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Zweckehe fürs Kombibad: Stadt Kamenz und Kreis Bautzen unterzeichnen Vertrag

Nach langem Hin und Her haben die Stadt Kamenz und der Landkreis Bautzen jetzt einen Zweckverband gegründet - damit das lang ersehnte Kombibad entstehen kann.

Von Torsten Hilscher
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Geschafft: Nach langem Anlauf unterzeichnen der Bautzener Landrat Udo Witschas (CDU, r.) und der Kamenzer OB Roland Dantz (parteilos) den Vertrag zur Gründung eines Bad-Zweckverbandes.
Geschafft: Nach langem Anlauf unterzeichnen der Bautzener Landrat Udo Witschas (CDU, r.) und der Kamenzer OB Roland Dantz (parteilos) den Vertrag zur Gründung eines Bad-Zweckverbandes. © Matthias Schumann

Kamenz. Den besten Gag gibt es nach Vertragsschluss: Zwischen Unterschrift und Stößchen mit Sekt kämpfen der Bautzener Landrat Udo Witschas (CDU) und der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos) ums letzte Wort bei den Reden. - Ein treffendes Bild für die Zweckehe, die Landkreis und Stadt nun verbindet, wenn die Landesdirektion Sachsen zustimmt.

Doch eigentlich ist während des feierlichen Aktes am Mittwoch im Kamenzer Hallenbad alles auf Harmonie getrimmt. Dankesworte fliegen, die Beteiligten versichern sich ihres guten Willens und Respekts. Ist man doch von nun an - genauer seit dem 1. Januar 2024 - in Sachen Schwimmen in Kamenz aufeinander angewiesen. "Im Zweckverband", so Witschas, "sind wir zu Einigkeit verdammt. Nur einstimmige Beschlüsse gelten." Ergänzung von Dantz mit dem wirklich letzten Wort: "Wie in einer guten Ehe. Mit einem Haken: Scheitern ist nicht drin."

Das bringen beide Seiten ein: Grundstücke an der Kamenzer Friedensstraße und das bestehende Hallenbad aus DDR-Zeiten. Der Betrieb erfolgt seit Jahresbeginn gemeinsam. Kosten und damit auch Verluste werden paritätisch geteilt.

Alte Halle soll in Betrieb bleiben, bis neues Bad steht

Parallel wird im Verband bereits der Neubau eines kombinierten Bades aus Schwimmhalle, weiteren Freizeitanlagen und Außenbecken geplant, das den Beteiligten zufolge bis 2029/30 entstehen soll. Erst dann wird das bestehende Hallenbad abgerissen. Bis dahin jedoch, auch das eine Absichtserklärung zur frisch geschlossenen Ehe, muss das alte Bad betriebsfähig sein - zur Not um den Preis von Teilsanierungen. Aufgrund des Alters und des Zustandes der Halle könne man dies allerdings nicht garantieren, so der Landkreis.

Dass das Hallenbad bis zur Eröffnung des Neubaus betriebsfähig bleibt, wünschten sich am Rande der Vertragsunterzeichnung sowohl Vertreter der Wasserwacht, die seit Jahrzehnten in der Halle Rettungsschwimmer ausbilden, als auch Funktionäre des Ostsächsischen Schwimmvereins Kamenz. Und der Sportkoordinator für die Westlausitz, Heiko Zschiesche, betont: "Die Halle wird von über 40 Schulen genutzt." Wöchentlich kämen rund 1.800 Schüler. Zschiesche muss es wissen: Er ist zugleich Leiter des Schulschwimmzentrums Kamenz, als das die Halle auch fungiert.

Bad-Neubau soll 30 bis 32 Millionen Euro kosten

An dieser Stelle macht Landrat Witschas einen Schlenker. Alles richtig, alles wichtig. Das künftige Kombibad aber werde vor allem ein touristischer Anziehungspunkt, der Stadt und Region aufwertet. Witschas' Einwurf ist fürs Protokoll. Denn ohne die Formulierung "Tourismus" im Fördermittelantrag gibt es keine Struktur-Fördermittel. Bei Gesamtkosten von 30 bis 32 Millionen Euro ist das jedoch der Brocken, mit dem das Projekt steht oder fällt. Ohne Förderung in zweistelliger Millionenhöhe kein Spaßbad und damit auch kein Schulschwimmen.

Ansonsten aber spart niemand mit Superlativen bei der Vertragsunterzeichnung inmitten munterer Schulschwimmer. Der Zweckverband sei nichts weniger als Vorbild für andere Regionen des Landkreises, betonen Witschas und Dantz. Insofern sollten sich andere gern abschauen, was hier passiert.

Tatsächlich gleicht die Hochzeit einem kleinen Wunder. Jahrelang wurde nach Modellen gesucht, Tabellen wurden hoch- und heruntergerechnet. Doch trotz eines gewissen Zugzwangs tat sich nichts. Das Schulschwimmen schien in Gefahr, ja die gesamte Halle. Einen entscheidenden Schwung brachte im Sommer 2023 die Onlinepetition der Wassersportler. 4.000 Unterschriften kamen binnen kürzester Zeit zusammen.

Neubau auch dank guter Wirtschaftskraft machbar

Dantz zum nun geglückten Zweckverband: "Vor zehn Jahren oder vor acht Jahren oder vor vier Jahren wäre dieser Weg nicht möglich gewesen. Weil uns einfach die Finanzierungszusage für die Investitionen gefehlt hätte." Allein hätten weder Kamenz noch der Kreis ein solches Vorhaben stemmen können. Nun aber habe sich die Stadt wirtschaftlich erfreulich entwickelt.

Zudem seien Befindlichkeiten beiseitegeräumt, Vertrauen entwickelt worden. "Diese Fundamente ermöglichen den Fifty-Fifty-Schritt." Inzwischen würden die Ämter aufs Projekt bezogen prima zusammenarbeiten. Insbesondere der Erste Beigeordnete des Kreises, Jörg Szewczyk, sei genau der Richtige, der anpacke.

Lob erging in diesem Zusammenhang seitens Dantz auch an den örtlichen CDU-Landtagsabgeordneten Aloysius Mikwauschk, der sich nach gelegentlichem "Lavieren" auf höherer Ebene hartnäckig für das große Projekt eingesetzt habe. "Was lange währt, wird gut", bedankte sich der so Gelobte.

Zur Eröffnung 2029/30 will Dantz mit Witschas gemeinsam in die neuen Becken springen, kündigte er am Mittwoch noch launig an. Man sollte beiden Politikern dafür Glück wünschen: Zur Eröffnung der sanierten Halle blieben 1995 Sachsens damaliger Finanzminister Georg Milbradt und die damalige Kamenzer Landrätin Andrea Fischer (beide CDU) in der neu erbauten Rutsche stecken. Das Wasser fehlte.