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Nun doch: Kamenzer Kombibad soll kommen

Nach langem Hin und Her bahnt sich für das lang ersehnte Kamenzer Bad mit Halle und Außenbecken eine Lösung an. Noch im Dezember soll der Kreistag in Bautzen wichtige Weichen stellen.

Von Torsten Hilscher
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Bis die Kamenzer ins Wasser des geplanten neuen Kombibades springen können, dauert es noch ein paar Jahre. Aber zumindest scheint es jetzt eine Lösung zu geben, um das Projekt umsetzen zu können.
Bis die Kamenzer ins Wasser des geplanten neuen Kombibades springen können, dauert es noch ein paar Jahre. Aber zumindest scheint es jetzt eine Lösung zu geben, um das Projekt umsetzen zu können. ©  Robert Michael/dpa

Kamenz. Die Worte von Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos) ließen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Niemand, aber auch wirklich niemand dürfe Details in die Öffentlichkeit tragen, schwor er die anwesenden Kamenzer Stadträte bei ihrer jüngsten Sitzung hinter verschlossen Türen ein. Sonst sei das gesamte Vorhaben gefährdet. So berichten es Anwesende.

Eine illusorische Forderung. Denn natürlich liegt den Räten das, was da gerade in finale Abstimmungsvorlagen gegossen wird, so sehr am Herzen, dass Aufregung und Vorfreude redselig machen: Es geht um die Gründung eines Zweckverbandes mit dem Landkreis Bautzen als Vorstufe zum geplanten Kamenzer Kombibad. Das soll zwar erst um 2030 fertig sein. Aber die fehlenden Voraussetzungen für einen sicheren Betrieb bremsten lange Zeit. Hat doch Kamenz mit seinen gerade einmal 17.300 Einwohnern nicht genug Finanzkraft, eine solche Doppelanlage aus Halle und Freibad sicher und auskömmlich zu betreiben.

Nun ist - so viel Transparenz gibt es dann doch - eine Einwohnerversammlung geplant. Denn eigentlich kann Dantz stolz auf die Entwicklung sein. Zwar ist er bereits seit knapp 20 Jahren im Amt und das Bad seit Jahren ein festes Vorhaben, doch vor allem Dantz' Beharren auf einem Kreisanteil (er selbst sitzt im Kreistag) hilft, die Stadt perspektivisch vor teuren Alimentierungen zu bewahren. Das loben auch Stadtpolitiker, die sonst nicht zu seinen besten Freunden gehören.

Einwohnerversammlung zum Thema Bad geplant

Bereits in wenigen Tagen soll eine Sondersitzung des Stadtrates folgen, bei dem das Ja zum Zweckverband fixiert wird - damit mit dieser Zusage der Kreistag dann die Zweckverbandsehe beschließen kann. Dessen nächste Sitzung steht für den 4. Dezember im Kalender. Es ist die letzte Sitzung im Jahr 2023. Darum muss der Kreistag zu Potte kommen. Denn es winken Fördermillionen aus der Strukturmittelförderung. Die müssen noch dieses Jahr beantragt werden, sonst sind sie futsch, heißt es aus dem Landtag.

Zudem sind im kommenden Jahr zahlreiche Wahlen auf kommunaler Ebene. Da käme ein Scheitern des lange versprochenen Großbades ungelegen: Viele Kreisräte und Landtagsabgeordnete sind zugleich in ihren Stadt- und Gemeinderäten vertreten. Und Dantz selber möchte nicht auf ein weiteres stolzes Erbe nach der neuen Stadtbibliothek verzichten, das er hinterlassen kann, wenn er in zwei Jahren aus Altersgründen ausscheidet.

Es geht um nichts weniger als 90 Prozent, die an Förderung möglich wären. Für die Investitionen wohlgemerkt, nicht für den laufenden Betrieb später. Allerdings sind die Gesamtkosten weiter unklar. So wird derzeit noch um den Umfang der künftigen Freizeitbereiche gerungen. Auch wie und ob es einen Saunabereich geben soll, wird noch erörtert. Denn steigende Bau- und Materialpreise lassen so manche Wunschausstattung an der Realität scheitern. Sicher ist nur, es geht um Kosten im zweistelligen Millionenbereich. Bisherige Planungen gingen im günstigsten Fall von 31 Millionen Euro Gesamtbaukosten aus, die bessere Variante war mit 38 Millionen Euro kalkuliert.

Bau des Kombibades könnte nach 2026 starten

Kommen sollen die Fördermillionen eventuell aus dem Haus von Minister Thomas Schmidt (CDU). In dessen Ministerium für Regionalentwicklung gab es kürzlich Gespräche zum Kamenzer Bad. Auch Mittel aus dem Bereich Tourismus sind angedacht.

Schmidts Ministerium will sich auf Anfrage von Sächsische.de nicht zu den Gesprächen äußern, erklärt aber: "Das Lessingbad Kamenz wurde bereits bei der 2. Sitzung des Regionalen Begleitausschusses des Lausitzer Reviers im November 2021 zur Förderung aus Mitteln des Investitionsgesetzes Kohleregionen (InvKG) ausgewählt. Vorgesehen wurde nach damaliger Kostenplanung eine Förderung in Höhe von rund 28,4 Millionen Euro (Bundesmittel)."

Aktuell liege der Sächsischen Aufbaubank noch kein Förderantrag vor. Die Umsetzung des Projektes sei nach im Ministerium vorliegenden Informationen für die 2. Förderperiode des InvKG vorgesehen, "also nach 2026", heißt es abschließend.

Gebraucht wird der Bad-Komplex. Das einst idyllisch und doch zentral gelegene Freibad an der Goethestraße schloss bereits 1987. Alle Bemühungen um eine Nachfolge scheiterten bislang - am Geld, an neuen Vorschriften, an Betreibern.

Die bestehende Halle wiederum wurde 1994 saniert, ist aber eigentlich eine ehemalige Trainingshalle der NVA-Militärpiloten, die zu DDR-Zeiten in Kamenz ausgebildet wurden. Damals hatte die Zivilbevölkerung nur an ausgewählten Tagen Zutritt. Dieses Bad soll nach Eröffnung des Kombibades abgerissen werden, heißt es. Bis dahin bleibe es aber in Betrieb.

Das marode Kamenzer Hallenbad soll nach der Eröffnung des geplanten Kombibades abgerissen werden. Die Rutsche ist bereits seit einiger Zeit gesperrt.
Das marode Kamenzer Hallenbad soll nach der Eröffnung des geplanten Kombibades abgerissen werden. Die Rutsche ist bereits seit einiger Zeit gesperrt. © Matthias Schumann

Wie ein neuer Kombi-Komplex aussehen könnte, ist übrigens in Dresden zu besichtigen. Im Stadtteil Prohlis eröffnete vor zwei Jahren eine Anlage für 23 Millionen Euro. Dort flossen Mittel aus der Sportförderung (5,2 Millionen Euro) und aus dem Programm "Soziale Stadt" (2,1 Millionen Euro).