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Großröhrsdorf: Neue Halle macht Firma unabhängiger

Die Firma Hebe- und Zurrtechnik nimmt ihr neues Lagergebäude in Betrieb. Eine Millionen-Investition, die auch wegen Corona wichtig ist.

Von Heike Garten
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Jan Schreiber ist der Lagerleiter bei der SHZ Hebe- und Zurrtechnik Großröhrsdorf. Er wirft schon mal einen Blick in die neue Halle, die noch in diesem Monat in Betrieb genommen werden soll.
Jan Schreiber ist der Lagerleiter bei der SHZ Hebe- und Zurrtechnik Großröhrsdorf. Er wirft schon mal einen Blick in die neue Halle, die noch in diesem Monat in Betrieb genommen werden soll. © René Plaul

Großröhrsdorf. Die Halle ist riesig. Hohe Regale stehen lang aufgereiht in dem Gebäude. Zwei Arbeiter kontrollieren die Verschraubungen. Bis zur Inbetriebnahme der neuen Lagerhalle der Firma Hebe- und Zurrtechnik Großröhrsdorf ist nicht mehr viel Zeit. „Noch im Juli wollen wir mit dieser Halle arbeiten“, erklärt Geschäftsführer Matthias Böhme. Es ist das dritte Lagergebäude, nachdem die erste Halle im Jahr 2011 und die zweite 2015 gebaut worden waren. Die Neue ist die größte von den dreien, ist höher und etwa 700 Quadratmeter groß.

Der Neubau war dringend erforderlich. „Die Lagerhalle kommt wie gerufen“, sagt der Geschäftsführer. Die Gründe dafür nennt er auch. Zwar habe man schon vor Corona den Neubau geplant, aber während der Pandemie merke man besonders, wie erforderlich ausreichend Lagerkapazitäten sind.

Fast alle Zulieferteile kommen aus dem asiatischen Raum, werden mit großen Containerschiffen nach Hamburg gebracht. Und die Zeiten, die die Schiffe unterwegs sind, haben sich von früher vier Wochen auf inzwischen sechs bis acht Wochen erhöht. „Da muss man sich Material lagern, um kontinuierlich produzieren zu können“, sagt der Geschäftsführer gegenüber Sächsische.de.

„Die Lagerhalle kommt wie gerufen“, sagt der Geschäftsführer der SHZ Hebe- und Zurrtechnik Großröhrsdorf, Matthias Böhme.
„Die Lagerhalle kommt wie gerufen“, sagt der Geschäftsführer der SHZ Hebe- und Zurrtechnik Großröhrsdorf, Matthias Böhme. © René Plaul

Aufgrund von Corona-Infektionen liegen manche Schiffe länger im Hafen, werden nicht be- oder entladen. Es kommt zum Stau. „Die Häfen auf der ganzen Welt sind überlastet, es gibt kaum noch Container, die Containerpreise sind gestiegen“, schätzt Matthias Böhme die Situation ein. Ein Mitarbeiter der SHZ Hebe- und Zurrtechnik kümmert sich ausschließlich darum, die Lieferwege der Schiffe zu verfolgen, um zu wissen, wann die Teile in Großröhrsdorf ankommen. Nach der Ankunft in Hamburg werden die Container dann per Bahn nach Dresden gebracht und die Materialien von dort mit Lastern in die Röderstadt.

Durch die Pandemie mehr Kunden gewonnen

Noch einen anderen Effekt hat die Wirtschaftssituation im asiatischen Raum für das Großröhrsdorfer Unternehmen. „Viele Kunden haben früher dort ihre Waren, eben auch Spanngurte und Bänder aller Art, gekauft. Jetzt sind sie zu uns gewechselt, weil dies einfach sicherer ist“, weiß der Geschäftsführer. Die SHZ Hebe- und Zurrtechnik hat gerade im zurückliegenden Jahr sehr viele Kunden hinzugewonnen. Jetzt sind es etwa 1.000, davon etwa 98 Prozent aus Europa.

Auch deshalb läuft die Produktion im Unternehmen derzeit am Limit. In zwei Schichten sind die Mitarbeiter damit beschäftigt, Hebe- und Zurrtechnik für das Baugewerbe, die Industrie, die Autoherstellung und das Transportwesen zu fertigen. Die Produkte kommen überall dort zum Einsatz, wo schwere Lasten gehoben und transportiert werden. Sie sorgen für die nötige Sicherheit.

Eigener Nachwuchs wird ausgebildet

Derzeit beschäftigt SHZ 70 Mitarbeiter. Seit Februar wurden fünf neue Kollegen eingestellt. Zwei Lehrlinge haben erst in diesem Monat ihren festen Arbeitsvertrag bekommen, und im August sollen drei neue Auszubildende hinzukommen. „So viele Lehrlinge hatten wir noch nie, aber wir wollen unseren Nachwuchs selbst heranbilden“, sagt Matthias Böhme. Ausgebildet wird in den Berufen Fachlagerist, Maschinen- und Anlagenführer und im kaufmännischen Bereich. Außerdem arbeitet ein Werkstudent im Unternehmen mit.

Für die neue Lagerhalle investierte die Firma rund 1,2 Millionen Euro. Fördermittel gab es vom Land Sachsen. Gestartet wurden die Planungen im Jahr 2019. Der eigentliche Baustart sollte im April vorigen Jahres sein. Doch es gab Auflagen vonseiten der Genehmigungsbehörde. „Wir mussten einen Regenwassersammler bauen, der das Wasser vom Dach auffängt und speichert, bevor es dann kontrolliert in die Abwasserleitungen fließen kann“, erklärt der Geschäftsführer.

Baumaterial vorm Preisanstieg gekauft

Also erfolgte der erste Spatenstich für die neue Lagerhalle dann erst im Januar dieses Jahres. Und jetzt, nur ein halbes Jahr später, ist alles fertig. „Wir haben den Zeit- und vor allem den Kostenrahmen voll eingehalten. Die gestiegenen Baustoffpreise bekamen wir kaum zu spüren, weil die Firmen schon vor dem Preisschub ihre Materialien eingekauft hatten“, so Matthias Böhme.

Jetzt freut er sich, dass der Bau geschafft ist. Und auch der Chef des Lagers, Jan Schreiber, ist froh über die neuen Bedingungen. Bisher gab es noch zwei Außenstellen, in denen Material gelagert wurde. Jetzt befindet sich alles in einem Komplex, die bisherigen Hallen sind mit der jetzt errichteten verbunden, so dass beim Wechsel zwischen ihnen niemand ins Freie muss. Und ein neuer Gabelstapler steht auch schon bereit.