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Pulsnitzer Firma sorgt für jährliche Geld-Transaktionen von 2,7 Milliarden Euro

Deutschlands größtes inhabergeführtes Zahlungsinstitut hat in Pulsnitz seinen Sitz. Die Firma secupay wickelt Zahlungen für mehr als 100.000 Kunden ab - europaweit.

Von Heike Garten
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Hans-Peter Weber ist Inhaber der Firma secupay, die in einer ehemaligen Bandweberei in Pulsnitz sitzt. Sie wickelt Zahlungen für Kunden in ganz Europa ab.
Hans-Peter Weber ist Inhaber der Firma secupay, die in einer ehemaligen Bandweberei in Pulsnitz sitzt. Sie wickelt Zahlungen für Kunden in ganz Europa ab. © Matthias Schumann

Pulsnitz. Bereits seit 2008 gibt es die Firma secupay in Pulsnitz. Deren Gründer und Vorstand Hans-Peter Weber kennen die meisten Pulsnitzer als Eigentümer der ehemaligen Bandweberei an der Goethestraße, die er umfangreich saniert hat. Doch die wenigsten wissen, was hinter dem Namen secupay steckt - obwohl fast jeder, der beim Einkaufen mit Karte zahlt oder Waren online bestellt, mit den Dienstleistungen des Unternehmens in Berührung kommt, wenn auch unbewusst. Sächsische.de sprach dazu mit dem Firmengründer des nach eigenen Angaben größten inhabergeführten Zahlungsinstitutes Deutschlands.

Herr Weber, was macht das Unternehmen secupay?

Wir sind Spezialist für bargeldlose Zahlungsabwicklungen jeder Art vor allem für Firmen, aber auch für Privatkunden. Unser Unternehmen ist auf vier Standbeine aufgegliedert. Das älteste sind alle Dienstleistungen rund um die Kartenzahlung in Geschäften. Das heißt, wir stellen dem Geschäft das Kartenterminal und die Software zur Verfügung, regeln alles Vertragliche und wickeln letztlich die Geldtransaktion ab. Für den Ladenbesitzer, zum Beispiel eine Bäckerei, eine Tankstelle oder den Supermarkt, entsteht keine Arbeit. Das Geld der Kunden landet auf seinem Konto.

Das funktioniert natürlich auch beim Bezahlen mit dem Handy. Aktuell haben wir etwa 10.000 kleinere Händler und 1.000 große Händler oder Gastronomen unter Vertrag. Einer der größten ist zum Beispiel Borussia Dortmund, aber auch Korch Radeberger Fleisch- und Wurstwaren gehört zu unseren Kunden. Wir agieren auf diesem Gebiet europaweit.

Und was ist das zweite Standbein?

Das ist der Online-Handel, bei dem wir die Geld-Transfers abwickeln. Wir arbeiten für die verschiedensten Online-Shops, aktuell sind es 850, aber auch für Online-Marktplätze. Hier landen Produkte unterschiedlicher Händler in einem Warenkorb, was wiederum eine Herausforderung bei der Zahlungsabwicklung ist.

Sie sind aber auch noch in anderen Bereichen tätig?

Ein wichtiger Bereich sind die Crowdfunding-Plattformen, die wir bei der Abwicklung der Zahlungen betreuen. Viele Leute werden die Aktion 99Funken kennen, auch das passiert über uns. Crowdfunding wird aber auch bei Firmengründungen eingesetzt, wenn der Eigenanteil nicht reicht. Gleiches gilt im Musik-Streaming-Geschäft, wo Leute Anteile an einzelnen Titeln erwerben können und dann beim Streamen auch ihren Teil des Gewinns bekommen. Das alles ist mit einem komplexen Zahlungsverkehr verbunden.

Wo werden von Ihnen entwickelte Systeme noch eingesetzt?

