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Bundesweiter Warntag naht: Schlägt Ihr Handy Alarm?

Am 14. September lösen Bund, Länder und Kommunen den nächsten Probealarm aus. Besonders im Fokus steht der Mobilfunkdienst Cell Broadcast.

Von Andreas Rentsch
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Deutschland im Blick: Mitarbeiter der BBK-Warnzentrale kümmern sich ums Monitoring der Systeme und die Lagebeobachtung.
Deutschland im Blick: Mitarbeiter der BBK-Warnzentrale kümmern sich ums Monitoring der Systeme und die Lagebeobachtung. © bbk.bund.de

Cell Broadcast – was ist das, und wie funktioniert es?

Bei Cell Broadcast handelt es sich um einen Mitteilungsdienst, der sich mit SMS vergleichen lässt. Über ihn lassen sich Warnmeldungen mit maximal 500 Zeichen automatisiert an alle Smartphones senden, die im Sendebereich einer Mobilfunkantenne eingebucht sind. Eine App braucht es dafür nicht.

Erstmals bei einem bundesweiten Warntag getestet wurde Cell Broadcast am 8. Dezember 2022. Es ist eines von vielen Warnmitteln, mit denen das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) informieren kann. Sirenen, Radio und TV, Warn-Apps wie Nina oder Katwarn, digitale Infotafeln, Lautsprecherwagen, Warnungen auf den Bahnsteigen und in Zügen der Deutschen Bahn komplettieren den Warnmittelmix. Regulär in Betrieb ist Cell Broadcast seit dem 23. Februar.

Welchen Inhalt hat die Warnung, und kommt sie immer an?

Folgender Text wird auf dem Startbildschirm angezeigt: „Probewarnung – Bundesweiter Warntag 2023 Do. 14.09.2023 – 11:00 Uhr – Probewarnung für Deutschland – Es besteht keine Gefahr – Weitere Infos auf https://warnung.bund.de/meldungen (...)“. Ergänzt wird der Alarm mittels lautem Tonsignal und haptisch, also per Vibration. Allerdings darf der Empfänger weder in einem Funkloch stecken noch den Flugmodus seines Geräts aktiviert haben. Falls doch, werde die Warnmeldung im Moment des wiederhergestellten Empfangs nachgereicht, sagt Urs Mansmann von der Fachzeitschrift c‘t.

So wie dieser Notfallalarm wird die Sperrbildschirm-Nachricht auch am 14. September aussehen.
So wie dieser Notfallalarm wird die Sperrbildschirm-Nachricht auch am 14. September aussehen. © Thomas Frey/dpa

Wichtig zu wissen: Über Cell Broadcast werden derzeit keine Entwarnungen versendet. Wer also am Donnerstag gegen 11.45 Uhr auf anderen Kanälen das Ende des Probealarms gemeldet bekommt, muss nicht unruhig werden, wenn das Smartphone stumm bleibt.

Funktioniert Cell Broadcast auf jedem Smartphone?

Nein, nur auf Geräten, die ein vergleichsweise aktuelles Betriebssystem nutzen können. Laut BBK muss es bei Google Android mindestens Version 11 sein, bei Apple iOS Version 16.1. Damit blieben iPhones aus den Jahren vor 2016 ausgeschlossen, sagt Henning Gajek vom Telekommunikationsportal Teltarif. Das BBK führt auf seiner Website eine Liste veralteter Geräte von Apple, Samsung, Google und Sony. Wie viele dieser Smartphones hierzulande noch in Benutzung sind, wage er nicht zu schätzen, sagt Urs Mansmann. Klar sei aber, dass ihre Zahl von Jahr zu Jahr abnehme, weil immer mehr Nutzer auf neuere Geräte wechseln. Der Mobilfunkbetreiber Vodafone schätzt, dass nächsten Donnerstag bundesweit über 50 Millionen Handys mit Cell-Broadcast-Funktionalität Alarm schlagen werden.

Muss ich mein Gerät für Cell Broadcast aktivieren?

