Feuilleton
Merken

Deutsche Filme "Das Lehrerzimmer" und "Perfect Days" in Oscar-Vorrunde

Erst im März werden die Oscars verliehen, doch schon jetzt haben zwei deutsche Regisseure eine wichtige Hürde genommen. Ilker Çatak und Wim Wenders sind mit "Das Lehrerzimmer" und "Perfect Days" in der Vorauswahl.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Film "Das Lehrerzimmer" erzählt von einem Konflikt an einer Schule, der aus dem Ruder läuft. Im Zentrum steht eine Lehrerin (Leonie Benesch), die eine Diebstahlserie an ihrer Schule aufklären will
Der Film "Das Lehrerzimmer" erzählt von einem Konflikt an einer Schule, der aus dem Ruder läuft. Im Zentrum steht eine Lehrerin (Leonie Benesch), die eine Diebstahlserie an ihrer Schule aufklären will © Alamode

München. Der deutsche Film "Das Lehrerzimmer" von Regisseur Ilker Çatak (39) ist einer möglichen Oscar-Trophäe ein ganzes Stück näher gekommen. Auch Wim Wenders (78) rückte mit seinem Film "Perfect Days" im Oscar-Wettbewerb einen Schritt weiter. Beide Filme schafften es auf die sogenannte Shortlist von insgesamt fünfzehn Kandidaten, wie die Oscar-Akademie im kalifornischen Beverly Hills am Donnerstag (Ortszeit) mitteilte. 88 Länder hatten sich für 2024 um den Oscar in der Sparte "International Feature Film" beworben. Fünf Filme kommen später in die Endauswahl.

"Das Lehrerzimmer" erzählt von einem Konflikt an einer Schule, der aus dem Ruder läuft. Im Zentrum steht eine junge Lehrerin (Leonie Benesch), die eine Diebstahlserie an ihrer Schule aufklären will. "Unter den letzten 15 Filmen, in der Shortlist für den Auslands-Oscar zu sein, bedeutet uns als gesamtes Team unglaublich viel", teilte Çatak der Deutschen Presse-Agentur mit.

"Wir hoffen, dass der Film nun noch mehr Menschen erreicht und dadurch Aufmerksamkeit auf die oft unterschätze Arbeit von Lehrkräften weltweit lenkt." Das Schuldrama war Ende August von German Films, der Auslandsvertretung des deutschen Films, als Deutschlands Kandidat für den Oscar-Wettbewerb ausgesucht worden.

Wenders drehte seinen poetischen Film "Perfect Days" in Tokio - der Film geht für Japan in das Rennen um den Auslands-Oscar. "Was für eine Ehre, das Land von Yasujiro Ozu, Akira Kurosawa, Kenji Mizoguchi und so vielen Großen mehr repräsentieren zu dürfen", sagte Wenders am Donnerstag in einer Mitteilung mit Blick auf berühmte japanische Regisseure. Im September hatte Wenders' Film den Gildepreis der Deutschen Filmkunsttheater als "Bester ausländischer Film" gewonnen.

Damit sei er dafür gewappnet, "die japanischen Farben im Oscar-Rennen um den "Besten Internationalen Spielfilm" zu vertreten", fügte Wenders hinzu. "Mir ist aber durchaus bewusst, dass ich da eigentlich nur als sidekick meines wunderbaren Schauspielers Koji Yakusho dabei bin." "Perfect Days" spielt in Tokio und erzählt von einem Mann namens Hirayama (Yakusho), der als Toiletten-Reiniger arbeitet, mit seinem einfachen Leben zufrieden scheint und sehr im Moment lebt.

Wenders war bereits dreimal für einen Oscar nominiert: 2000 mit der Musiker-Doku "Buena Vista Social Club", 2012 mit dem 3D-Tanzfilm "Pina" über Pina Bausch sowie 2015 mit der Doku "Das Salz der Erde" über den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado. Am Ende ging der Regisseur aber immer leer aus.

Das mögliche Aufeinandertreffen zweier deutscher Regisseure in der Sparte "International Feature Film" bei der Oscar-Vergabe wäre ein Ausnahmefall. Im September hatten Wenders und Çatak beide ihre Filme beim Telluride-Filmfest im US-Bundesstaat Colorado gezeigt. Von dem Zusammentreffen mit seinem "Idol" schwärmte Çatak im Oktober. Er sei mit Wenders' Filmen groß geworden und nun freuten sie sich über den gegenseitigen Erfolg.

Vier deutsche Produktionen gewannen Oscar bisher

Neben Deutschland und Japan sind unter anderem Länder wie Frankreich ("Geliebte Köchin"), Italien ("Io capitano"), Großbritannien ("The Zone of Interest"), Spanien ("Die Schneegesellschaft") und die Ukraine ("20 Days in Mariupol") vertreten. Bei drei weiteren Kandidaten - aus Finnland ("Fallende Blätter"), Dänemark ("The Promised Land") und Tunesien "Four Daughters" - sind nach Angaben von German Films auch deutsche Produktionsfirmen beteiligt.

Spannend wird es nun wieder am 23. Januar, wenn in Hollywood die Finalisten in allen Wettbewerbs-Sparten verkündet werden. Die Verleihung der Oscars soll dann am 10. März 2024 über die Bühne gehen.

Erst vier deutsche Produktionen gewannen den Preis für den besten internationalen (nicht-englischsprachigen) Film. Vor "Im Westen nichts Neues" war das zuletzt 2007 Florian Henckel von Donnersmarck mit dem Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" gelungen. 1980 hatte die Romanverfilmung "Die Blechtrommel" von Volker Schlöndorff diesen Preis erhalten, 2003 "Nirgendwo in Afrika" von Caroline Link. (dpa)