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Silvester-Alarm: 27-Jähriger zündet in Dresdner Supermarkt Pyrotechnik

Ein 27-Jähriger steckt in einem Supermarkt auf der Prager Straße in Dresden einen brennenden Feuerwerkskörper zurück in den Warenkorb mit anderer Pyrotechnik. Für die Tat hat er sich jetzt vor Gericht verantworten müssen.

Von Alexander Schneider
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Ein 27-Jähriger aus Dresden zündelte am Silvesterabend beim Einkauf für sein Feuerwerk. Nur sein Bruder und aufmerksame Mitarbeiter des Marktes in der Prager Straße verhinderten Schlimmeres.
Ein 27-Jähriger aus Dresden zündelte am Silvesterabend beim Einkauf für sein Feuerwerk. Nur sein Bruder und aufmerksame Mitarbeiter des Marktes in der Prager Straße verhinderten Schlimmeres. © Archivfoto: Matthias Rietschel

Dresden. Der "Streich" erinnert an die frühen Tage der Stummfilmzeit, als Buster Keaton oder, etwas später, Stan Laurel und Oliver Hardy ihr Publikum zu unterhalten wussten. Doch dieser "Streich" war brandgefährlich.

Dass im echten Leben jemand auf die Idee kommen könnte, in einem gut besuchten Einkaufsmarkt einen Feuerwerkskörper anzuzünden – und das funkensprühende "Römische Licht" anschließend zurück in den Warenkorb zu den ganzen anderen Knallkörpern zu stecken, sind wohl Vorgänge, die ein Amtsrichter nur einmal in seiner Karriere auf dem Tisch hat.

Kunden flüchten aus dem Supermarkt

Für Richter Hermann Hepp-Schwab, den Vorsitzenden eines Schöffengerichts am Amtsgericht Dresden, war das am Dienstag der Fall. Angeklagt wegen "Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion" war ein 27-jähriger Straßenbauer aus Dresden, dem schon anzusehen war, wie peinlich ihm das Ganze sein musste. Tattag war der Silvesternachmittag 2019.

Der Angeklagte hatte mit seinen Brüdern den ganzen Tag am Weihnachtsmarkt gearbeitet und dabei auch den einen oder anderen Glühwein verköstigt. So weit, so normal. Doch ehe die drei nach Hause gingen, wollten sie sich noch für die Nacht mit Pyrotechnik ausstatten und besuchten zu diesem Anlass die Rewe-Filiale in der Prager Straße.

Ab diesem Zeitpunkt setzt der Text der Anklageschrift ein. Um 17.09 Uhr zündete der Angeklagte das etwa 50 Zentimeter lange "Römische Licht" an, steckte es in den Korb mit Knallkörpern und ging, heißt es da sinngemäß. Nur durch das beherzte Eingreifen seines Bruders und von Mitarbeitern des Marktes sei es gelungen, das brennende Feuerwerk aus dem Korb zu holen und mit einem Feuerlöscher abzulöschen. Mindestens neun Menschen im Umfeld hätten Deckung gesucht oder die Flucht ergriffen, sagte Staatsanwalt Til von Borries.

27-Jähriger wurde anonym gemeldet

"Wir wollten Feuerwerk kaufen und haben aus Blödheit gestritten", sagte der 27-Jährige über sich und seine Brüder. Er habe ein Feuerzeug in der Hand gehabt und herumgespielt. "Auf einmal war die Lunte in Brand!" Er habe versucht, sie auszumachen und sich dabei verbrannt. "Aus Panik" habe er das brennende Teil zurück in den Korb gesteckt und sei gegangen. "Zum Glück war mein Bruder da", sagte er. Es sei aber nichts "in die Luft geflogen".

Letzteres bestätigte eine Rewe-Mitarbeiterin, die geistesgegenwärtig zum Feuerlöscher gegriffen hatte. Nein, explodiert sei nichts. Sie hätten alle Kunden aus dem Markt gelotst, gelöscht und die Polizei alarmiert. Rewe beziffert den entstandenen Sachschaden auf gut 200 Euro und den Umsatzausfall auf mehr als 5.000 Euro.

Nach dem Täter war lange gesucht worden. Er wurde erst Mitte 2022 anonym gemeldet. Die Prozessbeteiligten waren sich einig, die "beschwingte und übermütige" Tat, so Verteidiger René Zebisch, als einen Versuch zu werten, denn glücklicherweise habe es keine Detonation gegeben.

Der 27-Jährige wurde zu einer Geldstrafe von 2.700 Euro verurteilt. Er muss nun jedoch mit einer Forderung von Rewe rechnen.