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So funktioniert die Warnung über Cell Broadcast

Das Warnsystem Cell Broadcast soll Alarm-Meldungen künftig direkt aufs Smartphone schicken, etwa beim Warntag am Donnerstag. Doch nicht alle Geräte unterstützen es. Ein Überblick.

Von Andreas Rentsch
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Zum bundesweiten Warntag am 8. Dezember sollen Millionen Menschen in Deutschland eine Test-Warnung auf ihr Handy bekommen.
Zum bundesweiten Warntag am 8. Dezember sollen Millionen Menschen in Deutschland eine Test-Warnung auf ihr Handy bekommen. © Vodafone

Um bei Naturkatastrophen, Bränden oder Terroranschlägen die Bevölkerung schnell informieren zu können, proben Bund, Länder und Kommunen am Donnerstag ab elf Uhr 45 Minuten lang den Notfall. Dabei werden nicht nur Sirenen heulen.

Die Nationale Warnzentrale des Bundes will erstmals ein neues Warnsystem erproben: Cell Broadcast. Dafür werden über die Antennen der Mobilfunkbetreiber Textnachrichten an alle Smartphones geschickt, ohne dass dafür eine App notwendig ist. Unklar ist, wie viele Geräte die Testwarnungen tatsächlich ausspielen werden. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Wie funktioniert Cell Broadcast?

Cell Broadcast ist ein der SMS ähnlicher Mitteilungsdienst. „Mit dem System wird Smartphones innerhalb einer Funkzelle eine Nachricht geschickt – unabhängig von ihrer Mobilfunknummer und der Netzauslastung“, erklärt Bernhard Rohleder vom Branchenverband Bitkom. Ausgelöst wird eine Kombination aus akustischem, visuellem Signal und haptischem Signal, also ein Vibrationsalarm.

Die Warnungen sind auch auf stummgeschalteten Geräten zu hören, nur im Flugmodus dürfen sie nicht sein. Im Regelfall werde die maximal 500 Zeichen umfassende Cell-Broadcast-Meldung auf dem Startbildschirm angezeigt, erklärt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Ob Tastenhandys die Testwarnung erhalten werden, ist unklar. Er sei sich relativ sicher, dass das nicht funktionieren werde, sagt Urs Mansmann vom Fachmagazin c‘t. Schuld sei ein relativ neues Übertragungsprotokoll, das erst von neueren Smartphone-Betriebssystemen unterstützt wird.

Klappt das auf jedem Gerät?

Nein. Damit Cell Broadcast funktioniert, benötigen Smartphones ein vergleichsweise aktuelles Betriebssystem. Bei Google Android muss es laut Bitkom mindestens die Version 11 sein, bei iOS von Apple 15.6.1. Um Anwendern mit älteren Geräten Orientierung zu geben, führt das BBK auf seiner Webseite eine Liste aller generell für Cell Broadcast tauglichen Handys.

Bei Apple fällt zum Beispiel das iPhone 6S gerade noch in diese Kategorie, das Vorgängermodell iPhone 6 nicht. Für Samsungs beliebte Galaxy-S-Serie beginnt die Kompatibilität mit dem 10er-Modell. Googles Pixel-Smartphones sind fast alle fit für Cell Broadcast – mit nur einer Ausnahme, dem Pixel der ersten Generation.

„Ältere Telefone müssen vom Nutzer manuell vorbereitet werden“, sagt Hennig Gajek vom Ratgeberportal Teltarif. Viele Hersteller haben Anleitungen auf ihre Webseiten hochgeladen, in denen sie Schritt für Schritt erklären, wie das funktioniert. Eine Anleitungen für Geräte von Samsung und Apple finden Sie hier und hier.

Muss ich etwas tun?

Es kann nicht schaden, die korrekten Geräteeinstellungen zu überprüfen. Bei Apples iOS sind diese im Untermenü „Mitteilungen“ zu finden. Wer dort ganz nach unten wischt, findet den Menüpunkt „Cell Broadcast Alerts“. Dort sollten die Schieberegler „Extreme Gefahr“ und „Gefahreninformationen“ geöffnet sein.

Unter Android 13 erscheinen diese Punkte, wenn man in den Einstellungen „Benachrichtigungen“, „Erweiterte Einstellungen“ und dann „Drahtlose Notfallwarnungen“ antippt. Auch wenn es naheliegend zu sein scheint: Der dritte Button „Testwarnung“ muss nicht aktiviert werden. Diese Funktion ist für interne Tests der Netzbetreiber vorgesehen. Das BBK schickt eine „echte“ Warnung.

Wird der Datenschutz gewahrt?

