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Wie der Kamenzer Torjäger nach Europa kam

Miguel Pereira Rodrigues verließ 2017 seine brasilianische Heimat. Jetzt stürmt er für Einheit Kamenz. Seit wann Tore schießen seine Passion ist - ein Interview.

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Miguel Pereira Rodrigues und Ehefrau Cheyenne.
Miguel Pereira Rodrigues und Ehefrau Cheyenne. © privat

Kamenz. Seit dem 1. Juli 2020 steht Miguel Pereira Rodrigues beim Fußball-Landesligisten Einheit Kamenz unter Vertrag und ist in der unterbrochenen Saison mit neun Toren der erfolgreichste Spieler der Lessingstädter. Tore sind seit Jahren das Markenzeichen des 1,73 Meter großen Brasilianers, der 2017 nach Europa kam und mit seiner Frau Cheyenne in Lauta lebt. Rodrigues wurde am 27. November 1995 in Manaus, der Hauptstadt des Bundestaates Amazonas, geboren.

Im SZ-Gespräch spricht er über die aktuelle Situation, sein Heimatland und seine Zukunftspläne.

Miguel Pereira, Sie kamen vor knapp fünf Jahren über einen Vermittler nach Polen und spielten zunächst für den LSV Neustadt/Spree. Welcher Erinnerungen haben Sie?

Mit Fußball habe ich mit sieben Jahren bei Taruma EC in Manaus begonnen. Später wurde ich im Nachwuchsbereich bei Manaus FC ausgebildet und habe dort 2015 meinen ersten Profivertrag unterschrieben. Ab 2018 habe ich bei Neustadt/Spree gespielt. Ein Jahr später sind wir aufgestiegen, nachdem wir nur eine von 26 Saisonpartien in der Landesklasse Ost verloren hatten und ich mit 30 Treffern Liga-Torschützenkönig wurde.

Ihr damaliger Trainer wurde dann Ihr Schwiegervater.

Ja, das ist korrekt. Karsten Haasler war in Neustadt mein Trainer und dadurch habe ich seine Tochter Cheyenne kennengelernt. Damals konnte ich nur ein paar Worte deutsch und habe mit meiner Frau über den Google-Übersetzer kommuniziert. 2020 haben wir in Lauta geheiratet.

Waren Sie mit Ihrer Frau schon einmal in Brasilien?

Ja, im Juli 2018 haben wir zusammen Urlaub in Brasilien gemacht.Wann waren Sie zum letzten Mal zu Hause bei Ihren Eltern Evandro und Francinete?Im Mai 2021. Aufgrund der Corona-Pandemie war die Saison in der Fußball-Landesliga abgesagt worden und ich konnte sieben Wochen in Brasilien bleiben.

Wie sehr vermissen Sie im deutschen Winter die brasilianische Wärme?

Sehr. Bei uns ist es immer warm und es gibt fast nur schönes Wetter. Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, wenn hier die Temperaturen unter Null sinken.

Haben Sie noch Geschwister?

Ja, ich habe einen Bruder, Evandro Junior sowie zwei Schwestern, Nayara Araujo und Jessica Araujo. Aktiv Sport treibt keines meiner Geschwister.

Haben Sie als Nachwuchsspieler in Brasilien auch so viele Tore erzielt?

Nein, ich habe im Nachwuchsbereich im Mittelfeld gespielt. Erst im Männerbereich bin ich nach vorn gerückt, habe im Sturm oder auf der Außenbahn gespielt und viele Tore erzielt. In Lübben waren es in der Hinrunde 2019/2020 in 15 Spielen 17 Treffer in der Brandenburgliga. Aus privaten Gründen habe ich dann in der Rückrunde wieder für dem LSV Neustadt/Spree gespielt.

Wie halten Sie sich aktuell fit?

Mit einem individuellen Trainingsplan von Trainer André Kohlschütter. Ich ziehe das Programm durch, auch wenn es das Mannschaftstraining in keiner Weise ersetzt.

Sie haben in Deutschland mit vier Trainern gearbeitet. Wie groß sind die Unterschiede in den Trainingsmethoden?

Karsten Haasler hat mir die Mentalität des deutschen Fußballs nähergebracht. Vragel da Silva, der ein halbes Jahr in Lübben mein Coach war, hat meinen Torinstinkt und meine Schnelligkeit im Abschluss gefördert. Frank Rietschel hat mir in Kamenz die nötige Lockerheit und Spielfreude vermittelt. Bei André Kohlschütter habe ich mich vor allem im defensiven Bereich und bei der Laufbereitschaft verbessert.

Wollen Sie für immer in Deutschland bleiben?

Ich kann die Frage konkret gar nicht beantworten. Im Moment passt alles. Ich arbeite im Autohaus Elitzsch und spiele in der sechsten Liga Fußball. Aber diesen Sport kann man fast überall betreiben. Wir werden sehen.

Und wer sind Ihre Vorbilder?

Der Brasilianer Neymar und der Portugiese Cristiano Ronaldo. Beide sind technisch versiert, torgefährlich und seit vielen Jahren erfolgreich.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.