Feuilleton
Merken

Rammstein-Sänger bei Moskauer Militärfest

Till Lindemann sang auf dem Roten Platz ein russisches Heldenlied und wurde dafür frenetisch gefeiert.

 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Till Lindemann tritt beim Spasskaya Tower Military Music Festival auf dem Roten Platz in Moskau auf.
Till Lindemann tritt beim Spasskaya Tower Military Music Festival auf dem Roten Platz in Moskau auf. © TASS

In weißem Smoking und schwarzem Hemd mit weißer Fliege vor dem Kreml in Moskau: Der Rammstein-Sänger Till Lindemann (58) ist in der russischen Hauptstadt bei dem Militär-Festival „Spasskaja Baschnja“ auf dem Roten Platz aufgetreten. Der in dem Riesenreich beliebte Sänger, der gebürtig aus Leipzig stammt, trug am Samstagabend seine Version des russischen Heldenliedes „Geliebte Stadt“ vor – auf Russisch. Das hob sogar die Staatsagentur Ria Nowosti extra hervor. Die Regierungszeitung „Rossijskaja Gaseta“ schwärmte: Das Publikum sei „super begeistert“ gewesen. „Die Tribünen explodierten buchstäblich vor Applaus, der in lange Ovationen überging.“

Im Text der Lindemann-Version heißt es: "Mein Genosse fliegt in ein fernes Land / einheimische Winde folgen ihm ... / Mein Genosse wird alle Schlachten und Kriege durchstehen / Ohne Schlaf und ohne Ruhe / Seine geliebte Stadt kann gut schlafen /
Und träumen, und inmitten des Frühlings grün werden."

Eine Mahnung von der Polizei

Till Lindemann ist dafür bekannt, dass er gerne provoziert und Grenzen verletzt. Erst im vergangenen Jahr hatte ein Gedicht von ihm für heftige Kritik gesorgt, weil es eine unverstellte Vergewaltigungsfantasie enthält. In „Wenn du schläfst“ heißt es: „Schlaf gerne mit dir wenn du träumst/ Weil du alles hier versäumst/ Und genau so soll das sein (so soll das sein so/ macht das Spaß)/ Etwas Rohypnol im Wein (etwas Rohypnol ins Glas)/ Kannst dich gar nicht mehr bewegen“. In seinen insgesamt vier Gedichtbänden und auch in den Rammstein-Songs spielt Lindemann immer wieder mit dem Image des finsteren Romantikers mit gequälter Seele.

Noch eine Woche vor dem Militärfestival war eine ähnliches Veranstaltung, auf der Till Lindemann ebenfalls hätte auftreten sollen, auf Druck der Behörden abgesagt worden. Offiziell wurde das Vorgehen Berichten zufolge mit Corona-Beschränkungen begründet. Der Rammstein-Frontmann selbst war von Polizisten aufgesucht worden. Diese haben ihm laut Agentur Interfax eine Mahnung überbracht, bei seinem Auftritt in der Stadt Twer nordwestlich von Moskau entsprechende Auflagen einzuhalten.

Der Veranstalter Maxim Larin hingegen brachte die Probleme für seine Musik-Veranstaltung mit den bevorstehenden Wahlen in Russland in Verbindung. Der Geschäftsmann kandidiert im September bei der Wahl zum Regionalparlament für die Oppositionspartei Rodina (Heimat).

Von dieser Aufregung war nun keine Spur mehr. Bei dem Festival des russischen Verteidigungsministeriums unter seinem Chef Sergej Schoigu traten verschiedene Militärkapellen auf. Es gab eine Show mit einem spektakulären Feuerwerk. Das mehrtägige Event endete am Sonntag. (SZ/or/dpa)