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Kloster Marienthal trauert um Schwester

Schwester Notburga ist am 2. Januar mit 94 Jahren verstorben. Mit ihrem Namen ist vor allem die Klosterbäckerei eng verbunden.

Von Jan Lange
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Schwester Notburga in ihrem gebliebten Kräutergarten.
Schwester Notburga in ihrem gebliebten Kräutergarten. © Matthias Weber (Archiv)

Noch im November konnte Schwester Notburga ihre Gnadenprofess begehen. Vor genau 70 Jahren hatte sie das Ordensgelübde abgelegt. Die Profess-Erneuerung nach 70 Jahren legte sie im Rahmen einer kleinen liturgischen Feier in ihrer Klosterzelle ab. Schon seit einigen Jahren konnte die Marienthaler Schwester ihr Zimmer im Konvent kaum noch verlassen, die Gesundheit ließ das nicht mehr zu. Nun müssen die Zisterzienserinnen von ihrer Mitschwester Abschied nehmen. Am frühen Samstagnachmittag ist Schwester Notburga im Alter von 94 Jahren verstorben, wie Äbtissin Elisabeth Vaterodt mitteilt.

Nachdem das Kloster St. Marienthal nach dem Mauerfall seine Landwirtschaft aufgegeben hatte, und die Mitarbeit der Schwestern in den Ställen und auf den Feldern nicht mehr nötig war, suchte sich Schwester Notburga eine neue Aufgabe und fand diese in der Klosterbäckerei. Alles dazu Erforderliche eignete sie sich selbst an oder übernahm es von ihrer Vorgängerin. Sie bewahrte viele klösterliche Backtraditionen und erwarb die Anerkennung als Bäckermeisterin. So konnte sie auch die Leitung der Backstube gewährleisten, als längst schon weltliche Mitarbeiter dort tätig waren. Das Neiße-Hochwasser 2010 setzte dieser Tätigkeit ein abruptes Ende. Denn die Wassermassen zerstörten auch die Backstube. Für Schwester Notburga war dies ein schwerer Schock.

Das Kloster St. Marienthal hat seine Bäckerei inzwischen ganz aufgegeben. Doch Schwester Notburga wurde durch die Aufgabe als Klosterbäckerin so bekannt, dass noch heute alle ihren Namen damit verbinden.

Für alles kannte sie ein natürliches Heilmittel

Neben dieser Aufgabe legte Schwester Notburga mit viel Liebe einen kleinen Kräutergarten an, der noch heute existiert. Für jedes und alles kannte sie ein natürliches Heilmittel. Auch der Klostergarten stand bei der Flut 2010 meterhoch unter Wasser.

Hermine Kretz - so der bürgerliche Name der Klosterschwester - wurde 1926 in Hasságy in Ungarn geboren. Die Liebe zu ihrer ungarischen Heimat und das entsprechende Temperament bewahrte sie sich bis ins hohe Alter. Wie alle deutschstämmigen Bewohner wurde Familie Kretz im Oktober 1944 aus der Heimat vertrieben – zunächst nach Tschechien. 1948 führte sie ihr Weg über Pirna nach Zittau.

Sie lernte damals das Kloster St. Marienthal kennen und trat am 2. Februar 1949 in die Abtei ein. Mit ihrer Einkleidung erhielt sie den Namen Notburga. "Zu ihrer Namenspatronin hegte sie eine tiefe Verehrung – entsprach doch das Leben dieser Heiligen in so vielem, besonders in der Liebe zur Natur und treuergebenen Arbeit ihrem persönlichen Leben", berichtet die Äbtissin.

In den ersten Jahren arbeitete sie in den Wirtschaftsbereichen des Klosterhofes, wo damals noch viel Vieh versorgt werden musste. Sie hatte auch die Verantwortung für die Hühner, die in einem eigenen Wirtschaftsgarten gehalten wurden. Erst nach der Wende endete diese Ära und aus dem Hühnergarten wurde der Schwestern-Erholungsgarten.

Gebete und Messen über Bildschirm verfolgt

Die Gebete und Messen, an denen sie in den letzten Jahren nicht mehr teilnehmen konnte, verfolgte sie täglich über den Bildschirm. "Jedes Verweilen bei ihr wurde zu einer geistlichen Bereicherung", erinnert sich die Mutter Oberin. Am Donnerstag (14 Uhr) gibt es das heilige Requiem für die Verstorbene in der Klosterkirche.

Innerhalb von vier Jahren hat das Zisterzienserinnenkloster seine vierte Schwester verloren. Der Konvent besteht jetzt aus neun Schwestern.

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