SZ + Pirna
Merken

Deshalb verzögert sich der Ausbau der B172 in Königstein

Königsteins Bahnhofstraße soll auf 300 Metern erneuert werden. Einen Termin für den Start nennt niemand mehr, dafür wird aber bereits über Umleitungen diskutiert.

Von Katarina Gust
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die B172 in Königstein gleicht zwischen dem Kreisverkehr (hinten) und dem Bahnhof (re.) einem Nadelöhr. Das soll sich mit der geplanten Erneuerung der Bundesstraße ändern.
Die B172 in Königstein gleicht zwischen dem Kreisverkehr (hinten) und dem Bahnhof (re.) einem Nadelöhr. Das soll sich mit der geplanten Erneuerung der Bundesstraße ändern. © Karl-Ludwig Oberthür

Kommt sie noch? Und wenn ja, wann? Diese Fragen beschäftigen viele Menschen in Königstein im Hinblick auf die geplante Erneuerung der B172. Seit gut 15 Jahren wird über den Bau an der Bahnhofstraße geredet. Der sieht vor, die Bundesstraße im Bereich zwischen dem Kreisverkehr und dem Abzweig zum Pladerberg zu sanieren. Rund 300 Meter lang ist dieser Abschnitt. Das klingt nach einem überschaubaren Umfang, ist es in der Praxis jedoch nicht.

Denn nicht nur die Fahrbahn soll erneuert werden. Auch die marode Stützwand zwischen dem Bahnhof und der B172 muss neu gebaut werden. Zudem soll der Hang gegenüber dem Bahnhof gesichert werden - mit einer eigenen Stützmauer. Ziel der Bauarbeiten ist es, die Bahnhofstraße in dem teils sehr engen Bereich zu verbreitern und auch einen breiteren Fußweg anzulegen.

Ein Plan, der bislang nur auf dem Papier existiert. In den vergangenen Jahren wurden zwar mehrfach mögliche Baustarts genannt. Noch in diesem Frühjahr wurde 2024 als frühestmöglicher Baustart erwähnt. Inzwischen hält sich das zuständige Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) mit Jahresprognosen gänzlich zurück. Vorangetrieben werde das Projekt dennoch, teilt die Behörde auf Nachfrage mit. Das ist der aktuelle Stand.

Viele Abstimmungen mit der Deutschen Bahn notwendig

Nachdem bereits 2021 das Planfeststellungsverfahren bei der Landesdirektion beantragt wurde, lagen die Planunterlagen im Februar dieses Jahres öffentlich aus. Gleichzeitig lief die Anhörung der zu beteiligenden Träger öffentlicher Belange. "Der Landesdirektion liegen seit Kurzem alle Stellungnahmen vor", sagt Sprecherin Rosalie Stephan. Diese wurden schon ausgewertet. Läuft das Verfahren planmäßig weiter, werden die Erwiderungen des Lasuv voraussichtlich noch in diesem Monat an die Landesdirektion übergeben, heißt es. Im nächsten Schritt folgt dann ein sogenannter Erörterungstermin, bei dem alle Argumente zwischen den Urhebern der Stellungnahmen und Lasuv besprochen werden. Offen lässt die Behörde, wie lange dieses Verfahren dauert. "Weiterführende Angaben zum weiteren Verfahrensablauf können derzeit noch nicht getroffen werden", teilt Rosalie Stephan mit.

Sie verweist zudem auf die Deutsche Bahn AG, mit der eine Vielzahl an Abstimmungen notwendig seien. Das hängt vor allem mit der Erneuerung der Stützwand zusammen, die genau zwischen dem Bahnhofsgebäude und der Bundesstraße verläuft - und damit Grund und Boden der Deutschen Bahn betrifft. Der Zustand der Mauer ist so schlecht, dass hier die Zeit besonders drängt.

