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Kommentar zur Oscar-Verleihung: Deutschland ist Weltklasse

"Im Westen nichts Neues" zeigt, dass der deutsche Film jetzt auch im Kino dort ist, wo er im Netz längst triumphiert: in der Weltmarkt-Klasse. Ein Kommentar.

Von Oliver Reinhard
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Antonio Banderas (r.) überreicht Regisseur Edward Berger den Oscar für "Im Westen nichts Neues" für den besten internationalen Spielfilm.
Antonio Banderas (r.) überreicht Regisseur Edward Berger den Oscar für "Im Westen nichts Neues" für den besten internationalen Spielfilm. © Invision

Die Oscars sind eine eigene Wertekategorie. An ihren Zahlenmaßstäben gemessen, ist nun also „Im Westen nichts Neues“ der „beste“ deutsche Kinofilm aller Zeiten. Vier Trophäen holte das Kriegsdrama in der Nacht zum Montag, so viel wie keine einheimische Produktion zuvor. Sie war damit der zweiterfolgreichste Film dieses Oscar-Jahrgangs überhaupt nach „Everything Everywhere All at Once“, der sieben Preise holte. Ein Grund zu ungetrübter Freude, weil der Aufmerksamkeitsbonus dieses Oscar-Regens kaum abzuschätzen und der Werbeeffekt für den deutschen Film immens ist.

Dass er Drama kann, hat er schon oft genug bewiesen, auch im Wettbewerb um den weltwichtigsten Filmpreis. Nun wurde er erstmals mit den Oscars für Kamera und Produktionsdesign dafür belohnt, wie souverän er ebenso den ganz großen Leinwandbombast beherrscht, episch, dramatisch, überwältigend. Das ist ein extrem wichtiges Leistungskriterium, ein Ritterschlag für das Blockbusterkino.

„Barbaren“ landete in 91 Ländern unter den Serien-Top-10

Dass die dritte Verfilmung – und erste deutsche – des berühmten Antikriegsromans von Erich Maria Remarque nicht unbedingt auch die beste ist, bleibt dafür irrelevant. Und dass auch sie „nur“ zustande kam mit dem eigentlichen Erzfeind des Kinos, dem Streaminganbieter Netflix, der seine Produktionen gerade mal zwei Wochen ins Kino lässt, und auch das nur deshalb, um beim Oscar-Rennen mitmachen zu dürfen; es fällt nach einem solchen Triumph ebenfalls nicht mehr wirklich ins Gewicht.

Denn das Kino ist ohnehin auch in Deutschland nicht mehr der wichtigste Ausspielort für das Filmbusiness. Das hat seine wichtigste Plattform längst im Internet gefunden und seinen Schwerpunkt weg vom Film bewegt, hin zur Serie. Überwiegend hier, im Netz, zeigt die Branche, was sie kann, mit „Babylon Berlin“, „Das Boot“, „Dark“, „Unorthodox“ oder „Barbaren“, das in 91 Ländern unter den Serien-Top-10 landete.

Seit Jahren ist die deutsche Serie im Netz international so erfolgreich, wie es der deutsche Film in Kino niemals war. Insofern zeigt der Oscar-Triumph von „Im Westen nichts Neues“ genau genommen "nur", dass der deutsche Film es nun auch auf der Leinwand dorthin geschafft hat, wo er im Netz längst ist: in der Weltmarktklasse.

E-Mail an Oliver Reinhard