Update Feuilleton
Merken

Ohrfeige von Will Smith: Oscar-Akademie prüft Konsequenzen

Die Tragikomödie "Coda" erzählt von einer gehörlosen Fischerfamilie. Nun gewinnt der Film den Oscar. Nach der Ohrfeige von Will Smith prüft die Oscar-Akademie nun Konsequenzen.

 6 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Will Smith (r) schlägt Chris Rock bei den Oscars.
Will Smith (r) schlägt Chris Rock bei den Oscars. © Chris Pizzello/Invision/AP/dpa

Die Tragikomödie "Coda" hat den Oscar als bester Film gewonnen. Regisseurin Siân Heder erzählt darin von einem Mädchen, das in einer gehörlosen Fischerfamilie aufwächst.

Der Film gewann insgesamt drei Auszeichnungen, wie die US-Filmakademie in der Nacht zum Montag in Los Angeles bekanntgab. Erstmals hat damit ein Film eines Streamingdienstes den Oscar in dieser Kategorie geholt. Der Film läuft beim Anbieter Apple TV+.

"Coda" ist ein US-Remake der französischen Komödie "Verstehen Sie die Béliers?". Er handelt von der 17-jährigen Ruby, die als einzige in der Familie hören kann. Eines Tages wird sie vor die Wahl gestellt, ob sie ihre eigenen Träume als Sängerin verwirklicht oder die Erwartungen ihrer Familie erfüllt. Als bester Nebendarsteller wurde der gehörlose Schauspieler Troy Kotsur geehrt.

Die Darsteller und die Crew von "Coda" nehmen bei der bei der 94. Verleihung der Academy Awards in Hollywood den Preis für den besten Film entgegen.
Die Darsteller und die Crew von "Coda" nehmen bei der bei der 94. Verleihung der Academy Awards in Hollywood den Preis für den besten Film entgegen. © Chris Pizzello/Invision/AP/dpa

"Dune gewinnt die meisten Auszeichnungen

Die meisten Auszeichnungen gingen an das Sciene-Fiction-Epos "Dune". Ausgezeichnet wurde der Film unter anderem für die beste Filmmusik und die besten visuellen Effekte. Für Komponist Hans Zimmer und den Effektexperten Gerd Nefzer - zwei Filmschaffende, die aus Deutschland kommen - ist es jeweils der zweite Oscar.

Der Western "The Power of the Dog" von Jane Campion, der mit zwölf Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangen war, gewann letztlich nur eine Auszeichnung für die beste Regie.

Schauspielerin Jessica Chastain gewann den Oscar als beste Hauptdarstellerin für "The Eyes Of Tammy Faye", eine Filmbiografie über eine christliche TV-Predigerin. Will Smith gewann den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in "King Richard" über den Aufstieg von Serena und Venus Williams zu Tennis-Stars.

Ohrfeige wegen Witz über Jada Pinkett Smith

Will Smith sorgte mitten in der Verleihung für einen irritierenden Moment, als er auf die Bühne lief und seinem Kollegen Chris Rock eine Ohrfeige gab. Danach kehrte er auf seinen Platz zurück und rief zweimal laut in Rocks Richtung: "Lass den Namen meiner Frau aus Deinem verdammten Mund!" Zuvor hatte sich Komiker Rock an Smiths Frau Jada Pinkett Smith gewandt und gewitzelt: "G.I. Jane 2 - ich kann es nicht abwarten, das zu sehen." - eine Anspielung auf den Film "G.I. Jane", in dem sich Demi Moore als Soldatin den Kopf rasierte. Jada Pinkett Smith hatte in der Vergangenheit offen über ihren Haarausfall gesprochen.

Nach der Ohrfeige auf der Bühne der Oscar-Gala prüfen die Veranstalter mögliche Konsequenzen. "Die Academy verurteilt die Handlungen von Herrn Smith bei der gestrigen Show", heißt es in einer Mitteilung der Veranstalter vom Montag. "Wir haben offiziell eine formelle Untersuchung des Vorfalls begonnen und werden das weitere Verfahren und Konsequenzen prüfen."

Smith entschuldigte sich unterdessen am Montag via Instagram - bei Rock, den Veranstaltern der Oscars, den Zuschauern und allen Beteiligten rund um den Film "King Richard". Der Vorfall sei ihm peinlich. "Mein Verhalten bei den gestrigen Academy Awards war inakzeptabel und unentschuldbar", schrieb Smith. "Witze auf meine Kosten sind Teil des Jobs, aber ein Witz über Jadas Gesundheitszustand war zu viel für mich zu ertragen und ich habe emotional reagiert."

Was für Konsequenzen Smith drohen könnten, blieb zunächst unklar. In US-Medien wurde beispielsweise über einen Ausschluss aus der Oscar-Akademie spekuliert, eine Aberkennung seines Oscars wurde dagegen als unwahrscheinlich angesehen. Vonseiten der Polizei drohen dem Schauspieler dagegen zunächst keine Konsequenzen. Komiker Rock habe zumindest vorerst keine Anzeige erstatten wollen, zitierte der TV-Sender CNN die Polizei in Los Angeles.