Direkt hinter dem Bahnhofsgebäude in Königstein verläuft eine Stützmauer (links), die im Zuge der geplanten Bauarbeiten auf der B172 dringend erneuert werden muss. Ein Baustart ist aktuell aber noch unklar.
Direkt hinter dem Bahnhofsgebäude in Königstein verläuft eine Stützmauer (links), die im Zuge der geplanten Bauarbeiten auf der B172 dringend erneuert werden muss. Ein Baustart ist aktuell aber noch unklar. © Daniel Schäfer

Die Erneuerung wurde deshalb aus dem Gesamtprojekt herausgelöst. Man hofft, dadurch schneller mit dem Bau beginnen zu können. "Für dieses Bauwerk wurde der Bauwerksentwurf bereits genehmigt", teilt das Lasuv mit. Derzeit werde daran gearbeitet, das Baurecht in eigener Zuständigkeit herbeizuführen. Noch fehle eine abschließende Positionierung der Deutschen Bahn und einzelner Träger öffentlicher Belange. Wenn die Baugenehmigung erteilt ist, kann dennoch nicht gleich losgebaut werden. Zuvor müsse die Finanzierung abgestimmt und das Projekt in das jährliche Bauprogramm des Lasuv eingeordnet werden, heißt es.

Ob 2024 als Baustart realistisch ist, so wie Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) noch im Oktober geäußert hat, ist damit offen. Einig sei man sich indes in dem Punkt, dass eine Vollsperrung auf dieser wichtigen Touristenachse in die Sächsische Schweiz ausgeschlossen werden muss. Im Moment geht man von einer halbseitigen Sperrung aus - mit möglichst kurzen Bauabschnitten und einer intelligenten Schaltung der Baustellenampeln.

Auch wenn eine Vollsperrung abgewählt wurde - eine Ampel würde den Verkehr auf der B172 stark ausbremsen. Dazu kommt die ungünstige Lage Königsteins und der Bahnhofstraße. In der Festungsstadt gibt es kaum Möglichkeiten, die Engstelle zu umfahren. Gerade in der touristischen Hauptsaison, wenn etliche Ausflügler und Urlauber von Pirna über Königstein in Richtung Gohrisch und Bad Schandau pilgern, drohen Staus. Zudem sind auf der Strecke viele Pendler unterwegs.

Verkehr aus Königsteiner Innenstadt heraushalten

Damit es nicht zum Verkehrskollaps kommt, "werden die Sperr- und Umleitungsmöglichkeiten und die daraus resultierenden Verkehrsqualitäten bzw. Störfallszenarien gesondert untersucht und moderne Lösungen entwickelt", heißt es vom Lasuv. Man rechnet damit, dass es durch den Ausweichverkehr zu einer Mehrbelastung auf den Kreis- und Staatsstraße im linkselbischen Bereich der Sächsischen Schweiz kommt. Das sei eine besondere Herausforderung.

Autofahrer sollen deshalb bereits in Pirna auf die Baustelle in Königstein hingewiesen werden, um gegebenenfalls auf den rechtselbischen Bereich ausweichen zu können. Das bietet sich zum Beispiel für diejenigen an, die Bad Schandau als Ziel haben.

"Die Bauarbeiten werden eine große Herausforderung für Königstein und auch die Hintere Sächsische Schweiz, die Gastro- und Beherbergungsbetriebe", sagt Bürgermeister Tobias Kummer.

Wenn auf der B172 in Königstein gebaut wird, könnten Autofahrer die Innenstadt als Abkürzung nutzen und auf die Pirnaer Straße (im Bild) und die angrenzende Goethestraße ausweichen. Das soll verhindert werden.
Wenn auf der B172 in Königstein gebaut wird, könnten Autofahrer die Innenstadt als Abkürzung nutzen und auf die Pirnaer Straße (im Bild) und die angrenzende Goethestraße ausweichen. Das soll verhindert werden. © Karl-Ludwig Oberthür

"Wir wollen verhindern, dass die Innenstadt als Abkürzung genutzt wird", sagt er. Der Verkehr soll vielmehr auf der Hauptroute bleiben, um die Belastung für die Anwohner so gering wie möglich zu halten. Es sei deshalb geplant, die Goethestraße während der Bauarbeiten zur Einbahnstraße zu machen.