Auf neueren Modellen ist Cell Broadcast aktiviert und ohne Weiteres einsatzbereit. Es gibt aber auch Geräte, bei denen die Einstellungen manuell geprüft und womöglich geändert werden müssen. iPhone-Besitzer scrollen dafür im Menüpunkt „Mitteilungen“ ganz nach unten. Unter „Cell Broadcast Alerts“ sollten die Schieberegler „Extreme Gefahr“ und „Gefahreninformationen“ geöffnet sein oder werden.

Android-13-Nutzer müssen übers Zahnradsymbol auf ihr Einstellungsmenü zugreifen und dann nach Begriffen wie „Broadcast“ oder „Notfall“ suchen, um die Notfallbenachrichtigungen zuzulassen. Eine weitere Option namens „Testwarnungen“ könne je nach persönlichem Gusto ein- oder ausgeschaltet sein, sagt Gajek. Anders als es die Bezeichnung vermuten lässt, ist die Funktion nur für interne Tests der Netzbetreiber gedacht. Das BBK dagegen schickt am 14. September eine „echte“ Warnung.

Wie wichtig ist Cell Broadcast im Vergleich mit anderen Warnmitteln?

Eine Onlineumfrage nach dem bundesweiten Warntag im Dezember 2022 hat ergeben, dass Cell Broadcast das reichweitenstärkste Medium ist. Demnach erklärten rund 54 Prozent aller über 800.000 Teilnehmer, die Testwarnung aufs Smartphone bekommen zu haben. Warnapps liegen mit knapp 51 Prozent auf Rang zwei, gefolgt von Sirenen mit fast 48 Prozent.

Das BBK setzt weiter auf das Nebeneinander verschiedener Warnmittel. Ziel der Zivil- und Katastrophenschützer ist es, im Ernstfall nahezu alle Bundesbürger mit mindestens einem Warnmittel zu erreichen. Derzeit liegt die Quote bei rund 90 Prozent.

Wie oft ist Cell Broadcast bisher eingesetzt worden?

In Sachsen haben die zuständigen Stellen seit dem 23. Februar fünfmal per Cell Broadcast vor konkreten Gefahren gewarnt – etwa am 15. April nach dem Fund einer 250-Kilo-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg in Dresden. Weitere Anlässe waren Gefahren durch Brandgase in Sankt Egidien (28. Februar) und Burgstädt (17. Mai), ein Großbrand in Chemnitz (2. Juni) und Geruchsbelästigung im Frankenberger Ortsteil Mühlbach (15. Juni).

Welche Vorteile haben Warn-Apps wie Nina, Katwarn oder Biwapp?

Sie erfordern nicht so aktuelle Betriebssysteme und werden damit zur Option für Besitzer älterer Smartphones. Katwarn und Biwapp funktionieren schon ab Android 5.0 oder iOS 9.0, die BBK-eigene App Nina ab Android 6.0 oder iOS 12.0. Zudem können mit Warn-Apps mehr Informationen bereitgestellt werden als mit der auf Datensparsamkeit getrimmten Cell-Broadcast-Technologie. Hier geht es zum Beispiel um Verhaltensregeln bei Hochwasser, Unwetter, Stromausfällen oder Terroranschlägen.

Wohin wende ich mich, wenn ich keine Warnung bekommen habe?

Eine Option ist, dies auf der eigens eingerichteten Website www.warntag-umfrage.de zu melden. Am 14. September Punkt 11 Uhr wird dort eine Onlineumfrage freigeschaltet, an der eine Woche lang teilgenommen werden kann. Die Auswertung der anonymisierten Daten wird im Frühjahr 2024 veröffentlicht. Alle gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Vorbereitung des nächsten Warntags ein, den das BBK für den 12. September 2024 plant.

Wie viele Sirenen werden am Warntag in Sachsen heulen?

Im Freistaat seien rund 3.200 Sirenen in Betrieb, hat das Innenministerium Ende 2022 mitgeteilt. Neuere Zahlen gibt es bisher nicht. Wichtig zu wissen: Die Teilnahme am Warntag ist für Kommunen und Landkreise freiwillig. Das heißt, nicht jede Sirene muss zwangsläufig losheulen. (mit dpa)

Weitere Informationen zum Warntag finden Sie auf der Website des BBK.