Ja. „Cell Broadcast kann komplett anonym betrieben werden“, erklärt der Bundesverband der Verbraucherzentralen. Eine Anmeldung oder Preisgabe persönlicher Daten sei nicht notwendig. „Die Warnnachrichten werden so ausgestrahlt wie das Programm eines Radiosenders.“ Auch in diesem Fall sei ja nicht möglich, die Zuhörer zu identifizieren.

Wann startet Cell Broadcast richtig?

Laut BBK soll das System Ende Februar 2023 voll einsatzbereit sein. Die Nutzung von Cell Broadcast finde weiterhin im Zusammenspiel mit anderen Warnmitteln wie Radio, Fernsehen, Sirenen, Lautsprecherwagen, digitalen Hinweistafeln, Internetseiten und Sozialen Medien statt, erklären die Katastrophenschützer. Dennoch wird mit Spannung erwartet, wie weit sich die Cell-Broadcast-Meldungen streuen lassen.

Nina: Offizielle Warn-App des
Bundes. Über das Modulare Warnsystem (MoWaS) des BBK können Kreise, kreisfreie Städte und andere Behörden und Hilfsorganisationen
Warnungen verschicken. Systemvoraussetzungen: iOS 12.0 oder aktueller, Android 8.0 oder aktueller
Nina: Offizielle Warn-App des Bundes. Über das Modulare Warnsystem (MoWaS) des BBK können Kreise, kreisfreie Städte und andere Behörden und Hilfsorganisationen Warnungen verschicken. Systemvoraussetzungen: iOS 12.0 oder aktueller, Android 8.0 oder aktueller © BBK
Katwarn: Warn-App, die im Auftrag der Versicherungswirtschaft entwickelt wurde. Wird von Kreisen und Städten genutzt, informiert aber auch über Schulschließungen. Verbreitet auch die Warnungen des BBK. Systemvoraussetzungen: iOS 9.0 oder aktueller, Android 5.0 oder aktueller
Katwarn: Warn-App, die im Auftrag der Versicherungswirtschaft entwickelt wurde. Wird von Kreisen und Städten genutzt, informiert aber auch über Schulschließungen. Verbreitet auch die Warnungen des BBK. Systemvoraussetzungen: iOS 9.0 oder aktueller, Android 5.0 oder aktueller © Katwarn
Biwapp: App eines privaten Anbieters, über die auf geschlossene Schulen, gesperrte Straßen und Fahndungsaufrufe hingewiesen wird. Spielt wie Katwarn auch die Warnhinweise des BBK-Systems aus. Systemvoraussetzungen: iOS 9.0 oder aktueller
Android 5.0 oder aktueller
Biwapp: App eines privaten Anbieters, über die auf geschlossene Schulen, gesperrte Straßen und Fahndungsaufrufe hingewiesen wird. Spielt wie Katwarn auch die Warnhinweise des BBK-Systems aus. Systemvoraussetzungen: iOS 9.0 oder aktueller Android 5.0 oder aktueller © Biwapp
WarnWetter: App des Deutschen Wetterdienstes (DWD) für Vorhersagen und Warnungen zu Starkregen, heftigem Wind und Sturmfluten an den Küsten, animierte Wetterkarten, Hinweise zu Waldbrand-/Lawinengefahr. Systemvoraussetzungen: iOS 12.0 oder aktueller
Android 6.0 oder aktueller
WarnWetter: App des Deutschen Wetterdienstes (DWD) für Vorhersagen und Warnungen zu Starkregen, heftigem Wind und Sturmfluten an den Küsten, animierte Wetterkarten, Hinweise zu Waldbrand-/Lawinengefahr. Systemvoraussetzungen: iOS 12.0 oder aktueller Android 6.0 oder aktueller © DWD

Werden Warn-Apps dann überflüssig?

Nein, jedes der genannten Warnmittel hat seine Berechtigung. Die offizielle, kostenlose App des BBK heißt Nina, darüber hinaus sind Katwarn und Biwapp verbreitet. Beide erfordern nicht so aktuelle Betriebssysteme wie Nina und werden damit zur Option für Smartphone-Nutzer, deren Gerät nicht mehr mit Cell Broadcast klarkommt. Ein weiterer Vorteil von separat installierten Apps liegt darin, dass mehr Infos übermittelt werden könnten als mit der auf strikte Datensparsamkeit getrimmten Cell-Broadcast-Meldung.

Nutzen andere Länder Cell Broadcast?

Laut BBK verwenden die Vereinigten Staaten, Japan, die Niederlande und Griechenland die Technologie schon länger. Deutschland habe nach der Starkregen- und Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 beschlossen, den zusätzlichen Warnkanal einzuführen.

Weitere Informationen gibt es unter www.warnung-der-bevoelkerung.de