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Krimi im Klassenzimmer: Lesestunde mit Sachsens Ministerpräsidenten

Michael Kretschmer war zum bundesweiten Vorlesetag in der Grundschule Haselbachtal bei Kamenz zu Gast - und hatte nach einer Unterrichtsstunde viele Fragen.

Von Ina Förster
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Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer las am Freitagmorgen in der Grundschule Haselbachtal aus dem Buch "Kofferklau im Klassenzimmer" vor. Sowohl er als auch die Schüler hatten viel Spaß dabei.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer las am Freitagmorgen in der Grundschule Haselbachtal aus dem Buch "Kofferklau im Klassenzimmer" vor. Sowohl er als auch die Schüler hatten viel Spaß dabei. © Anne Hasselbach

Haselbachtal. Eigentlich sollten es nur ein, zwei Kapitel werden. Am Ende las er bis zur letzten Seite des Buches "Kofferklau im Klassenzimmer" - zur Freude der Kinder. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) saß Freitagmorgen als erste Amtshandlung seines Arbeitstages in der Grundschule Haselbachtal in Gersdorf und blätterte in der Buchreihe "Team Lupe". Anlass war der 19. bundesweite Vorlesetag.

An die 30 Augenpaare verfolgten akribisch jede seiner Bewegungen. Schließlich sitzt nicht alle Tage ein Ministerpräsident hinterm Lehrertisch. Letztendlich gab es aber nicht viel zu sehen, sondern eher zu hören, obwohl die Aufmerksamkeit der Kinder vor allem zu Beginn ziemlich strapaziert wurde.

Denn, wenn ein Ministerpräsident zu Gast ist, dann sind auch Vertreter aller möglicher Medien zur Stelle. Nach ein paar Minuten konnten die Kinder das Geklicke von Fotoapparaten und Gewusel von Journalisten aber ausblenden. Zu spannend war die Detektiv-Geschichte um die Helden Lulu, Umut, Paul und Elsa - kurz genannt "Team Lupe". Die Kinder kennen die Helden von Team Lupe schon, denn die Buchreihe wird im Deutschunterricht gern genutzt.

Gut vorbereitet in die besondere "Vorlesung"

Michael Kretschmer machte es sich 45 Minuten lang hinter dem Lehrertisch bequem. Las mit sichtlicher Freude und witziger Betonung. "Wir haben ihm vorher die Geschichte zukommen gelassen", verrät Klassenlehrerin Sylke Rölz. Ein bisschen Vorbereitung könne nicht schaden. Zwischendurch fragte der Ministerpräsident mit einem Augenzwinkern, ob denn auch wirklich noch niemand eingeschlafen sei. Die Drittklässler aber wollten mehr.

Kretschmer fragte die Schülerinnen und Schüler nach getaner Arbeit: "Wie schaffen es nur Eure Lehrerinnen und Lehrer, fast eine ganze Stunde durchzusprechen, ohne heiser zu werden?" Und er hatte noch mehr Fragen. Zum Beispiel die nach den digitalen Tafeln an der Wand. "Funktionieren die auch? Mir sagen Menschen in Gesprächen oft, dass doch endlich mal die alten Kreidetafeln aus den Schulen verschwinden sollten", erzählte er. "Und ich frage dann immer zurück, wann sie überhaupt das letzte Mal in einer Schule waren."

Michael Kretschmer freute sich sichtlich, dass auch im Haselbachtal der Fortschritt schon lange angekommen sei. Und präsentierte den Kindern dann gleich den Mann, der mit dafür verantwortlich zeichnet, dass auch im ländlichen Raum die Zeit nicht stehen bleibt - den CDU-Landtagsabgeordneten Aloysius Mikwauschk.

Sanierung der Grundschule gerade abgeschlossen

Die Grundschule im Haselbachtal, die im Sommer nächsten Jahres ihr 60. Jubiläum feiert, hat gerade eine umfangreiche Grundsanierung hinter sich. Die ersten und zweiten Klassen lernten deshalb in den vergangenen Monaten sogar in einem anderen Objekt. Kommende Woche ziehen sie wieder ein ins sanierte Haus. Erst am Donnerstag war das Schulhaus grundgereinigt worden.

Der Ministerpräsidenten-Besuch hatte also im doppelten Sinn etwas Gutes. "Ricarda Müller, unsere stellvertretende Schulleiterin, bemühte sich jahrelang darum, Michael Kretschmer als Vorleser zu gewinnen. Letztendlich kam auch die Pandemie dazwischen. Wir haben uns deshalb riesig gefreut, dass es nun geklappt hat", sagte Deutschlehrerin Kerstin Twarok.

Und Kretschmer selbst? Ist er ein Vorlese-Papa? "Unsere Kinder sind ja mittlerweile aus dem Alter raus, aber ab und zu war ich früher schon gefragt abends", erzählt er schmunzelnd.

Bereits seit 2004 ist der bundesweite Vorlesetag auf gemeinsame Initiative der Wochenzeitung "Die Zeit", der Stiftung Lesen und der Deutsche Bahn-Stiftung Deutschlands größtes Vorlesefest. Damit sollen jährlich am dritten Freitag im November Kinder und Erwachsene für das Vorlesen begeistert werden.