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Handyalarm und Sirenen: So lief der Warntag 2023 in Sachsen

In Deutschland wurden heute erneut die Warnsysteme getestet – zum bundesweiten Warntag. Auch in Sachsen heulten um 11 Uhr die Sirenen, Handys schrillten. Der Innenminister spricht von einem "vollen Erfolg".

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Ein Probealarm hat am Donnerstag die Handys schrillen lassen.
Ein Probealarm hat am Donnerstag die Handys schrillen lassen. © dpa

Ein Probealarm hat am bundesweiten Warntag in Deutschland Handys und Sirenen laut ertönen lassen. Ausgelöst wurde die für etwa 11.00 Uhr angekündigte Warnung am Donnerstag vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn diesmal überpünktlich. Viele Bürgerinnen und Bürger erhielten über das Cell Broadcast System auf ihren Mobiltelefonen schon um 10.59 Uhr eine Warnung. Bei anderen meldete sich das Handy dann eine Minute später.

Verbreitet wurde der Probealarm dann auch über Radio- und Fernsehsender und auf Stadtinformationstafeln. Wer nach 11.00 Uhr beispielsweise die App des Deutschlandfunks öffnete, erhielt dort auch den schriftlichen Hinweis: "In Deutschland findet heute der Warntag 2023 mit einer bundesweiten Probewarnung statt. Es besteht keine Gefahr." Die ARD blendete einen Lauftext in ihr Fernsehprogramm ein.

Wer Warn-Apps wie Nina oder Katwarn auf seinem Smartphone installiert hat, erhielt auf diesem Weg auch einen Hinweis auf die Probewarnung. Bei Cell Broadcast geht die Warnung an alle dafür vorbereiteten Handys in einer bestimmten Funkzelle. Damit wurden also auch Touristen und andere Menschen mit ausländischen Mobilfunknummern, die sich gerade in Deutschland aufhalten, erreicht. Wer mit seiner deutschen SIM-Karte ins Ausland gereist war, erhielt am Donnerstag dagegen nur dann eine laute Warnung, wenn er eine der deutschen Warn-Apps installiert hat.

Am Nachmittag zog Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) Bilanz: "Die heutige bundesweite Warnübung war in unseren zehn Landkreisen und drei kreisfreien Städten ein großer Erfolg." Egal ob Lautsprecher, Sirenen, Warn-Apps, Infotafeln oder der Cell Broadcast auf dem Handy: Alle Warnkanäle hätten einwandfrei funktioniert mit ihren Botschaften die Bevölkerung erreicht. Und weiter: "Die neuen Investitionen in unsere Infrastruktur und zusätzliche Sirenen haben sich ausgezahlt, deshalb werden wir diesen Kurs fortsetzen." Nun werde das Feedback der Bürger eingeholt - der Minister bittet um rege Teilnahme.

Mit dem bundesweiten Warntag will das dem Bundesinnenministerium unterstellte BBK herausfinden, wie viele Menschen eine Warnung vor Gefahren im Ernstfall erreichen würde. Eine Online-Umfrage des BBK soll im Anschluss helfen herauszufinden, wie viele Menschen diesmal über welchen Warnkanal erreicht wurden.

Um 11.45 Uhr kam dann wie geplant die Entwarnung. Bei der Warnung über das Cell Broadcast System, über das eine Textnachricht an alle eingeschalteten modernen Handys mit aktueller Software verbreitet wird, war keine Entwarnung vorgesehen.

Handys und Sirenen schrillen auch in Sachsen

Auch in Sachsen schrillten zum bundesweiten Warntag Handys und Sirenen. Die Feuerwehr Dresden verbreitete den Probealarm unter anderem auch über X (vormals Twitter). "Dies ist ein Probealarm im Rahmen des bundesweiten Warntags", hieß es dort. "Die Sirenen des stadtweiten Sirenenwarnsystems der Stadt Dresden wurden ausgelöst. Um 11.45 Uhr erfolgte eine Entwarnung. Es besteht keine Gefahr".

In Leipzig beteiligten sich unter anderem die Verkehrsbetriebe am bundesweiten Warntag. So wurde bereits ab dem frühen Morgen auf die Auslösung des Probealarms über das Fahrgastinformationssystem hingewiesen. Sirenen heulten hingegen nicht. Die Stadt Leipzig hat kein flächendeckendes Sirenennetz mehr. Am Bundesverwaltungsgericht schrillten bei Prozessbeteiligten mitten in einer Verhandlung die Handys, wie ein dpa-Reporter berichtete.