Auf einem Gebiet wachsen wir aktuell sehr schnell, das ist der klassische Zahlungsverkehr. Ein Beispiel ist das Cashback, also übersetzt: Geld zurück. Viele Leute kennen das, wenn sie bei bestimmten Unternehmen einkaufen und nach Teilnahme an einer Aktion und Einsenden des Kassenbons einen Teil des Einkaufspreises zurückerhalten. Dieser Zahlungsverkehr läuft über uns. Zu den Kunden gehören zum Beispiel Jacobs Suchard, die Hersteller eines beliebten Kräuterlikörs, eines Kindererfrischungsgetränkes und eines Sahnepuddings. Der Kunde, in dem Fall die Firma, muss sich nicht darum kümmern, wie wiederum seine Kunden an ihre Prozente kommen.

Im Bereich der Partnerschaften arbeiten wir auch mit der DDV-Mediengruppe zusammen, sind zum Beispiel bei den Auktionen, bei SZ-Reisen oder bei Sächsische.de mit am Start.

Das klingt nach einem sehr umfangreichen Geschäft. Wie viele Kunden haben Sie und wie viel Geld wird durch Ihr Unternehmen bewegt?

Insgesamt arbeiten wir derzeit mit etwa 110.000 Kunden in ganz Europa zusammen. Für sie werden jährlich Geld-Transaktionen in einem Umfang von etwa 2,7 Milliarden Euro abgewickelt. Das entspricht etwa 30,5 Millionen Transaktionen pro Jahr.

Wie sicher sind Geldgeschäfte über Ihre Firma?

Wir sind ein von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) zugelassenes Zahlungsinstitut. Dort gibt es strenge Regularien, die wir einhalten müssen. Zwei Mitarbeiter bei uns sind allein damit beschäftigt, dass diese Regeln bei unseren Prozessen mit aufgenommen und auch eingehalten werden.

Wie viele Beschäftigte arbeiten bei Ihnen?

Insgesamt sind bei secupay 85 Mitarbeiter beschäftigt, davon 71 fest angestellt. Das sind zum Beispiel Softwareentwickler, Techniker, Vertriebsleute. Ein großer Teil der Arbeit wird heutzutage übers Internet, zum Beispiel per Videocall, abgewickelt. Die Beschäftigten können deshalb auch zum großen Teil im Homeoffice und mobil arbeiten. Familie und Beruf lassen sich also gut in Einklang bringen. Angefangen haben wir 2008 mit 15 Beschäftigten.

Bilden Sie auch aus?

Ja, wir bilden auch aus, zuletzt einen Kaufmann für E-Commerce, der jetzt übernommen wurde. Deshalb wollen wir zukünftig auch eng mit Schulen der Region zusammenarbeiten, planen Gespräche mit dem Großröhrsdorfer Gymnasium und streben eine Partnerschaft an.

Was bedeutet eigentlich inhabergeführtes Zahlungsinstitut?

Inhaber und Vorstand sind eine Person, also in unserem Fall ich. Das Unternehmen ist nicht fremd finanziert. Ich kenne kein anderes größeres Zahlungsinstitut, das auf dieser Basis agiert.

Die Geld-Transaktionen haben ja nichts mit dem Geld Ihres Unternehmens zu tun. Wie viel Umsatz machen Sie?

Im Jahr 2022 haben wir einen Umsatz von knapp 10 Millionen Euro erwirtschaftet. In diesem Jahr wollen wir die 10-Millionen-Marke knacken.

Gibt es Pläne für die Zukunft?

Wir wollen unser IT-Rechenzentrum um einen zweiten Standort erweitern und versuchen, unsere Systeme noch mehr Firmen zur Verfügung zu stellen. Inhaltlich geht es darum, Zahlungsdienstleistungen für Kunden noch einfacher zu machen und spezifische Lösungen anzubieten. Dementsprechend kann sich die Mitarbeiterzahl in den nächsten Jahren auf 120 erhöhen.