahr ist tückisch: „Keiner von den Menschen, die beim Queren der Gleise sterben, wollten das. Alle haben gedacht, dass sie es noch schaffen“, sagt Peter.