Im Vogtlandkreis wurden insgesamt 284 Sirenen ausgelöst. "Die Warnung der Bevölkerung vor Gefahren hat enorm an Bedeutung gewonnen. Deshalb hat der Vogtlandkreis in Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden den Ausbau moderner, ausfallsicherer Sirenen weiter vorangetrieben", erklärte Landrat Thomas Hennig (CDU). Bis 2035 werde man zahlreiche neue Systeme installieren und ältere Sirenen modernisierten. Momentan gebe es im Vogtland noch an 39 Standorten einen Bedarf an Sirenen.

"In Zeiten voller Risiken ist es entscheidend, die breite Bevölkerung bei Gefahren schnellstmöglich zu erreichen", hatte Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) im Vorfeld angekündigt. Die Bürgerinnen und Bürger müssten für den richtigen Umgang mit Warnmitteln fit gemacht werden. "Denn wer die Funktionsweise der Warnsysteme kennt, kann bei einem Hochwasser oder Waldbränden sicher und zügig reagieren", so Schuster.

Telekom zeigt sich mit Warntag zufrieden

Ein Sprecher der Deutschen Telekom sagte, das Unternehmen sei "mit dem Ergebnis des heutigen bundesweiten Warntags in unseren Netzen sehr zufrieden". Die durch die Behörden ausgelöste Warnmeldung über Cell Broadcast sei "ohne Probleme aufgenommen, weitergeleitet und über unsere Mobilfunkstationen im gesamten Bundesgebiet gesendet" worden.

Der auch für Digitales zuständige Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte, auch ihn habe eine Warnung erreicht - "das vermittelt mir die Sicherheit, in Notfällen und bei Katastrophen umgehend und zielgenau gewarnt werden zu können". Eine Pressekonferenz seines Kabinettskollegen, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), in Berlin wurde durch das laute Schrillen der vielen Mobiltelefone im Raum unterbrochen. Der Minister blieb gelassen, auch als er feststellte, dass die Warnung auf seinem Smartphone zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingegangen war.

Sitzung in Thüringer Landtag für einige Minuten unterbrochen

Der Bund testet die Warnkanäle einmal pro Jahr, immer am zweiten Donnerstag im September. Wie schon beim Warntag im vergangenen Jahr, so zeigten sich auch diesmal wieder Menschen irritiert, in deren Umgebung keine Sirene zu hören war. Sirenen waren nach dem Ende des Kalten Krieges vielerorts abgebaut oder nicht erneuert worden. Inzwischen gibt es aber Bemühungen, die Zahl von aktuell mindestens rund 38.000 Sirenen bundesweit wieder zu erhöhen.

Thüringens Landtag unterbrach wegen des bundesweiten Probealarms vorsorglich seine Sitzung für einige Minuten. Man wolle nicht, dass die schrillen Signale von den Handys der Abgeordneten, Mitarbeiter und Zuschauer die Haushaltsberatung stören, begründete Landtagspräsidentin Birgit Pommer die Entscheidung.

Der sächsische Bundestagsabgeordnete André Hahn goss Wasser in den Wein. "Der Jubel, wenn ein Warntag gelingt, ist bei den verantwortlichen Behörden ja zumeist groß. Wichtiger ist aber, dass endlich ein Überblick im Bundesministerium für Inneres und Heimat hergestellt wird, wie bundesweit eigentlich der Zustand bei den Warnmitteln ausfällt", kritisierte der Politiker. Priorität habe das Thema selbst nach der Katastrophe im Ahrtal 2021 oder dem Tornado in Ostwestfalen 2022 offenkundig leider weiterhin nicht.

"Dass das Warnmittelkataster - also eine zentrale Übersicht darüber, wo im Land überhaupt funktionstüchtige Sirenen stehen - erst 2024 fertiggestellt werden soll, zeigt, dass es im Bundesinnenministerium weiterhin kein Umdenken gibt", betonte Hahn. Schon 2019 habe man festgestellt, dass es an bundesweit einheitlichen Sirenensignalen mangele. Der inakzeptable Zustand dauere offensichtlich auch 2023 an, Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) unternehme diesbezüglich nichts. Hahn ist Sprecher für Zivil- und Katastrophenschutz der Linksfraktion im Bundestag. (dpa)