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Podcast „Debatte in Sachsen“: Brauchen wir ein neues Bild der DDR?

Stasi, Mangel, Unterdrückung - manchen können die Geschichten über die DDR nicht finster genug sein. Andere sagen: Unser Leben darin war bunter! Ein Streitgespräch darüber, ob wir ein neues DDR-Bild benötigen.

Von Oliver Reinhard
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Was war die DDR? Eine Diktatur? Eine Wohlfühlinsel? Oder beides zugleich?
Was war die DDR? Eine Diktatur? Eine Wohlfühlinsel? Oder beides zugleich? © bpb/Kulick

Die gängigen Geschichtsbilder der DDR „konzentrieren sich zu sehr auf Repression und Unterdrückung“, sagt die Journalistin und Buchautorin Sabine Rennefanz im neuen Podcast „Debatte in Sachsen“ zum Thema „Brauchen wir ein neues Bild der DDR?“ „Viele Leute finden diese Vorstellung vom Reich der Finsternis sehr dissonant, wenn sie selber ganz andere Erfahrungen gemacht haben“, so die 48-Jährige, die in Beeskow geboren wurde und in Eisenhüttenstadt aufwuchs.

Rennefanz wünscht sich vor allem mehr DDR als Unterrichtsthema. „Wie wenig unsere Jugendlichen und Kinder in der Schule über die DDR lernen, das ist skandalös. Aber ich würde mir auch generell eine größere Neugier auf diese Zeit und die Menschen wünschen.“

Man dürfe aber auch künftig nicht vergessen, dass selbst der Alltag in der DDR nach den Regeln und Vorgaben einer Diktatur funktionierte, sagt Anne Rabe, ebenfalls Schriftstellerin und Autorin des Buches „Eine Ahnung von Glück“. Die Gewaltgeschichte der DDR sei noch lange nicht ausreichend durchleuchtet, so die 37-jährige gebürtige Wismarerin. „Das zeigt sich auch in Tabus, die bis heute fortwirken, insbesondere in Sachen Kindesmisshandlung und sexualisierte Gewalt“, etwa in Jugendwerkhöfen.

Die Verengung des Interesses an der DDR auf die Frage „War es ein Unrechtsstaat oder nicht?“ findet aber auch Anne Rabe völlig falsch, „weil es der Bedeutung der DDR und ihrer Geschichte nicht im Ansatz gerecht wird“.

Die Gäste in dieser Folge

Zwei Frauen, zwei Meinungen: Anne Rabe (l.) und Sabine Rennefanz wollen beide eine stärkere Aufarbeitung der DDR.
Zwei Frauen, zwei Meinungen: Anne Rabe (l.) und Sabine Rennefanz wollen beide eine stärkere Aufarbeitung der DDR. © Sven Gatter/Annette Hauschild

Anne Rabe wurde 1986 in Wismar an der Ostsee geboren. Sie veröffentlicht Gedichte und Theaterstücke und schreibt seit 2010 regelmäßig Drehbücher für TV-Serien. Im Frühjahr erschien ihr erster Roman "Die Möglichkeit von Glück" über eine ostdeutsche Familiengeschichte vor und nach 1989.

Sabine Rennefanz wurde 1974 In Beeskow geboren und wuchs auf in Eisenhüttenstadt. Die Journalistin und Autorin erhielt 2011 für den Artikel "Uwe Mundlos und ich" den deutschen Reporterpreis. Zwei Jahre später erschien ihr Buch "Eisenkinder". Rennefanz schreibt u.a. für den Spiegel, den Tagesspiegel und die Berliner Zeitung.

Moderiert wird das Gespräch von Oliver Reinhard, stellvertretender Ressortleiter Feuilleton bei Sächsische.de.

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