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Königsteiner Festungsbahn festgefahren?

Seit einem Jahr ist es ruhig um das Millionenprojekt geworden. Warum es nicht weitergeht und was 2021 geplant ist.

Von Katarina Gust
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Von der Königsteiner Innenstadt direkt auf den Königstein? Die Festungsbahn soll diese Vision wahr werden lassen.
Von der Königsteiner Innenstadt direkt auf den Königstein? Die Festungsbahn soll diese Vision wahr werden lassen. © Frank Lochau, Procopter

Es soll die neue Touristenattraktion in der Sächsischen Schweiz werden und ein wichtiges Puzzleteil für die sanfte Mobilität: Die Festungsbahn, die die Königsteiner Innenstadt und den Festungsvorplatz miteinander verbinden soll. Wann die ersten Ausflügler auf den Königstein fahren werden? Auf einen groben Fahrplan wollten sich bislang weder die Stadt Königstein noch der Landkreis oder Freistaat als Befürworter und Unterstützer des Millionenprojektes festlegen.

Seit einem Jahr ist es generell ruhig um die Festungsbahn geworden. Die letzte große Schlagzeile entstand Anfang Februar 2020. Damals wurde die Machbarkeitsstudie öffentlich vorgestellt. Diese untersuchte mehrere mögliche Standorte für eine Talstation in der Königsteiner Innenstadt. Die Planer schauten auch auf die Technik. Soll die Festungsbahn als Luftseilbahn oder Standseilbahn gebaut werden? Welches System eignet sich am besten?

Versprochene Million fehlt

In der Theorie ist die Planung durch die Machbarkeitsstudie einen deutlichen Schritt nach vorn gekommen. Aber eben nur dort. Und das, obwohl der Freistaat der Stadt Königstein eine Finanzspritze in Höhe von einer Million Euro zur Verfügung gestellt hat. Das Geld stammt aus sogenannten "Mitteln der Parteien- und Massenorganisationen der ehemaligen DDR“ (PMO-Mittel), das heißt aus dem ehemaligen DDR-Parteivermögen. Angekommen ist der Betrag in Königstein allerdings noch nicht. "Das Geld liegt noch beim Sächsischen Wirtschaftsministerium", erklärt Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) auf Nachfrage von Sächsische.de. Erst wenn "interne Kriterien erfüllt sind", wie es Kummer formuliert, soll die zugesagte Million fließen.

© SZ Grafik

Das Geld will die Stadt nutzen, um in die Planfeststellung - also das Genehmigungsverfahren - zu gehen. Deren Ziel ist eine Baugenehmigung. Den Prozess bis dahin will jedoch nicht die Stadt Königstein selbst betreuen. "Wir wollen eine Projektgesellschaft finden, die das übernimmt", sagt Tobias Kummer. Der Ratschef rechnet damit, dass es bis zu zwei Jahre dauern kann, bis ein Planfeststellungsbeschluss vorliegt. "Alles hängt an dieser Million", sagt Kummer. Ohne Geld käme die Stadt nicht weiter. "Und wir wollen weiterkommen", macht er deutlich.

Touristenboom war Vorgeschmack

Dass die Festungsbahn an Bedeutung gewonnen hat, habe laut Kummer das vergangene Jahr gezeigt. Durch die Corona-Krise und die damit einhergehenden Reisebeschränkungen, hatten sich viele Deutsche für einen Urlaub im eigenen Land entschieden. Davon profitierte die Sächsische Schweiz. Sie erlebte im Sommer einen wahren Boom und wurde von Touristen regelrecht überrannt. Die Nachfrage im Sommer 2020 war derart groß, dass längst nicht allen Interessenten eine Unterkunft in der Sächsischen Schweiz angeboten werden konnte. Die Region war ausgebucht. Das belegen Zahlen des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz.

"Der Sommer 2020 war ein Vorgeschmack auf das, was uns in den kommenden Jahren erwartet", sagt Königsteins Bürgermeister. Dafür werde auch die im Bau befindliche Pirnaer Südumfahrung sorgen, die 2023 eröffnet werden soll. Diese soll dann den Pirnaer Autobahnzubringer an der A 17 mit der B 172 auf dem Sonnenstein verbinden. Etwa 3,8 Kilometer lang wird die Trasse sein. Sie soll für eine deutliche Verkehrsentlastung in Pirna sorgen. "Königstein ist dann der neue Eingang zur Sächsischen Schweiz", sagt Kummer. Der Begriff "Tor zur Sächsischen Schweiz" wird bereits von der Stadt Pirna besetzt. Dafür müsse die entsprechende Infrastruktur geschaffen werden. Und zwar nicht nur von Königstein, sondern von der gesamten Region.

Beitrag zur sanften Mobilität

Die Festungsbahn soll ihren Beitrag dazu leisten. Denn die Bahn soll perspektivisch nicht nur zwischen der Königsteiner Innenstadt und dem Festungsvorplatz pendeln. Die Strecke soll vom Königstein bis nach Leupoldishain verlängert werden. Im heutigen Gewerbegebiet würde damit ein weiterer Bahnhof entstehen. Und noch mehr. Das Areal könnte laut Plänen der Stadt zum neuen Drehkreuz für Touristen werden. Quasi als Eingangsschleuse in die Sächsische Schweiz. Geplant ist neben einem Parkplatz mit rund 1.000 Plätzen unter anderem ein Informations- und Erlebniszentrum Sächsische Schweiz.

Der Parkplatz in Leupoldishain soll einen Großteil der Ausflügler abfangen und zum Umsteigen in den öffentlichen Nahverkehr bewegen. Mit der Festungsbahn könnten sie bis Königstein pendeln. Von der Talstation in der Innenstadt wären es rund 600 Meter bis zur S-Bahn und nur rund 200 Meter bis zu den Bushaltestellen am Reißigerplatz.

Vor Festungsbahn wartet andere Hürde

Verkehrstechnisch muss Königstein zuvor aber noch eine andere Hürde nehmen. Die B172 soll vom Kreisverkehr in Richtung Bad Schandau auf einer Länge von etwa 300 Metern saniert und verbreitert werden. Der Bau sollte eigentlich im vergangenen Sommer beginnen. Die Bauarbeiten wären dann vor der Freigabe der Südumfahrung fertig geworden. Dieser Zeitplan steht durch den verschobenen Baustart nun auf mehr als wackeligen Beinen. Für die Arbeiten muss die B 172 halbseitig gesperrt werden. Königstein droht dann zur Staufalle zu werden - für Einheimische und Touristen.

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