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Wer hat auf Kater Moritz geschossen?

Ein Projektil steckte im Rücken des jungen Tieres. Nach einer OP geht es ihm inzwischen besser. Doch seine Besitzerin in Steina bei Kamenz treiben viele Fragen um.

Von Reiner Hanke
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Erst vor reichlich drei Monaten kam Kater Moritz zu Linda Heller nach Steina bei Kamenz. Jetzt wurde er durch ein Projektil schwer verletzt.
Erst vor reichlich drei Monaten kam Kater Moritz zu Linda Heller nach Steina bei Kamenz. Jetzt wurde er durch ein Projektil schwer verletzt. © privat

Steina. Gern stöbert der kleine Kater Moritz auf der Wiese gegenüber von Linda Hellers Wohnhaus in Steina herum. Das wurde dem erst sechs Monate alten Tier am vergangenen Sonnabend zum Verhängnis. Nachbarn hatten wohl schon am Nachmittag beobachtet, dass mit Moritz etwas nicht stimmt, dass er blutet und hinkt.

Für Besitzerin Linda Heller und ihre Familie kam der Schock am Abend, als sie nach Hause kamen: „Moritz hatte sich inzwischen heimgeschleppt.“ Sie habe den Kater gleich hochgenommen, er habe ganz laut geschnurrt: „Erst als ich ihn wieder auf den Boden setzte, habe ich bemerkt, dass mein T-Shirt blutig ist.“ Der kleine Kater konnte nicht mehr richtig laufen und kippte weg. „Ich war sehr erschrocken und habe ihn gleich untersucht und etwas saubergemacht“, erzählt Linda Heller.

Schnell war klar, dass Moritz dringend zum Tierarzt musste. Sofort habe sie in der Steinaer Praxis angerufen. Zum Glück hatte der Veterinärmediziner selbst gerade Bereitschaftsdienst und war noch da. „Zuerst hatten wir einen Autounfall und eine Verletzung im Becken vermutet“, berichtet Linda Heller.

Tiefes blutendes Loch bis ins Rückenmark

Was nicht dazu passte, war ein tiefes blutendes Loch. Das zeigte sich nach der Rasur des Fells am Rücken, berichtet die Steinaerin. Ein Röntgenbild brachte Klarheit: Es war ein Einschuss. Ein Diabolo steckte in der Wirbelsäule. Linda Heller ist fassungslos: Ein böswilliger Mensch hatte den jungen Kater offenbar mutwillig verletzt.

Moritz muss nun mehrere Tage in der Tierarzt-Praxis bleiben. Das Geschoss - vermutlich aus einem Luftgewehr - war bis in die Wirbelsäule vorgedrungen und verursachte Verletzungen am Rückenmark. Das Blei-Projektil ist nach aufwendigen OPs inzwischen draußen, berichtet die Besitzerin. In einer weiteren OP müssen noch Knochensplitter entfernt werden.

Linda Heller hofft, dass Moritz schnell wieder auf die Beine kommt, keine Schmerzen mehr leiden muss und sich auch der beschädigte Nerv wieder regeneriert, damit Moritz wieder richtig laufen kann.

Arzt behandelt öfter Katzen mit Schussverletzungen

Sie sei entsetzt, sagt die Steinaerin, so etwas habe sie noch nie erlebt. Seit der Kindheit habe sie immer eine Katze. Es sei für sie unerklärlich, wie Menschen Katzen so hassen könnten, um so etwas Rücksichtsloses zu tun: „Langeweile, Neid oder Dummheit? Probleme und das Bedürfnis, Aggressionen abzubauen?“

Bisher habe sie nur wegen der Autos Sorge gehabt, dass „die für unser Kätzchen gefährlich sein könnten“. Aber nun das! Auf dem Dorf gebe es viele Haustiere. So hätte sie nie gedacht, dass „ihm jemand möglicherweise aus der Nachbarschaft etwas zuleide tun würde“. Leider seien nach Aussagen des Tierarztes solche Fälle nicht selten. In seiner Praxis habe er jedes Jahr etwa fünf Katzen mit Schussverletzungen.

Die Steinaerin hat inzwischen Anzeige erstattet. Das sei auch richtig so, sagt Kai Siebenäuger, Pressesprecher der Polizeidirektion (PD) Görlitz. Es sei kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat, die mit bis zu drei Jahren Gefängnis geahndet werden kann. Ermittelt werde wegen des Verstoßes gegen das Tierschutz- und gegen das Waffengesetz.

Dieses Projektil steckte in der Wirbelsäule von Kater Moritz.
Dieses Projektil steckte in der Wirbelsäule von Kater Moritz. © privat

Die Tendenz bei diesen Straftaten ist steigend. In diesem Jahr wurden bereits neun Fälle im PD-Bereich festgestellt, fünf mehr als 2020 - wobei auch auf Hunde und Vögel geschossen wurde, meist mit Luftgewehren und Diabolos. Wobei der Polizeisprecher von einer erheblichen Dunkelziffer ausgeht. Viele Fälle würden wohl auch nicht angezeigt. Sollten es aber, so Kai Siebenäuger, denn so könnten Ermittlungen eingeleitet und auch Zusammenhänge mit anderen Taten hergestellt sowie Täter gefasst werden.

Im Vorjahr zwei Kater verloren

Für die Familie von Linda Heller ist die Attacke umso schlimmer, weil sie erst im Vorjahr zwei Kater im Alter von elf und zwölf Jahren verloren hatte. Deren Tod gibt der Familie jetzt um so mehr zu denken.

Umso wichtiger sei es, den Täter zu finden. So hat Linda Heller parallel zu den Ermittlungen der Polizei die Steinaer um Mithilfe gebeten. Sie habe bereits Zettel verteilt, Aushänge weisen auf den Vorfall hin. Ein paar Rückmeldungen habe es bereits gegeben. Nachbarinnen boten Unterstützung an. Möglicherweise waren in der Vergangenheit noch weitere Katzen Opfer des Schützen, hat Heller aus Gesprächen erfahren.

Sie hoffe, sagt Linda Heller, den Schützen quäle das Gewissen und er melde sich. Die Familie würde für Hinweise auf den Täter sogar eine Belohnung aussetzen: "Denn solche Menschen müssen zur Rechenschaft gezogen werden, damit sich so etwas nicht wiederholt."