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BKA nimmt mutmaßlichen Chef einer Pädophilen-Plattform in Sachsen fest

Ein Mann aus Sachsen soll drei der weltgrößten Online-Tauschforen für Bilder sexuellen Missbrauchs von Kindern verwaltet haben. Er ist verhaftet worden.

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Ermittlern ist ein Schlag gegen Internetforen mit Kindesmissbrauch gelungen. Ein 21 Jahre alter Sachse soll der Hauptadministrator der Plattformen sein.
Ermittlern ist ein Schlag gegen Internetforen mit Kindesmissbrauch gelungen. Ein 21 Jahre alter Sachse soll der Hauptadministrator der Plattformen sein. © Symbolbild: Arne Dedert/dpa

Wiesbaden/Frankfurt am Main/Dresden. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat an der Grenze zu Tschechien in Sachsen einen 21 Jahre alten Mann festgenommen. Er soll drei der bis dahin weltgrößten Online-Tauschforen für Abbildungen sexualisierter Gewalt an Kindern als Hauptadministrator verwaltet haben. Das berichten die ARD-Tagesschau. Die Verhaftung sei bereits Ende November erfolgt, heißt es. Dem Vernehmen soll das im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge geschehen sein.

Ein Sprecher der bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main angesiedelten Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität bestätigte entsprechende Ermittlungen. Demnach sei den Spezialisten nach monatelangen Ermittlungen ein Schlag gegen zwei mittlerweile blockierte Pädophilie-Internetforen im Darknet geglückt.

Nach Recherchen des Westdeutschen Rundfunks (WDR) und des Norddeutschen Rundfunks (NDR) handelt es sich dabei um die Plattformen "BoyVids 6.0", "Forbidden Love" und "Child Porn Market" mit insgesamt mehr als einer Million registrierten Nutzern. Die Foren enthielten Tausende Links zu Fotos und Videos, die schwersten sexuellen Missbrauch von Kindern dokumentierten und dort fast ausschließlich kostenlos verfügbar waren. Die Plattformen selbst seien nur über das Darknet erreichbar gewesen, die dort verlinkten Fotos und Videos jedoch meist auf Servern im normalen Netz.

Außer dem jungen Mann aus Sachsen wurden ein 44-Jähriger aus Niedersachsen und ein 45-Jähriger aus Schleswig-Holstein festgenommen. Ein weiterer Beschuldigter soll in Brasilien gefasst worden sein. Den vier Männern werde die bandenmäßige Verbreitung von Material mit sexuellem Missbrauch von Kindern vorgeworfen.

Nachdem bereits 2017 und 2021 solche Plattformen erfolgreich vom Netz genommen worden seien, seien nun diese drei abgeschaltet worden. Auf ihnen seien Fotografien und Videos mit Darstellungen sexualisierter Gewalt gegen Mädchen und Jungen transportiert worden. Die hohe Zahl der registrierten Nutzer sei vor dem Hintergrund zu sehen, dass die drei Foren international ausgerichtet gewesen seien und Zugriffe aus aller Welt erfolgten, teilte das BKA mit. Maßgeblich gesteuert worden seien sie aber aus Deutschland. Der 21-jährige mutmaßliche Hauptadministrator soll sich schon früher an solchen Plattformen beteiligt haben und an dem Austausch von kinderpornografischen Material beteiligt gewesen sein.

Das Bundeskriminalamt (BKA) ermittelt im Auftrag der Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt. Die Ermittlungen gegen weitere bislang unbekannte Betreiber und Nutzer der Plattformen dauern an.

Im sogenannten Darknet können sich Internetnutzer fast komplett anonym bewegen. Dort gibt es immer wieder kriminelle Machenschaften wie Kinderpornografie, Waffen- oder Drogenhandel.

Die Deutsche Kinderhilfe forderte nach Bekanntwerden des Ermittlungserfolges, den Fahndern zügig alle möglichen Instrumente an die Hand zu geben. "Noch einmal: Unsere Ermittler benötigen von unseren Politikern eine echte gesetzliche und materielle Unterstützung", sagte der Ehrenvorsitzende Rainer Becker. Einmal mehr beruhe die Festnahme mutmaßlicher deutscher Kinderporno-Anbieter auf Hinweisen aus dem Ausland, weil Ermittler dort Möglichkeiten hätten, die es aus datenschutzrechtlichen Gründen in Deutschland nicht gebe. So werde hierzulande noch immer über die Möglichkeit gestritten, IP-Adressen speichern zu dürfen. Bund wie Länder hatten bei der letzten Innenministerkonferenz gefordert, dass die vom Europäischen Gerichtshof gestatteten Spielräume zur Datenspeicherung genutzt werden müssten. (SZ/uwo/dpa)