Mit Songs wie "Cheri Cheri Lady" oder "You're My Heart, You're My Soul" wurde Modern Talking weltweit berühmt. Die Band von Dieter Bohlen und Thomas Anders erlebte ihre Hoch- und Tiefflüge, bis sie sich 2003 endgültig auflöste. Nun geht der "Poptitan" Bohlen genau 40 Jahre nach der Gründung von Modern Talking mit den besten Hits auf Tour. Im Interview mit Sächsische.de erzählt er unter anderem, welche Musik er im Auto hört.

Herr Bohlen, was ist das Rezept für einen erfolgreichen Song?

Also das Wichtigste ist, dass man den nachsingen kann. Viele Songs, die heute in den Charts laufen, kann ich nicht nachsingen. Der Beat ist vielleicht geil, aber dieser berühmte Ohrwurm ist da nicht. Also, wenn man so den ganzen Tag rumläuft und das Ding nicht aus den Ohren kriegt, dann ist das ein guter Song. Aber auch die Songzeile ist super wichtig. Wenn "Cheri Cheri Lady" den Namen "I love you Baby" gehabt hätte, dann wäre das niemals so ein Mega-Hit geworden.

Was nervt Sie denn an der aktuellen Popmusik?

Gar nichts. Das Einzige, was mich nervt, ist, dass wir keine CDs mehr haben oder Schallplatten. Es wird nur noch gestreamt. Das wird natürlich zunehmend schwerer für Künstler, überhaupt davon zu leben. Nicht bei den amerikanischen Weltstarts, die verdienen über die Streamings noch immer genug. Aber wenn ich ein deutscher Star bin, bekomme ich eine Abrechnung von 580 Euro für einen Nummer-eins-Hit mit zwei Millionen Streams. Da denkt man sich eigentlich mehr.

Was würden Sie dann heute anders machen, wenn Sie als junger Popmusiker nochmal von vorne anfangen müssten?

Also ich müsste mir darüber im Klaren sein, dass ich mit diesem Beruf vielleicht nicht so viel Geld verdienen kann. Dass es mir in erster Linie darum geht, für Leute Musik zu machen. Da ist es auch wichtig, dass man sich ein zweites Standbein aufbaut. Ich würde auf jeden Fall jedem raten, irgendwas Vernünftiges nebenbei zu lernen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man mit Popmusik reich wird, ist in etwa so hoch wie ein Sechser im Lotto.

Und warum ist Taylor Swift momentan die Mega-Pop-Titanin?

Ich glaube, das weiß sie selber nicht. Ich finde, sie macht gute Songs. Aber es gibt bestimmt auf dieser Welt mindestens eine Million Frauen, die genauso gut singen, wenn nicht besser. Da müssen irgendwelche Sachen zusammenkommen. Sie macht eine tolle Bühnenshow, sie sieht gut aus, sie singt gut. Sie hat ein gutes Team, schreibt gute Nummern. Und alles zusammen war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und sie hat im Vorfeld ganz viel probiert, zum Beispiel Countrymusik. Dann fanden sie alle auf einmal gut. Das kannst du nicht planen.

Mal eine persönlichere Frage: Welche Popmusik hören Sie beim Autofahren?

Also ich höre mir auf Spotify immer eine Playlist an, auf der alle aktuellen Veröffentlichungen sind. Um immer darüber informiert zu sein, was gerade in der Musikwelt abgeht. Ich höre auch gerne The Weekend oder sowas. Einige Songs wie "Save Your Tears" gehen mir ans Herz. Ich hör mir auch viel aus dem deutschen Bereich an, also Ayliva oder Apache oder so.

Da Sie gerade von deutschen Künstlern sprechen: Hat deutschsprachige Popmusik eine Zukunft?

Nicht international. Deutsche Künstler haben das Problem, dass die einen Hit mit ein paar Millionen Streams haben, aber das war's dann auch. Mit deutschen Texten kannst du im Ausland zu 99,9 Prozent nichts werden. Nena hat das ja mal geschafft mit 99 Luftballons. Sie ist damit international gegangen und hat auch eine englische Version des Songs gemacht. Aber viele deutsche Künstler kennt an der Grenze zu Dänemark keiner mehr.

Das Gespräch führte Fionn Klose.