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Leipziger Buchmesse: Frei.Wild-Sänger darf nach Ausladung doch lesen

Erst ausgeladen, dann wieder eingeladen. Frei.Wild-Frontsänger Philipp Burger darf nun doch auf der Leipziger Buchmesse aus seinem Buch "Freiheit mit Narben" lesen.

Von Fionn Klose
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Die Band Freiwild vor einem Konzert im letzten Jahr in Riesa.
Die Band Freiwild vor einem Konzert im letzten Jahr in Riesa. © Sebastian Schultz

Leipzig. Frei.Wild-Sänger Philipp Burger darf wohl doch auf der Leipziger Buchmesse aus seinem Buch "Freiheit mit Narben" lesen. "Da war ganz schön Action drin", schrieb er am Mittwochabend auf der Facebook-Seite von Frei.Wild. "Der Kopf, der sich die LitPop ausgedacht und auf die Beine gestellt hat, hat das Gespräch gesucht. Er war's auch, der damals die Idee auf den Tisch gelegt hat, mich einzuladen."

Man habe sich offen unterhalten, so Burger. Und er habe eine neue Einladung erhalten. "Also, Sonntag 24. März um 13 Uhr bin ich am Start, direkt gegenüber vom Stand vom Kampenwand Verlag, meinem Verlag." Er werde aus seinem Buch lesen, ein paar Songs singen und Bücher signieren. Felix Wisotzki, Pressesprecher der Buchmesse, bestätigt Sächsische.de den Auftritt von Burger. "Die Absage ging aber nicht von uns aus", sagt er. "Die Veranstaltung läuft komplett über den Verlag, er hat sich für sie entschieden und wir haben geschaut, wo wir sie hinstecken." Demnach solle Burger im Forum in Halle fünf lesen. Bei "LitPop" wird er aber nicht mehr auftreten.

Frei.Wild-Sänger schreibt über Nazi-Vergangenheit

Doch was war geschehen? Philipp Burger wurde zur Veranstaltung "LitPop" im Rahmen der Leipziger Buchmesse ausgeladen. Weil, wie die Band auf ihrer Facebookseite mitteilte, ein anderer Künstler im Programm mit seiner Absage gedroht habe, wenn Burger auftrete. Also sagte man Burger ab. Die Band war sauer, veröffentlichte Screenshots von Mails, in denen über die Buchmesse-Absage kommuniziert wurde. Auch die Fans der Band reagierten auf Facebook empört. "Dieses Land ist noch mehr am Arsch als gedacht", schrieb ein User auf Instagram. Wer der Künstler ist, der für die Absage gesorgt hatte, ist unklar. Frei.Wild-Fans stellen Vermutungen an. Es könnten ja die Toten Hosen sein, schrieb ein Facebook-Nutzer.

Burger hat eine düstere Geschichte über die er in "Freiheit mit Narben" schreibt. Er war Nazi-Skinhead und in der rechtsextremen Band "Kaiserjäger" aktiv. In seinem Buch thematisiert Burger seine Neonazi-Vergangenheit, beschreibt seine Jugend als Skinhead und seinen Ausstieg aus der Szene.

Patriotismus für Burger nicht problematisch

Burger und die Band Frei.Wild sind nach wie vor umstritten, polarisieren. 2013 wurden ihre Texte etwa von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien unter die Lupe genommen. Im selben Jahr wurde die Band erst für den Echo nominiert und dann wieder ausgeladen. 2016 bekamen Frei.Wild dann doch noch den Echo überreicht.

Einige ihrer Texte sind patriotisch, heimatverliebt. Zum Beispiel der Song "Südtirol". Von eben da kommt auch die Band. Der Song sorgte für Kritik. "Die Botschaft der norditalienischen Deutschrocker ist völkisch und nationalistisch geprägt", urteilte der Journalist Thomas Kuban in der Süddeutschen Zeitung. Burger singt darin die Zeilen: "Südtirol, du bist noch nicht verloren/In der Hölle sollen deine Feinde schmoren." und "Ich dulde keine Kritik/An diesem heiligen Land, das unsre Heimat ist."

Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) sagt Burger dazu: "'Südtirol' ist definitiv ein patriotischer Song. Dass ich das Thema Heimat positiv besinge, ist für mich Wertschätzung, Dankbarkeit für meine Heimat." Er sehe Patriotismus per se nicht als problematisch an. Generell will sich die Band nicht einer politischen Richtung zuordnen. Ihr konnte auch nie eine faktische Nähe zum Rechtsextremismus nachgewiesen werden.