Der Vorfall wurde in den sozialen Medien heftig diskutiert. Die aus der RTL-Show "Let's Dance" bekannte Tänzerin und Jurorin Motsi Mabuse bezeichnete ihn als "Schande". "Mitzubekommen, wie Chris Rock diesen Witz macht und weiß, dass dies eines der prestigeträchtigsten Ereignisse überhaupt ist und er dabei eine schwarze Frau niedermacht anstatt sie vor ihren Kollegen zu erheben, das ist die Art von Missbrauch, über die wir sprechen müssen", schrieb Mabuse (40) am Montag bei Instagram. Die Reaktion von Smith bezeichnete sie als "enttäuschend" und "beschämend".

Billie Eilish gewinnt Oscar für "James Bond"-Titelsong

Ariana DeBose wurde als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle im Musical "West Side Story" geehrt. Sie sagte zum Publikum: "Sie sehen hier eine offen queere, nicht-weiße Frau, eine Afro-Latina", die ihre Kraft durch die Kunst gefunden habe. Prämiert wurden zudem der "James Bond"-Titelsong von Billie Eilish und der Animationsfilm "Encanto". Der Oscar für den besten ausländischen Film ging an "Drive My Car" des Japaners Ryusuke Hamaguchi.

Ein deutscher Kinoverband reagierte zwiegespalten auf die Entscheidung, den Film eines Streaminganbieters auszuzeichnen. "Wir gratulieren Apple zum Oscar-Gewinn von "Coda"", teilte Christian Bräuer von der AG Kino - Gilde mit. "Gleichzeitig finden wir es sehr bedauernswert, dass Apple lediglich in den USA einen Kinostart des Films mitsamt großer Kampagne ermöglicht hat." In der Vergangenheit hätten sie bei anderen Filmen wie "Macbeth" gut zusammengearbeitet.

Schweigeminute für die Ukraine

Moderiert wurde die Oscar-Verleihung von den Schauspielerinnen Amy Schumer, Regina Hall und Wanda Sykes. Während der Sendung wurde auch zu einem Schweigemoment aufgerufen: "Wir bitten Sie, die Ukraine auf jede erdenkliche Weise zu unterstützen."

Einige Gäste trugen blaue Bänder mit der Aufschrift "WithRefugees". Vorab hatte Schauspieler Sean Penn zu einem Boykott der Gala aufgerufen, falls sie ohne den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj stattfinden sollte. Er selbst würde seine beiden Oscar-Statuen aus Protest "einschmelzen", sagte Penn. Selenskyj wurde im Dolby Theatre nicht zugeschaltet.

Die Gewinner der 94. Oscar-Verleihung im Überblick:

  • Bester Film: "Coda" von Siân Heder
  • Regie: Jane Campion für "The Power of the Dog"
  • Hauptdarsteller: Will Smith in "King Richard"
  • Hauptdarstellerin: Jessica Chastain in "The Eyes Of Tammy Faye"
  • Nebendarstellerin: Ariana DeBose in "West Side Story"
  • Nebendarsteller: Troy Kotsur in "Coda"
  • Internationaler Film: "Drive My Car" von Ryusuke Hamaguchi
  • Kamera: Greig Fraser für "Dune"
  • Original-Drehbuch: Kenneth Branagh für "Belfast"
  • Adaptiertes Drehbuch: Siân Heder für "Coda"
  • Schnitt: Joe Walker für "Dune"
  • Filmmusik: Hans Zimmer für "Dune"
  • Filmsong: "No Time To Die" von Billie Eilish and Finneas O'Connell
  • Produktionsdesign: Patrice Vermette, Zsuzsanna Sipos für "Dune"
  • Ton: Mac Ruth, Mark Mangini, Theo Green, Goug Hemphill, Ron Bartlett für "Dune"
  • Visuelle Effekte: Paul Lambert, Tristan Myles, Brian Connor, Gerd Nefzer für "Dune"
  • Animationsfilm: "Encanto" von Byron Howard, Jared Bush
  • Animations-Kurzfilm: "The Windshield Wiper" von Alberto Mielgo und Leo Sanchez
  • Dokumentarfilm: "Summer of Soul (...Or, When the Revolution Could Not Be Televised)" von Ahmir "Questlove" Thompson, Joseph Patel, Robert Fyvolent and David Dinerstein
  • Dokumentar-Kurzfilm: "The Queen of Basketball" von Ben Proudfoot
  • Make-up/Frisur: Linda Dowds, Stephanie Ingram, Justin Raleigh für "The Eyes of Tammy Faye"
  • Kostümdesign: Jenny Beavan für "Cruella"
  • Kurzfilm: "The Long Goodbye" von Aneil Karia und Riz Ahmed (dpa)