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Anna Netrebko distanziert sich von Putin

Dennoch legen Theater wie die New Yorker Oper ihre Zusammenarbeit mit der Sängerin weiterhin auf Eis.

Von Bernd Klempnow
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Anna Netrebko stellt klar: „Ich habe nie finanzielle Unterstützung von der russischen Regierung erhalten und lebe in Österreich, wo ich auch steuerlich ansässig bin.“
Anna Netrebko stellt klar: „Ich habe nie finanzielle Unterstützung von der russischen Regierung erhalten und lebe in Österreich, wo ich auch steuerlich ansässig bin.“ © Archivbild/Barbara Gindl/APA/dpa

Nach öffentlicher Kritik und mehreren Auftritts-Absagen hat sich die Star-Sopranistin Anna Netrebko deutlicher als zuvor von Russlands Präsident Wladimir Putin distanziert. „Meine Position ist klar. Ich bin weder Mitglied einer politischen Partei noch bin ich mit irgendeinem Führer Russlands verbunden“, teilte die 50-Jährige jetzt über ihren deutschen Anwalt mit.

„Ich erkenne und bedauere, dass meine Handlungen oder Aussagen in der Vergangenheit zum Teil falsch interpretiert werden konnten. Tatsächlich habe ich Präsident Putin in meinem ganzen Leben nur eine Handvoll Mal getroffen, vor allem im Rahmen von Verleihungen von Auszeichnungen für meine Kunst oder bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele.“ Sie habe ansonsten nie finanzielle Unterstützung von der russischen Regierung erhalten.

Mehrere Opernhäuser hatten zuletzt Auftritte von Netrebko abgesagt. Sie hatte sich öffentlich gegen den Krieg ausgesprochen – allerdings nicht gegen Putin. Sie hatte im vergangenen Jahr mit einer großen Gala im Kreml ihren 50. Geburtstag gefeiert. Nun ließ sie mitteilen: „Ich verurteile den Krieg gegen die Ukraine ausdrücklich und meine Gedanken sind bei den Opfern dieses Krieges und ihren Familien.“ Sie liebe ihr Heimatland Russland und strebe durch ihre Kunst ausschließlich Frieden und Einigkeit an. Nach einer Auftrittspause werde sie ihre Opern- und Konzertauftritte Ende Mai zunächst in Europa wieder aufnehmen.

Doch auch nach dieser deutlichen Distanzierung von Putin will beispielsweise die New Yorker Metropolitan Oper die Zusammenarbeit mit der Künstlerin zumindest vorerst nicht wieder aufnehmen. „Nach dem Lesen von Annas Mitteilung sind wir nicht darauf vorbereitet, unsere Position zu ändern“, sagte der Direktor der Metropolitan Oper, Peter Gelb. „Wenn Anna zeigt, dass sie sich ernsthaft, komplett und langfristig von Putin distanziert hat, dann wäre ich für eine Unterhaltung bereit.“

Die renommierte Metropolitan Oper in Manhattan hatte vor einigen Wochen angekündigt, als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine die Zusammenarbeit mit Netrebko wie mit allen Künstlern oder Institutionen, die Putin unterstützen, vorerst auf Eis zu legen. Daraufhin hatte Netrebko sich von geplanten anstehenden Auftritten zurückgezogen – darunter von denen als Turandot im April und Mai. Gelb hatte von einem „großen künstlerischen Verlust“ gesprochen. (mit dpa)